Die neuen Erzähler sind die Aufsichtsräte und Analysten: Als Anhängsel der New Economy findet der Literaturbetrieb im Electronic Media Center der Frankfurter Buchmesse zurück zur epischen Form
Die Freiheit des Wortes verschlug den alten Dichtern die Sprache. Die jungen zuckten mit den Achseln – und die polnische Literatur nach der Wende war stumm. Erst die Aufgabe der Opferidentität und die Entdeckung der eigenen Nachbarn hat das literarische Leben in Polen wieder zum Pulsieren gebracht
Sie erfand für die Nazis ein neues Filmgenre, sah sich aber selbst nicht als Mittäterin. Zu Rainer Rothers Buch „Leni Riefenstahl. Die Verführung des Talents“, der ersten deutschsprachigen Darstellung von Leben und Werk der Filmemacherin und Fotografin
Wien, das waren das Sacher, Paul Hörbiger und das Burgtheater, das waren die netten Chefportiers und die Staatsoper. Wien blieb Wien – auch nach dem Zweiten Weltkrieg. Dann kam Jörg Haider, und jetzt ist Schluss mit der Nostalgie. Ein Abgesang
Venedig, das war dieses Jahr ein Festival der verpassten Chancen. Man muss nicht gleich von einer Krise des Kinos reden. Aber den Kick, der den Blick zum Bild macht, suchte man vergebens. Immerhin: Mit Jafar Panahi gibt es einen ehrenwerten Sieger
Michael Ondaatje, gefeierter Autor des „Englischen Patienten“, hat einen Roman über den Bürgerkrieg in seinem Geburtsland Sri Lanka geschrieben: „Anils Geist“ zeigt das Panorama einer Kulturlandschaft, in der die Gerüche, die Blütenformen und Vogelstimmen von Entsetzen durchzogen sind
Von dem ausgedachten Volk der Khuza auf der „7 Hügel“-Ausstellung bis zu dem Potemkinschen Stadtleben der DDR: Der schöpferische Umgang mit der Wahrheit war schon immer kulturstiftend. Und bei genauerer Betrachtung erweisen sich viele Fakes als Plagiate – von anderen Fakes nämlich
In der neuen Suhrkamp-Gesamtausgabe ist der erste Band mit Stücken von Heiner Müller erschienen. War das von ihm propagierte Leben in der DDR wirklich ein „Aufenthalt im Material“? Ein Rückblick
In Daniel Schmids Schweiz-Satire „Beresina“ tritt sie derzeit wieder einmal als intrigante Schreckschraube auf: Geraldine Chaplin. Ein Gespräch mit dem Star des europäischen Autorenkinos über ihre Paraderollen, über Weihnachten mit Luis Buñuel und ihre genussvolle Ausbeutung des Familiennamens
Zwischen Zollschranken und Wirtschaftsgrafik: Manifesta 3, die europäische Biennale zeitgenössischer Kunst in Ljubljana, bebildert die Themen Balkankrieg, Migration und Transformation. Doch westliche Prominenz drängt Kunst vor Ort an den Rand
Bürgerkind, Skeptiker, Ideengeschichtler: Für Isaiah Berlin blieben seine jüdische Herkunft und die Migration Beleg der Zerrissenheit des Menschen. Michael Ignatieffs Berlin-Biografie liest sich indessen wie eine kunstvoll verschlungene Erzählung
Ähnliche Produktpaletten, gleiche Gestalter: Eine Ausstellung in Münster zeigt die Kontinuität auf, mit der vom Nationalsozialismus bis in die Bundesrepublik der Bildfundus der Moderne in Werbung und Design benutzt wurde