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Archiv-Artikel

Jukebox

Immer wieder muss man zu den Trauerklößen

Im fsk-Kino läuft gerade „Old Joy“. Der Indie-Musiker Will Oldham spielt darin Kurt, der irgendwie den Boden unter den Füßen verloren hat und seinen Freund eigentlich nur noch nervt. Abwenden aber kann sich der nicht von ihm, aus einem Gefühl alter Verbundenheit heraus. Ein kleiner anrührender, sanft beklemmender Film.

Es ist auch das Pflichtgefühl, das einen immer wieder raus in die Konzerte treibt. Am Mittwoch zum Beispiel spielten Swell im Lido einen lakonischen Trauerkloßrock, der sich aus seinem Leiden allerdings nicht zur stoischen Größe aufrichtete. Wahrscheinlich fehlte das Pathos oder die krachenden Gitarren. Oder einfach die arschtretende Notwendigkeit, doch man macht eben immer weiter mit der Pop- und der Rockmusik, die unter den Künsten schon deswegen eine freundliche ist, weil sie so menschlich ist in ihrem Maßnehmen. Anderswo ist das nicht möglich, in der Literatur etwa, dass nur als Beispiel „Der Fänger im Roggen“ noch mal neu geschrieben wird, da und dort ein Verb umstellend, und das unter neuem Namen in die Läden zu bringen. Auch das Nachmalen alter Meister hat sich am Kunstmarkt nicht wirklich durchgesetzt. Immer neu soll alles sein, alles eigen. Als ob Inspiration etwas ist, was einem in jedem Moment zufliegt.

In der Popmusik muss man nicht immer inspiriert sein. Hat man gerade nichts eigenes zur Hand, spielt man halt die alten Stiefel noch mal nach. Dabei gilt das Covern, das Nachsingen fremder Lieder, in keiner Weise als ehrenrührig. Weil sich der Mensch nicht unentwegt an Neues gewöhnen will, ist es sogar ausdrücklich erwünscht. Der aus Südafrika stammende Musiker Manfred Mann hat daraus als eine Art James Last der Rockmusik eine ansehnliche Karriere gemacht. Das von Bob Dylan geschriebene „Mighty Quinn“ brachte er gleich zweimal in die Hitparaden, zuerst in den Sechzigern und noch mal zehn Jahre später in einer etwas bräsigeren Version mit seiner Earth Band, die übrigens zusammen mit Status Quo (die sich eigentlich unentwegt selbst covern) am Sonntag im Tempodrom spielt.

Was im keinem gut sortierten Plattenschrank fehlen sollte: ein Album von Yma Sumac, die Monsterstimme der Exotica-Musik. Bekannt auch aus der Magnum-Werbung. Yma Sumac ist vergangenen Samstag verstorben. Sie wurde 86 Jahre alt.

Das Konzert von Status Quo und Manfred Mann’s Earth Band ist übrigens ausverkauft. Alte Verbundenheit. THOMAS MAUCH