P O R T R A I T Laufen wie Nehemiah
■ Erlangen (taz) - „Einmal so laufen wie Nehemiah!“ Das schwebt Florian Schwarthoff aus Erlangen vor, der als 19jähriger bei der Deutschen Meisterschaft über 110m–Hürden eher als Außenseiter galt und völlig überraschend siegte. Fast im gleichen Alter stellte 1979 der Amerikaner Renaldo Nehemiah einen Weltrekord auf, den er zwei Jahre später in Zürich selbst überbot: 12,93 Sekunden. Der Weltrekord blieb bis heute unangetastet. „Nehemiah war nicht nur schnell“, schwärmt Schwarthoff tagträumend, „e zeigte auch die perfekte Technik.“ Spielend nahm er die Hürden, überflog sie, ignorierte sie einfach. Locker, entspannt, als wäre es nur ein Probelauf. Der ruhige ausgeglichene Atem ließ kaum Anstrengung vermuten. Nehemiah, der der Leichtathletik bald den Rücken kehrte und Profi–Football–Spieler wurde, nimmt als sportliches Vorbild einen großen Platz in den mentalen Vorbereitungen des Erlanger Ausnahmeathleten ein. Nehemiahs Technik ist es auch, die er sich aneignen möchte, „an die Zeit werde ih so schnell bestimmt nicht rankommen“. Schwarthoff setzt sich bei Wettkämpfen, so auch in Rom, seine eigenen Zeiten. Seine Bestzeit im Augenblick: 13,69 Sekunden - bei der WM wohl gerade gut genug für das Semifinale, das morgen stattfindet. Sport und Privatleben will Florian Schwarthoff, der im kommenden Frühjahr sein Abitur ablegen wird, trennen, allzuviel Publicity ist ihm unangenehm. Doch daran wird er sich gewöhnen müssen. Seit seinem sensationellen Erfolg bei den Deutschen Meisterschaften wrd er in dem Universitätsstädtchen Erlangen immer wieder angesprochen, „sogar mitten auf der Straße“.