Er sammelte und archivierte Sprache, in all ihren gelebten Unzulänglichkeiten: der fast vergessene Heino Jaeger. Eine neue Anthologie versucht ihn aus dem Status des Geheimtipps zu befreien und zu einem gerechten Nachruhm zu verhelfen. Die Aufhebung des irdischen Jammers im sternenklaren Unsinn
Mehr als Damenbart und bunter Rock: Einer großen Retrospektive in der Londoner Tate Modern gelingt es, den Blick von der mythisch überhöhten Figur Frida Kahlo abzuwenden, so dass die außergewöhnliche Malerin in den Mittelpunkt rückt
Triumph der New York School? Mit Kopien bekannter Meisterwerke widmet sich eine Ausstellung im Kunsthaus Dresden der einseitigen amerikanischen Kunstgeschichtsschreibung im 20. Jahrhundert. Es ist auch Arbeit am Mythos MoMA
Sich aufregen kostet nur Energie, also: kühlen Kopf bewahren und durch. Das Werk von Edward Hopper steht am Anfang einer Kunstgeschichte des Cool. Handlung findet sich in seinen Bildern kaum, dafür erhob er die Ereignislosigkeit zum Sujet. Tate Modern in London zeigt eine Retrospektive des Malers
Sein Werk bestand in der Suche nach dem Erhabenen und dem Vollkommenen, das sich nur für einen kurzen Moment zeigt, im Augenblick seines Vergehens: Die Schirn Kunsthalle in Frankfurt widmet James Lee Byars eine große Retrospektive und hält ihm kleinere Fluchtwege weiter offen
Bizarre Momente der Rezeption: In der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden lässt sich derzeit Malerei bewundern. Die Ausstellung „Fehlfarben“ bringt Kunst in die Fabrik. Ob die Kunst aber, wie angekündigt, gleichberechtigt neben der Wirtschaft steht, darf bezweifelt werden
Markiert der aktuelle Boom des Romantischen in Mode, Design und Kunst die nostalgische Hinwendung zu einer reaktionären Innerlichkeit? Und was sucht eine neue Garde junger Maler, die gegenwärtig das Arsenal des Romantischen plündert? Eine prosaische Recherche in den Gefilden des Elegischen
Der Cartoonist Ralf König hat mit „Der bewegte Mann“ schwules Leben über die Szene hinaus populär gemacht – und zweifelt dennoch, ob die Toleranz von Dauer ist. Sein neuer Comic verhandelt also nicht zufällig das Thema der Homo-Ehe. Und: In „Sie dürfen sich jetzt küssen“ gibt es endlich ein Wiedersehen mit seinen Helden Konrad und Paul. Ein Besuch bei Ralf König in Köln
Blonder Schopf, kantiger Kopf – rein damit in den Nazi-Topf: Nach diesem Schema beargwöhnen Altlinke die Bilder des Malers Norbert Bisky. Aber das ist Unsinn und zeigt nur, welche Probleme Rot und Grün mit avantgardistischer Ästhetik haben
Kunst kommt von Geschichte: Der in Peru geborene Zeichner Fernando Bryce rekonstruiert politische Ereignisse nach Sichtung der historischen Dokumente. Dabei ist er Chronist und Kommentator – auch mit seiner Serie über den Spanischen Bürgerkrieg, die derzeit in Madrid ausgestellt wird
Das Gespenst der Darstellung mit präzise bearbeiteten Bildern besiegen: Der britische Maler Richard Hamilton gilt als Vater der Pop-Art. Das Kölner Museum Ludwig zeigt ihn als hochaktuellen Analytiker medialer Images
Desert Storm Art: Die U.S. Army schickt Künstler als Soldaten an die Front, die Bilder vom Irakkrieg malen, auf denen nicht Missiles, sondern Menschen zu sehen sind. Nur der Tod der heroischen Troopers bleibt auf den Schlachtengemälden abwesend
Wo geht es noch mal nach Berlin-West? – In den Achtzigerjahren hat Gerhard Seyfried die Karten für den linksalternativen Alltag gezeichnet. Jetzt hat er mit „Herero“ einen historischen Roman über die deutsche Kolonialherrschaft geschrieben
Mehr Farbe pro Quadratmeter! Mit der Ausstellung „Painting Pictures“ leistet das Kunstmuseum Wolfsburg einen Beitrag zum Hype um die neue Malerei, bezieht aber auch Foto und Video mit ein
Die Ausstellung, die zu viel über die Missverständnisse und die imperiale Praxis so genannter kultureller Beziehungen verrät: Zur Rettung der Bestände des „Tschetscheno-Inguschetischen Republikanischen Museums“ inszenierte die Tretjakow-Galerie „Lasst uns Grosny sein Museum zurückgeben!“
In Berlin zeigt das Deutsche Guggenheim eine dichte Werkschau aus der suprematistischen Phase von Kasimir Malewitsch. Dabei ist der revolutionäre russische Maler nicht bloß ablehnend gegenüber jedem Brotkorb-Realismus gewesen – seine Begeisterung für Reinheit hatte kosmische Dimensionen
Goebbels wollte ein Heldenepos: Die Niederlage von Stalingrad sollte sich als Untergang der Nibelungen darstellen. Frontmaler zeichneten ein anderes, nicht minder mythenbewehrtes Bild
Auf Augenhöhe mit der Realität: Daniel Richter zeigt in Düsseldorf einen Raum gewordenen Bilderpastiche, in dem sich hundert Jahre Kunstikonografie mit aktuellen Medienbildern vermischen