„Der ganze Wagen ist eine revolutionäre Zelle“: Der Aktivist Christoph Schlingensief produziert seine neue MTV-Talkshow „U 3000“ in der Berliner U-Bahn – und wirkt dabei ein wenig angestrengt
Die meisten guckten weg. Und viele Linke, die offenen Auges kämpften, verstrickten sich in Grabenkämpfe. Während der argentinischen Militärdiktatur wurden systematisch Babys und Kinder verschleppt. Elsa Osorio hat einen Roman über politische Ahnenforschung geschrieben – „Mein Name ist Luz“
Die Inszenierung war von mittlerer Größe: Im Schauspiel Hannover durfte Christian Pade mit „Ausweitung der Kampfzone“ den allerersten Houellebecq auf eine deutsche Bühne bringen. Das Buch blieb ein Buch, die Ferne blieb fern, und das Unverständnis, wie es gelingt zu leben, wurde verständlich
Drei kurze Geschichten der Bestürzung: Das Hebbel Theater zeigt junges Theater aus Buenos Aires, das um Abwesenheit kreist. Väter, Ehemänner und Weltrevolution müssen weiter gesucht werden
Frank Castorf operiert in seiner Tennessee-Williams-Bearbeitung „Endstation Amerika“ an der Volksbühne am offenen Arbeiterglück. Kapitalismus und Depression werden im Homevideo versöhnt. Denn alles kann man filmen. Guck mal!
„Es interessiert uns sehr, was Sie von unserer Idee halten“: Mit einem Gastspiel der kanadischen Performancegruppe PME endet das Minifestival „What you see is what you get“ im Podewil
Sensibilität, Fantasie, großes Spiel, ein traurig-schönes Märchen und auch ein wenig zu viel von allem Guten: Peter Brook gastiert mit „Le Costume“ bei den Theaterwelten
Mit vier Uraufführungen startete das Hamburger Schauspielhaus in die erste Saison unter seinem umstrittenen Intendanten Tom Stromberg. Warten war ein übergreifendes Thema: Mal in küchenphilosophischer Variante, mal in kunstvoller Verwebung
Selbst die offenste Erwartungshaltung kann unterlaufen werden. Das zeigt die Performancegruppe Gob Squad, die das Life-Art Minifestival „What You See Is What You Get“ im Podewil eröffnete
Heftiger an den Verhältnissen reiben: Zur Eröffnung des Hamburger Thalia Theaters unter der neuen Intendanz von Ulrich Khuon gibt es Slapstick im „Nachtasyl“, Drogentrips und globale Verlierertypen
Knödel und Sex im Frühnebel: In seinem Film „Abschied. Brechts letzter Sommer“ schildert Jan Schütte einen Tag aus dem Leben des alten Bertolt Brecht und erforscht die Gefühlswallungen von ihm und seinen Musen. Die Kunst und die Politik kommen dabei, versteht sich, nur am Rande vor
Heilung durch Bach: Der norwegische Schriftsteller Jon Fosse, in Frankreich schon als „Beckett des 21. Jahrhunderts“ gefeiert, wird in der nächsten Spielzeit auch auf deutschen Bühnen zu den meistgespielten Newcomern zählen. Seine Stücke entsprechen dem neuen Bedürfnis nach lyrischer Kargheit
Hallo, hier Hauptstadt, hallo, hier Sprachrohr: Ein halbes Jahr lang haben sich die Berliner Bühnen unter großem medialem Aufwand heiser geschrien. Ein Rückblick auf die vergangene Spielzeit
Helena Waldmann ist Artist-in-Residence am Podewil. Für ihre erste Berliner Choreografie „see and be scene. a catwalk banquet“ ließ sich die Meisterin des Perspektivenspiels von Bret Easton Ellis inspirieren: Models an die Maschinengewehre!
Der Moment des Ereignisses allein zählt: Henning Fülle, sonst Dramaturg der Hamburger Kampnagelfabrik, hat für das z2000-Festival ein extrem performance-orientiertes Theaterprogramm zusammengestellt. Traditionelle Dramentexte kommen bestenfalls noch als Bruchstück auf die Bühne
Europa ist blind für alle künstlerischen Entwicklungen, behauptet Gordana Vnuk, die sich nicht unter das westliche Konzept von Zeitgenossenschaft subsumieren lassen. Ein Besuch in Zagreb bei der zukünftigen Leiterin der Hamburger Kampnagelfabrik
Krisen-Jetset, Arte-Aufträge und „Fit for Fun“ im schäbigen Gemischtwarenladen. Wie die Wirklichkeit auf der Bühne zur polemischen Farce werden kann. Die Uraufführung von Falk Richters „Peace“ an der Berliner Schaubühne macht aus dem Krieg in Ex-Jugoslawien eine deutsche Journalistensatire