privatierungswünsche : Vorschläge im eigenen Interesse
Ein kluger Mensch, der auch eine zeitlang eine Zeitung in Köln gemacht hat, stellte einmal fest, dass das Sein das Bewusstsein bestimme. Wenn sich dieser Journalist, der sich einst mit den Ahnen des Alfred Freiherr von Oppenheim herumzuschlagen hatte, die diesjährige Neujahrsansprache des Präsidenten der Industrie- und Handelskammer zu Köln hätte anhören können, er sähe sich mal wieder bestätigt. Wie schon im vorigen Jahr, wie eigentlich jedes Jahr propagierte von Oppenheim die Privatisierung städtischen Besitzes. Natürlich nur zum Nutzen Kölns und der Kölner.
KOMMENTAR VONPASCAL BEUCKER
Wie jedes Jahr vergaß er zu erwähnen, wer davon besonders profitieren würde: rein zufällig das Bankhaus, dessen Aufsichtsratschef der Herr Baron ist. Denn was würde passieren, wenn die Stadt tatsächlich größere Teile des Stadtwerke-Konzerns verkaufen wollte? Natürlich würde die Sal. Oppenheim jr. & Cie. damit beauftragt, den Verkauf vorzubereiten. Wer sonst? Und schon das allein bringt gutes Geld in die Kasse. Dann muss gar nicht mehr wirklich privatisiert werden – Oppenheim verdient trotzdem. So zum Beispiel an dem geplatzten Verkauf der städtischen Wohnungsgesellschaften GAG und Grubo im vergangenen Jahr: Hier durfte sich die traditionsreiche Privatbank über rund 730.000 Euro freuen.
Wenig verwunderlich also, dass der Träger des Kulturpreises „Minerva Colonia“ weiterhin Jahr für Jahr unverdrossen der Privatisierungsideologie huldigt, anstatt an die Stadt die sinnvolle Forderung zu richten, auf solcherlei Geldverschwendung zukünftig zu verzichten: Die Stadt als Ramschladen – alles muss raus! Schade nur, dass Alfred Freiherr von Oppenheim mit seinen Plattitüden stets auch noch in Kölns größter Tageszeitung ein offenes Ohr findet. Aber wie könnte es anders sein, sitzt der Vielbeschäftigte doch auch noch im Aufsichtsrats der Unternehmensgruppe M. DuMont Schauberg. Wie praktisch.