Das Timing ist denkbar schlecht: Erdogan will für einen substantiellen Vorstoß, der eine Verfassungsänderung mit beinhalten müsste, unbedingt die Opposition mit ins Boot bekommen.
Die langjährige Feindschaft zwischen Armenien und der Türkei scheint zu Ende zu sein. Beide Länder wollen die Grenze öffnen. Was bleibt ist eine unaufgearbeitete Völkermord-Debatte.
Es mussten erst 40.000 Menschen sterben, bis die türkische Regierung und die PKK eine Lösung zu finden scheinen. Konkrete Konzepte gibt es noch nicht, aber es taut gewaltig.
Der Prozess gegen zwei Ex-Genräle zeigt: Die Gesellschaft emanzipiert sich von ihrer Bevormundung durch die Armee. Demokratischer wird die Türkei deshalb noch lange nicht.
Erdogan hat die Quittung für die Selbstherrlichkeit seiner Partei bekommen. Bitter für die Türken: Sie können nur zwischen Islamismus light und Nationalismus wählen.
Dass Staudämme die Wasserknappheit noch beschleunigen, wird auf der 5. Weltwasserkonferenz als Problem nicht zugelassen. Ähnlich ignorant verhielt man sich früher beim Atommüll.
Die Finanzkrise trifft auch die Türkei. Die Kulturszene ist davon besonders betroffen, denn sie hängt am Tropf von Sponsoren – und von der Regierung ist keine Hilfe zu erwarten
Der Türkei steht vor einem politischen Neuanfang. Weil das Verbot der Regierungspartei vom Tisch ist, sollte Erdogan jetzt eine Debatte über eine neue Verfassung anstoßen.
Von einer Deeskalation zwischen Kemalisten und Islamisten ist nichts zu spüren. Jetzt werden elf Verfassungsrichter entscheiden müssen, ob das Land in ein Chaos abrutscht.