: Artikel klingt bedenklich nach Nachruf –betr.: „Die Grünen haben für Koch ,angerichtet'“, taz vom 5.1.99
Der Artikel von KPK klingt bedenklich nach einem Nachruf auf die Hessen-Grünen schon vor der Landtagswahl am 7. Februar. Natürlich hat der Autor Recht, wenn er die einzelnen grünen Fehltritte auflistet, wobei sich diese Liste noch um einigen Namen verlängern ließe (Iris Blauls „Küchenkabinett“-Krise zum Beispiel fehlt). Was KPK allerdings nicht erwähnt ist, daß sich alle genannten Spezis aus dem gleichen Spektrum der hessischen Grünen entwickelt haben und von ihm getragen (oder auch fallengelassen) wurden und werden. Das alles zusammenhaltende Ziel ist dabei die Sicherung der rot-grünen Koalition, die so wiederum den Zusammenhalt der Realos (wie sie sich selbst bezeichnen) sichert.
Die Verengung der Personenauswahl auf stets das gleiche Umfeld führt zwangsläufig zu einer Festlegung ursprünglich demokratisch angelegter Auswahlverfahren auf immer dieselbe KandidatInnengruppe und damit zu einer Selbstbestätigung von dieser, die so lange hält, wie die Gewählten Erfolg haben. Nur in Ausnahmefällen gelingt es Außenseitern, in wichtige Positionen vorzudringen, ohne sie wirklich besetzen zu können. Reimer Hamann als Vorgänger von Tom Koenigs im Amt des Landesvorstandssprechers ist ein Beispiel dafür.
Am 7. Februar könnte sich die paradoxe Situation ergeben, daß die Landtagswahl verlorengeht, sich daraufhin aber die Partei wieder einem breiteren Spektrum öffnet und nicht nur für eine erneute rot- grüne Koalition agiert. Das zumindest wäre ein Gewinn, aber kaum ein Ausgleich für den landespolitischen Einflußverlust. Rüdiger Kurth, B'90/Grüne, KV Hochtaunus
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