■ Der achsokritische Konsument hat am Samstag wieder mal recht behalten: Er blieb zu Hause und ersparte sich zumeist holpriges Gekicke. Nur 169.000 kamen in die Stadien, davon allein 40.000 in München und 37.000 in Nürnberg. Aufregenderes verspricht die Auslosung im Europacup: Meister Bayern hat es mit Xamax Neuchatel zu tun, wo Nationalspieler i.R. Stieleke den Stiefel schnürt; Pokalsieger HSV fuhr ordentlich der Schreck in die Glieder (Spieler Labbadia: „Nein! Ach du lieber Gott! Ich bin geschock.“), weil er sich mit Ajax Amsterdam, von Johan Cruyff gecoacht, herumschlagen muß; Staatsliga– Spitzenreiter Spartak Moskau besucht Werder Bremen (Manager Lemke: „Mit allem hatten wir gerechnet, nur damit nicht.“); Leverkusens Trainer Ribbeck (“Franzosen sind immer leicht zu spielen“) könnte sich in Toulouse täuschen; und Dortmunds Saftig bewies geradezu fakirösen Gleichmut: „Es hätte auch schlimmer kommen können, aussuchen kann man sich die Gegner eben nicht.“ Wer ist auch Velez Mostar. Dafür kent er jetzt den Karlsruher SC, denn die brachten ins am Mittwoch jubelumtoste Westfalenstadion „grauen Fußball–Alltag“ (dpa) in einem „Fehler–Festival“. Während Glasgow–Putzer Dickel nur zwei Abseitstore schaffte, trafen Glesius und Raab sehr zur Freude von Trainer Schäfer (“Der Wille kann Berge versetzen.“) Versetzt wurde erneut Schalke 04, wo doch dessen Coach schon so anspruchslos geworden ist: „Das ist ein Kellerspiel, da zählt kein Schönheitspreis.“ Prompt schreibt auch dpa von einer „niveauloen Partie“, nur die Punkte blieben in Mannheim (und damit vorerst auch Herr Latzke), Schalke bleibt der letzte Platz und die Einsicht, daß auch viel Thon mit nix drumrum wenig einbringt. Ganz obenauf steht der 1.FC Köln, der auch noch reichlich punkten muß bis zum Karneval. In Nürnberg waren toremäßig die Ligakleinsten unter sich: Allofs mit nettem Direktschuß, Schwabl glich aus, und Häßler (165 cm) zeigte sich in der 82. Minute der Zuneigung des taz– Wirtschaftredakteurs voll würdig.
5.10.1987