NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Julia
F 2007. Regie: Erick Zonca. 138 Min.
Tilda Swinton als „Julia“. Trinkerin, die ein Kind entführt, um Lösegeld zu erpressen. Dabei verstößt der Film gegen die Regeln des Psychodrama-Genres, und ein Thriller wird er auch nicht. „Julia“ ist ein Film der radikalen Beiläufigkeit. Was passiert, wird gekontert. Dazu braucht es keinen Plan. Der würde nur den Körper daran hindern, den Instinkten zu gehorchen. Erick Zonca (Buch, Regie) hat deswegen dem gewohnten Linearen abgesagt. Wenn der kleine Junge im letzten Drittel des Films die Entführerin als Mutter nimmt, wird damit weder bei ihm noch bei ihr etwas gewandelt werden. Die Fahrt im Auto geht schon mal im Kreis. Die Strecke ist so wahllos wie die Mittel, die Julia wählt. Im Auto oder zu Fuß durch die Salzwüste – das ist kein Highway-Geradeaus, und „Julia“ ist aus der Spur.
Lucie et maintenant
CH/D 2007. Regie: Fürbringer, Humbert, Penzel. 80 Min.
Der Film reinszeniert eine Reise des Schriftstellers Julio Cortázar mit Carol Dunlop. 1982 fuhren die beiden auf der Autobahn von Paris nach Marseille. Sie setzten sich als Regel, an jeder Raststätte zu halten und an einem Tag nicht mehr als zwei Raststätten anzusteuern. Sie brauchten 33 Tage für die Strecke, die man in sieben Stunden zurücklegen kann. Für „Lucie et maintenant“ wurde ein junges Paar im Campingbus auf die gleiche Reise geschickt, nach den gleichen Spielregeln. Der Film ist ein optisches Reisetagebuch, das sich leider für nichts anderes als die beständige Innenschau der beiden Hauptfiguren interessiert. Diese autistischen Camper haben weder Begegnungen noch Erkenntnisse. Von Cortázar und Dunlop ist nur das Etikett entliehen, vom nomadischen Aufbruch bleibt studentisches Spießertum.
JULIA: Babylon, Capitol, Cinemaxx Potsdamer Platz, Delphi, International, Kulturbrauerei, Yorck. LUCIE ET MAINTENANT: fsk