■ Oskar Lafontaine hat das Attentat überlebt. Nun sprießen die Spekulationen über die Auswirkungen des Anschlags auf den niedersächsischen und nordrhein-westfälischen Wahlkampf. Die NRW-Spitzenkandidaten Rau und Blüm sagten genauso wie auch der niedersächsische Herausforderer Schröder für gestern sämtliche Wahlveranstaltungen ab. Doch Lafontaine wird möglicherweise schon bald wieder selbst in den Wahlkampf einsteigen.
■ Nach wochenlangen wilden Spekulationen hat die Bundesregierung nun die Katze aus dem Sack gelassen: die D-Mark kommt am ersten Juli und sie kommt im Verhältnis 1:1. In ersten Reaktionen aus Ost-Berlin sprach die DDR-Regierung von einem interessanten Verhandlungsan- gebot. Die DDR-Opposition dagegen protestiert schärfstens.
Die neue gesamtdeutsche Innenpolitik / Kohl setzt auf große Koalition, um die Risiken der kommenden Monate auf viele Schultern zu verteilen / CDU-Sieg kann zu einer Chance für Lafontaine werden / Erste Gegensätze zwischen Bundesregierung und künftiger DDR-Regierung werden bereits deutlich ■ Von Klaus Hartung
■ Sozialdemokraten aber auch für Anschluß nach Artikel 23 offen / Vogel und Lafontaine zu Deutschlandpolitik: Sofortmaßnahmen für soziale Absicherung gefordert / Osteuropa soll wirtschaftlich nicht abgehängt werden
■ Wahlkampf der SPD mit geliehenen Rednern in Dresden / Second-hand-Hoffnungsträger werben für eine Zukunft / Nichts Konkretes läßt sich nicht mit nach Hause nehmen / Warten worauf?
■ Die Bundesländer aber äußern sich unterschiedlich zur Frage, ob Auffanglager für Übersiedler geschlossen werden sollten / DDR-Bürger wären in vielen Fällen dann obdachlos / Parteidisziplin spielt keine Rolle
Der Kanzler befürwortet im Verbund mit der DDR-„Allianz“ den Beitritt der DDR zum Grundgesetz statt einer verfassungsgebenden Versammlung / Kohl-Interview in der „Aktuellen Kamera“: „Frage der Einheit jetzt nicht mit einer Veränderung der Grenzen verbinden“ ■ Aus Bonn Charlotte Wiedemann
Oskar Lafontaines Wahlsieg übertraf die kühnsten Träume / Häme für Töpfer und die FDP / Mitleidsgefühle für die Grünen / SPD-TV-Manager: Werbespots für Kanzler Lafontaine sind schon längst in der Mache ■ Von J.Weidemann