: Klickmonster Rotlichtmilieu
Wilsberg muss im „Filmriss“ (Sa., 20.15 Uhr, ZDF) einem Kumpel aus der Klemme helfen. Und das schafft er auch
Nach durchzechter Nacht erwacht Steuerfahnder Ekki Talkötter (Oliver Korittke) im fremden Hotelbett und macht sich zum Termin auf, ohne die Leiche der Frau im Badezimmer zu bemerken: Die russische Prostituierte Jelena wurde erschlagen, mit ihr hatte Ekki zuvor die Nacht verbracht.
Ausgerechnet auf den mit Ekki befreundeten Privatdetektiv Wilsberg (Leonard Lansink), auf dessen Namen das Hotelzimmer gebucht war, fällt zunächst der Verdacht. Kommissarin Springer (Rita Russek) kommt Ekki jedoch auf die Schliche – auch der zur Entlastung vorgebrachte Filmriss erspart dem Beamten nicht die U-Haft.
Selbstverständlich versucht Wilsberg seinem Freund zu helfen – und ermittelt wie üblich auf eigene Faust und nicht ganz legale Weise. Die Spuren führen – und hier greift das Drehbuch ungeniert in die Klischeekiste – zu einer Firma namens Nero, die ihr Geld im Rotlichtmilieu macht und, wie sollte es anders sein, im Bordell ausschließlich Prostituierte aus Osteuropa beschäftigt. So was funktioniert im deutschen Fernsehen wie im Internet, dumme Witzchen inklusive: „Frischfleisch“, witzelt Wilsberg, denn die Frauen werden versteckt zwischen abgehangenen toten Tieren per Kühltransporter aus ihren Heimatländern nach Deutschland geschleust.
Natürlich führen die Indizien, auf die Wilsberg stößt, allesamt zu einem Ergebnis: Selbst eine achtlos weggeworfene Streichholzschachtel mit kryptischen Buchstaben ergibt eine Spur – so was weiß man aber bei solchen Krimis eh immer schon im Voraus. Typischerweise – und auch hier arbeitet das Drehbuch mit altbackenen Konventionen – führt eine Spur zur nächsten, aus einem Verdächtigen werden immer mehr. Und wie so oft in deutschen Krimis ist der unscheinbarste und harmloseste aller Charaktere am Ende der Böseste überhaupt.
Wilbergs Ermittlungen bleiben zwar mäßig spannend, weil der Zuschauer so mit seinen Hypothesen bis zum Schluss im Dunkeln tappt. Der Atem stockt dafür nirgends, selbst dann nicht, wenn Wilsberg die Pistole auf die Brust gesetzt wird. Denn bekanntlich kommt ihm ja Kommissarin Springer stets kurz vor knapp zu Hilfe.
Doch hier geht es ja auch nicht um Suspense, sondern um Unterhaltung: „Manchmal ist das Leben mit dir abgründig“, meint die Kommissarin irgendwann zum hassgeliebten Private Eye Wilsberg, weil der ihr immer wieder in die Quere kommt. Abgründig? – Der Film ist es eher nicht. Auch wenn das Drehbuch dem trotteligen Hilfskommissar Overbeck selbstironische Kommentare à la „Polizisten müssen manchmal hart sein, gnadenlos und brutal“ in den Mund legt. Aber dafür spielt das Ganze ja auch Münster. JUDITH RIEDER