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Archiv-Artikel

Tote Einzelfälle

Immer wieder sterben Häftlinge im Gefängnis, oft ohne natürliche Todesursache. Eine Übersicht der letzten Jahre

Von cja

15. Juli 2008: Ein 16-jähriger unbegleiteter Flüchtling aus der Elfenbeinküste erhängt sich mit einem Strick aus seinem Bettzeug seiner Zelle des Jugendvollzugs Oslebshausen. Er war im Jahr zuvor nach Bremen gekommen und wegen Drogenhandels und damit verbundener Körperverletzungen zu über zwei Jahren Haft verurteilt worden. In den Wochen vor seinem Tod hatte er den Schulbesuch verweigert und war seitdem 20 Stunden am Tag in seiner Zelle eingeschlossen. Ein Anstaltssprecher sagte, es habe keine Anzeichen für eine psychische Krise gegeben.

16. März 2008: Fünf Wochen vor ihrer Haftentlassung stirbt eine 28-jährige weibliche Gefangene im Frauengefängnis Am Fuchsberg an einer Überdosis Drogen. Am Vortag hatte sie die Anstalt für einige Stunden verlassen. Die Mutter von zwei Kindern war wegen Beschaffungskriminalität zu fünfzehn Monaten Haft verurteilt worden. Sie war in den offenen Vollzug verlegt worden, um den Kontakt zu ihren Kindern wieder aufzubauen, das Sorgerecht hatte man zuvor entzogen.

14. Dezember 2007: Ein 37-jähriger russischer Staatsbürger erhängt sich in einer Zelle des Gewahrsams-Trakts des Polizeipräsidiums mit einem Strick aus einer Decke. Der Obdachlose war am Vorabend in Niedersachsen betrunken von einer Streife aufgegriffen worden. In Bremen lag ein Haftbefehl wegen eines Sexualdelikts vor. Er hätte am selben Tag dem Haftrichter vorgeführt werden sollen.

7. Juni 2007: Ein 21-jähriger Mann wird tot in seiner Zelle der JVA Oslebshausen aufgefunden, neben ihm wurde laut Anstaltsleitung eine Spritze und ein angerußter Löffel gefunden. Der Mann war der Justiz als drogenabhängig bekannt, wurde aber nicht substituiert. Er saß wegen Raubes und hätte im April 2009 entlassen werden sollen.

21. Februar 2006: Mit einem Strick aus seinem Bettzeug erhängt sich ein 36-jähriger Häftling in der Oslebshausener U-Haft. Er saß seit einer Woche wegen des Verdachts der zweifachen Vergewaltigung und des Raubes in Untersuchungshaft. Einen Anhaltspunkt für den Selbstmord habe es im Vorfeld nicht gegeben. Die Polizei schloss ein Fremdverschulden aus. Ein Anstaltspsychologe sagte, es habe keinerlei Anzeichen für eine Suizidabsicht gegeben. cja