zahl der woche
: Keine Angst vor dem starken Euro

Ohne Auto würde der bundesdeutsche Export im Stau stecken bleiben. Zündkerzen, Airbags und Motoren, Bagger und ganze Lastwagen im Wert von etwa 135 Milliarden Euro verscherbelte die hiesige Automobilindustrie alleine 2002 in alle Welt. Für 2003 liegen noch keine exakten Zahlen vor. Alles wäre gut, wäre da nicht der Euro, der den Konzernen das Leben schwer macht, denn fast die Hälfte aller Ausfuhren wird nun mal in Dollar, Pfund oder dem chinesischen Renminbi Yuan abgerechnet. Unglücklicherweise steigt der Kurs des Euro seit zwei Jahren, und zwar stieg er seither um 47 Prozent.

Kein Grund zur Aufregung, meint Robert Pottmann, Auto-Analyst bei M. M. Warburg. Die Euroaufwertung bringe zwar „nichts Positives“, aber es bestehe auch kein Anlass zur Panik: „Im Großen und Ganzen gehen die deutschen Autokonzerne vernünftig mit dem Währungsthema um.“

Allerdings gebe es kostspielige Ausnahmen: „Der Volkswagen-Konzern verzichtete bislang weitgehend auf eine Politik der Absicherung von Währungsrisiken.“ Nachdem VW damit jahrelang gut gefahren war – der Euro sank und sank, bescherte den Exporteuren also noch mal Extragewinne –, fuhr des Kanzlers Liebling 2003 immerhin Währungsverluste von deutlich über 1 Milliarde Euro ein, wie Privatbankier Pottmann vorrechnet.

Andere Hersteller hatten die Gewinne in der Vergangenheit zur Absicherung künftiger Risiken genutzt. Vor allem BMW und Porsche waren 2003 fast vollständig und sind auch 2004 zumindest weitgehend abgesichert. Porsche ist sogar bis einschließlich 2006 komplett versichert. Versichern können sich die Konzerne zum Beispiel so: Sie tätigen neben dem eigentlichen Geschäft noch ein Finanzgeschäft, das für den Fall eines Währungsverlusts beim Autogeschäft einen Gewinn bringt und umgekehrt. Oder die Firmen legen von vorneherein fest, zu welchem Wechselkurs sie Autos verkaufen.

Trotzdem belastet der hohe Euro die Bilanzen und Gewinne, denn „Absichern kostet Geld“. Die Kosten für die einzelnen Automobilkonzerne sieht Pottmann „im höheren zweistelligen bis unteren dreistelligen Millionenbereich“. Dabei ist der Aufwand in den einzelnen Unternehmen unterschiedlich teuer, je nachdem, welche Instrumente genutzt werden.

Sollte der Euro allerdings auch langfristig seinen Höhenflug fortsetzen, wird es problematisch, weil die Kosten für die Absicherung dann erheblich anstiegen. Zusätzliche Gefahr rührt daher, dass einige Unternehmen den Euro schon jetzt als überbewertet ansehen und auf eine Absicherung zum gegenwärtigen Preis verzichtet haben, sprich: Wenn der Euro bald mehr als 1,30 Dollar kostet, wird es ernst.

Eigentlich ein weiterer guter Grund für die Europäische Zentralbank (EZB), ihren Leitzins zu senken, um Kapitalanlagen in Euro weniger attraktiv zu machen. Sie will aber nicht. Dabei war die D-Mark zuletzt 1996 so stark wie der Euro heute. Damals bremste die teure Mark zwar Exporte und Konjunktur, konnte aber ein respektables Wachstum von 2 Prozent nicht verhindern. Allerdings fuhr die Bundesbank seinerzeit ihre Leitzinsen drastisch runter.

HERMANNUS PFEIFFER