: Nachsitzen vorm Mikro
Das „School‘s out!-Radio“ hat seit Donnerstag ein „richtiges Büro mit richtigen Öffnungszeiten“ am Eppendorfer Weg. SchülerInnen können hier ab sofort fast rund um die Uhr kreativ Rundfunk machen
von ANNE HANSEN
Das Ziel ist ein gläsernes Studio. PassantInnen können von außen hineinschauen, drinnen wird gesendet und alles ist „so wie bei einem großen Sender. MTV hat doch so etwas.“ Daniela Märker hat genaue Vorstellungen, wie die Räume im Eppendorfer Weg einmal aussehen sollen.
Die 28-jährige Sozialpädagogin ist eine von fünf Mitarbeiterinnen, die das „School‘s out!-Radio“ leiten. In dem Projekt, das zur Zeit von der Hamburgischen Anstalt für neue Medien (HAM) finanziert wird, geht es darum, mit SchülerInnen Radio zu machen, ihnen ein Forum zu bieten, in der Öffentlichkeit ihre Meinung zu äußern. „Hier sage ich, was ich denke, und jemand hört auch noch zu das ist für die Schüler wichtig“, sagt Daniela Märker.
Das Projekt wurde durch die Einrichtung „Nachbarschaft und Schule Eimsbüttel“ (NaSchEi) im Frühjahr 2002 ins Leben gerufen. NaSchEi ist eine Initiative des Bezirksamtes Eimsbüttel und hat das Ziel, Schulen für den Stadtteil zu öffnen. „Lernen findet nicht nur in den sterilen Räumen der Schule statt. Man lernt dadurch, dass man etwas tut. Und im Stadtteil können die Schüler das“, erklärt Ragna Riensberg vom Bezirksamt Eimsbütttel.
Statt im Klassenzimmer lernen die rund 100 SchülerInnen, die am „School‘s out!-Radio“ beteiligt sind, nun also im Studio. Markus Hübner, Lehrer des Helene-Lange-Gymnasiums, drückt das so aus: „Das Konzept ist extrem handlungs-, projekt- und themenorientiert.“ Soll wohl heißen: Die SchülerInnen überlegen sich, welche Themen für sie und die HörerInnen interessant sind, machen sich Gedanken, wie man diese am besten umsetzen könnte und tun das dann auch: Sie erstellen Sendepläne, schneiden Beiträge, führen Interviews und gehen schließlich jeden Donnerstag im Offenen Kanal live auf Sendung. Am Ende kommen dann Themen heraus wie „Was bringt uns die Zukunft?“, „Das halten wir von Bambule“ oder „Neues Hamburger Schulgesetz so geht das nicht“.
Die SchülerInnen sind zwischen acht und 16 Jahre alt und „engagieren sich wahnsinnig“, wie Märker beobachtet. Im Unterricht belegen viele den Wahlpflichtkurs „Medien“ oder sind in Arbeitsgemeinschaften, die sich mit dem Thema beschäftigen. Bisher haben sie sich außer in der Schule immer in den Räumen des Kinder- und Jugendtheaters Zeppelin getroffen. Dort konnten sie einmal die Woche für drei Stunden die Sendung vorbereiten. Das habe nicht gereicht, seit Donnerstag voriger Woche gibt es eine Lösung: Die „School‘s out!-Radio“-Redaktion im Eppendorfer Weg wurde eröffnet. „Wir haben jetzt richtige Öffnungszeiten“, erklärt Märker stolz. Zeitlich sind die SchülerInnen nun nicht mehr gebunden, es gibt einen eigenen Schnittplatz und einen Computer. Nun kann fast rund um die Uhr gearbeitet werden.
Und mit etwas Geld kommt vielleicht doch noch irgendwann das gläserne Studio. Bis jetzt wird das Projekt zwar von der HAM mit 70.000 Euro unterstützt, aber die Förderung ist auf 14 Monate beschränkt. Das sei von Anfang an klar gewesen, denn es sei so eine Art „Anschubfinanzierung“, wie Riensberg es nennt. Im November, wenn die HAM-Finanzierung ausläuft, müssten andere Träger die Kosten übernehmen. Konkrete Zusagen gebe es zwar noch nicht. „Aber“, sagt Riensberg, „die Begeisterung für das Projekt ist so groß, dass ich mir keine Sorgen um die Zukunft mache.“
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