LESERINNENBRIEFE :
Ein perverses Urteil
■ betr.: „Misshandelt, missbraucht, verhöhnt“, Richter erklären Jungen für homosexuell und sehen in seiner Vergewaltigung keine Straftat“, taz vom 21. 5. 15
Welch ein perverses Urteil, das einem offensichtlich ebenso perversen Rechtsempfinden zweier Richter folgt, die diesem hohen Amt und der damit einhergehenden Verantwortung nicht im Geringsten gerecht werden. Die Würde eines Menschen, die Fürsorgepflicht für einen Menschen, kann würdeloser wohl nicht verletzt werden. Wobei ich sehr hoffe, dass die Würde und das Selbstwertgefühl des Jungen nicht völlig vernichtet worden sind.
Auch wenn die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt hat, bleibt die eindringlichste Frage: Wer kann dem Kind das Vertrauen und den Glauben an die Menschen und die Dinge zurückgeben, die ganz besonders ein so junges Leben unbedingt braucht? MATTHIAS BARTSCH, Lichtennau-Herbram
Überfälliger Artikel
■ betr.: „Auf den Straßenhund gekommen“, taz vom 20. 5. 15
Dieser Artikel war überfällig. Es ist kaum nachvollziehbar, dass sich die Tierschützer nicht mehr auf die Probleme hierzulande konzentrieren. Massentierhaltung, Tiertransporte des Profites wegen oder verkrüppelnde Zucht sind nur einige davon. Erklärbar ist das nur mit wirtschaftlichem Interesse. Interessant wäre es, eine ungefähre Zahl der Importe zu recherchieren. Und noch etwas: Es gibt sehr viele Kinder, die verzweifelt um ihr Leben kämpfen. Die werden keineswegs so unterstützt, gar aufgenommen, sondern man verweigert ihnen Hilfe, lässt sie ungerührt in libyschen Lagern oder seeuntüchtigen Booten verrecken. LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach
Kein Aufbegehren
■ betr.: „Aktionäre proben den Aufstand“, taz vom 21. 5. 15
Aktionäre wollen proben, doch fehlt ihnen die Einsicht, auf welcher Seite der Nahrungskette sie stehen: fressen oder gefressen werden. Wenn schon die Gewerkschaften auf Konsens gebürstet sind, ja selbst die taz vorgestern Gewerkschaften von der Ellbogengewerkschaft unterschied, wird aus dem Aufbegehren nichts. Wer beantwortet die Frage: Ab welchem Kontostand wachsen Vermögen? 10 – 50 – 100 Millionen Euro? Oder andersrum, auf wessen Kosten wachsen die Großvermögen (Thomas Piketty)? Diejenigen, die die Einkünfte zum Leben brauchen, sind auf alle Fälle die Gerupften, das verhindert auch ein Konto bei der Deutschen Bank nicht.KLAUS WARZECHA, Wiesbaden
Ein Satz reicht
■ betr.: „Lasst die Büschel wachsen“, taz vom 20. 5. 15
Da ja eine gute Zeitung auch für die Menschheit völlig unwichtige Nachrichten veröffentlichen kann oder will, besteht ja die Möglichkeit, solch unsägliche Meldungen über gefärbte Achselhaare auf das Nötigste zu beschränken. Das wäre in diesem Falle höchstens eine Zeile gewesen: „Achselhaare färben ist der neue heiße Scheiß in Sachen Selbstbestimmtheit.“ Oder ist denn schon Sommer und das Sommerloch der Zeitung muss gestopft werden? Ich möchte als Leserin ernst genommen werden. SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen
Chance vertan
■ betr.: „Wenn Eier, dann Bio“, taz.de vom 21. 5. 15
Ich freue mich, dass Foodwatch nun doch zu der Überzeugung gekommen ist, „bio“ muss besser werden. Leider haben die selbsternannten Verbraucherschützer im letzten Jahr die Chance vertan, für eine bessere Bioverordnung einzutreten und sind mit den Anbauverbänden solidarisch gegen eine Verbesserung vorgegangen. Wir brauchen eine bessere Tierhaltung. Die Eier sind nur die Spitze des Eisberges. Preisverfall durch „Massenproduktion“ führt zur weiteren Verwässerung „artgerechter“ Tierhaltung. BREMERBAUER, taz.de