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Archiv-Artikel

Eine unterirdisch gute Küche

Natalie Tenbergs Gastro- und Gesellschaftskritik: Im Zig Zag in Berlin-Mitte könnte die Nachbarschaft etwas besser sein, das Essen aber kaum

Es gibt in Mitte viele dieser Restaurants, die wirken entweder furchtbar flüchtig, als seien sie auf das schnelle Geld der Touristen aus. Oder schrecklich geleckt, als seien sie eingeweihte Ort für Insider, vor denen Nichteingeweihte zwar stehen können, der Zutritt aber schon allein dadurch reglementiert wird, dass sich selten jemand mit geringem Selbstwertgefühl wirklich hineintraut. Schlimm, schlimm. Andererseits findet man für fast jedes der obigen Art eins, das liebevoll hergerichtet wurde und in dem gut und gern gekocht wird. So ein Laden ist das kleine Zig Zag in der Reinhardtstraße.

Das kleine Lokal im Souterrain sieht aus wie eine Mischung aus einem Feinkostgeschäft und einem Eine-Welt-Laden. Weinflaschen liegen im Regal, Kekse auf einem Tisch in der Mitte des niedrigen Raumes, an den orange gestrichenen Wänden hängen Platzmatten und anderer Deko-Nippes aus Persien, den man im Leben nie geschenkt bekommen möchte, obwohl dieser Kram gemeinhin unter dem Label „Geschenkidee“ läuft. Und dennoch, das Zig Zag wird man eher als gut eingerichtet empfinden denn als kitschig. Im gesamten Geschäft steht kein einziger auch noch so kleiner Buddha – erstaunlich für Berlin-Mitte. Ein interessantes Detail: An den Kellerfenstern, die auf halber Höhe die Straße treffen, wurden gemütliche Plätze für die Gäste eingerichtet, wo sie auf Bistrostühlen sitzen und auf die Niederungen der Straße schauen können.

Optisch lässt sich das tatsächlich leichter verdeutlichen als mit Worten erklären: Es gibt eine Mischung aus luxemburgischen und persischen Spezialitäten. Weil: Die Chefin des Hauses stammt aus Luxemburg, der Vorgänger aber aus dem Persischen. So gibt es an einem Tag eine Reisgericht mit Putenfleisch, grünen Kräutern, Kidneybohnen und Salat, also eher das exotische Mittagessen, dann aber auch eine Kürbis-Gorgonzola-Quiche mit Salat. Über den Salat kann man wenig sagen, er ist anständig, aber auch ein wenig unspektakulär. Dafür lohnt es sich, über die Quiche zu sprechen. Eine bessere habe ich vielleicht ein oder zwei Mal in meinem Leben gegessen, aber nicht häufiger. Der Teig dieses ziemlich perfekten Backwerks ist fettig, die Kürbisstückchen sind weich und die Masse zwischen Teig und Kürbis cremig.

Nein, im Zig Zag kann man guten Gewissens seine Mittagspause verbringen. Falls man sich aber für einen der Tische entscheiden sollte, die vor der Tür stehen, muss man gewarnt sein. Links schaut man auf den Friedrichstraßenpalast, rechts auf die Bundeszentrale der FDP. Die Nachbarschaft könnte etwas besser sein, das Essen aber kaum.

ZIG ZAG, Reinhardtstr. 6, 10117 Berlin, Tel. (0 30) 30 87 40 25, Mo.–Fr. 11–19 Uhr, S Friedrichstraße, alle Fleischgerichte mit Neulandfleisch