Feierlich gespalten

Gedenken zum 90. Jahrestag der Bremer Räterepublik entzweit Kommunisten und Sozialdemokraten wie einst

Am Grab ein Händedruck mit Offiziellen der Partei von Gustav Noske und von Friedrich Ebert? Für alte Kommunisten undenkbar

Die ersten Wochen des Jahres 1919 haben Bremen in der deutschen Geschichte einen sicheren Platz beschert: Nach einer Großdemonstration am 10. Januar rief Adam Fransunkiewicz, der Sprecher der „Unabhängigen Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (USPD), die sozialistische Republik Bremen aus und erklärte Senat, Bürgerschaft und die Deputationen für endgültig abgesetzt. Als drei Wochen später die Banken der neuen Arbeiter- und Bauern-macht die Kredite verweigerte, dämmerte den „Volkskommissaren“, dass ihre Macht begrenzt war. Eine Maßnahme der Räteregierung machte Geschichte: „Volkskommissar“ Hermann Böse verbot den konfessionellen Religionsunterricht an Bremer Schulen.

Im kommenden Januar jähren sich die damaligen Ereignisse zum 90sten Mal, die die Hüter der kommunistischen Tradition in Bremen regelmäßig zum Anlass für Kranzniederlegungen auf dem Friedhof Walle nehmen. Dort sind die 32 Männer begraben, die im Kampf bei der Verteidigung der Räte gefallen sind. Zum „90sten“ wird es eine ganze Serie von Veranstaltungen geben, insbesondere am 11. Dezember einen Vortrag des renommierten Historikers der Bremer Räterepublik, Peter Kuckuk. Am 1. Dezember kommt Peter Brandt, am 13.Januar soll es um den Bremer Linksradikalen Johannes Knief und seine Lebensgefährtin Lotte Kornfeld gehen.

Wenn dann Anfang Februar das bittere Ende der kurzen Räterepublik näher rückt, scheiden sich die Wege der Erinnerung – wie damals die Wege der Räterevolutionäre: Die „KPD“-Tradition wird am 8. Februar, der Bremer DGB am 1.Februar auf dem Waller Friedhof „gedenken“. Der Streitpunkte war die Frage des Hauptredners. Beim DGB redet der Sozialdemokrat Hans Koschnick – daran gab es vehemente Kritik. Denn für die „KPD“-Tradition ist die SPD die Partei Noskes, der die Räterepublik niederschlagen ließ. So redet am 8. Februar der 88-jährige Hermann Gautier – einer der letzten alten Bremer Kommunistenführer. Der Bremer DGB musste auf den 1.Februar „ausweichen“, wie Helga Ziegert erklärte. Dann spricht Hans Koschnick. kawe