: Teures Ja zur Jacobs-University
Das Land Bremen finanziert zu zwei Dritteln das Studentenwohnheim der privaten Jacobs-Universität. Mit der Steigerung der Studentenzahlen will die ihre Wirtschaftlichkeit erhöhen
Von Klaus Wolschner
In drei Wochen wird Richtfest gefeiert an der Jacobs University in Grohn. Das College IV ist dort in Bau, im Januar 2009 soll es fertig sein und Platz für 250 Studierende bieten. Das ist ein wichtiger Baustein beim Ausbau der Privatuniversität. Derzeit liegt die Zahl der Studierenden bei 1.200, mit dem neuen College können es dann ab Herbst 2009 insgesamt 1.400 sein. Inzwischen kommen ca. 20 Prozent der Studierenden aus Asien, sagt Peter Wiegand, der Sprecher der JUB – die Zahl der US-Bürger hat sich erhöht, liegt aber noch unter 20. Also ungefähr ein Prozent.
15 Millionen Euro kostet der College-Bau, zehn Millionen davon soll in den Jahren 2008 und 2009 der Staat beisteuern. Der Senat will die Summe aus Vermögen nehmen, das die Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) treuhänderisch verwaltet. Im Juni soll der Haushaltsausschuss des Parlaments förmlich auf das Geld verzichten, damit es die BIG dann – außerhalb des Haushaltes – direkt an die JUB überweisen kann. Diese Förderung gehört zu der Zusage, die Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) im Herbst 2006 gemacht hat, als der Kaffee-Erbe Klaus J. Jacobs der bis dahin „International University“ genannten Privat-Uni erklärte, er wolle der IUB mit 200 Millionen Euro aus der Finanzklemme helfen. Bremen müsse seinen Teil zur Sanierung der Finanzen der Privat-Uni beitragen, hatte Jacobs gefordert. Eigentlich sollte die Handelskammer die Zusage machen, dass die Mittel aus Kreisen der Bremer Wirtschaft gespendet wird. Als die sich in der entscheidenden Nacht vor der Vertragsunterzeichnung weigerte, Jacobs aber auf der Summe bestand, sicherte Bürgermeister Jens Böhrnsen in letzter Minute fünf Millionen pro Jahr zu. Einen Vertrag darüber gibt es nicht.
Die Jacobs Foundation aus Zürich hat Anfang 2007 zwei Drittel der Gesellschafteranteile der gemeinnützigen „Jacobs University Bremen gGmbH“ übernommen, ein Drittel hält noch die Bremer „Reimar Lüst Stiftung“. Die Jacobs-Stiftung ist seitdem in der Pflicht, die jährlichen Defizite auszugleichen – bis 2005 waren das jährlich 15 Millionen Euro und mehr.
Mit einem Zuschuss von zusammen 75 Millionen Euro, so die Zusage des neuen Besitzers der Privatuniversität, soll fünf Jahre lang das laufende Defizit abgedeckt werden. Die Privat-Universität muss diese Zeit unter ihrer neuen Leitung nutzen, um durch Steigerung ihrer Einnahmen und Spenden ihre Bilanz zu verbessern. Man sei auf dem Weg zu diesem Ziel im Plan und derzeit sogar ein Stück voraus, betont der JUB-Sprecher Wiegand. Die in Aussicht gestellten weiteren 125 Millionen Euro der Jacobs-Spende sollen nur dann in den Kapitalstock fließen, wenn die Ziele erreicht werden.
Aus dem Kapitalstock gäbe es dann am 2011 jährlich nur die Zinsen von rund sechs Millionen Euro für den laufenden Betrieb. Die JUB will mit der „Erhöhung ihrer Studierendenzahlen die Einnahmesituation der Universität nachhaltig verbessern“, heißt es in der Senatsvorlage zur Begründung der Förderung.
Als am 16. April 2008 der Bremer Senat dem großzügigen Mäzen Klaus J. Jacobs die Bremische Ehrenmedaille in Gold verlieh, da wurde das mit seinen „hervorragenden Verdienste um das Land Bremen“ begründet. Diese Medaille haben bisher meist Bürgermeister verliehen bekommen – zuletzt Hans Koschnick und Klaus Wedemeier. Joachim Treusch, Präsident der Jacobs University, dankte bei der Ehrung des Milliardärs ausdrücklich dafür, dass er die Privatuniversität „auf großartige wie Aufsehen erregende Weise unterstützt, ohne ihr dabei ihre akademische Freiheit zu nehmen“.
Die zehn Millionen Euro für den College-Bau decken die politische Förderzusage für die Jahre 2008 und 2009 ab. Die Unterstützung der Jahre 2010 und 2011 könnte sich der Wirtschaftssenator als Finanzspritze für den Bau eines „Tagungs- und Vorlesungsgebäudes“ vorstellen. Die JUB brauche bei steigenden Studierendenzahlen irgendwann einen solchen Bau, betont der Sprecher der Jacobs-University, es gebe aber noch keine konkrete Planung.