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Archiv-Artikel

WHO ausgesperrt

Peking verwehrt Gesundheits-Team Zugang zu Militärkliniken, in denen viele SARS-Patienten vermutet werden. Heilmittel noch nicht in Sicht

BERLIN taz/afp/rtr/ap/dpa ■ Obwohl die chinesische Regierung erst am Montag SARS zur Chefsache erklärte, hat sie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Zutritt zu Militärkrankenhäusern verweigert, in denen angeblich zahlreiche SARS-Patienten behandelt werden. Das WHO-Team in Peking äußerte sich besorgt über den Umgang der Behörden mit Gerüchten über die Militärkrankenhäuser, erklärte die WHO gestern. Auch das offensichtliche Fehlen eines konsequenten Aufspürens der Infektionswege des Schweren Akuten Atemwegssyndroms gebe Anlass zur Sorge. Wie die taz aus WHO-Kreisen in Peking erfuhr, sind in den offiziellen Zahlen die der Erkrankten in Militärkliniken nicht enthalten. Vorige Woche hatte Vizegesundheitsminister Ma Xiaowei aber ausdrücklich öffentlich erklärt, seine Zahlenangaben zu SARS beinhalteten auch jene Fälle in den Militärkrankenhäusern.

Indes meldete die Pekinger Gesundheitsbehörde 15 neue SARS-Fälle. Landesweit seien mindestens 1.426 Menschen infiziert. 1.088 Patienten sollen allerdings aus den Kliniken entlassen worden sein. Bislang starben in China nach offiziellen Angaben 64 Menschen an SARS. Weltweit sind es nach WHO-Angaben 144.

Beunruhigt sind die Behörden in Hongkong: Dort erlagen allein gestern neun Menschen ihrer SARS-Infektion, darunter vier relativ junge Patienten ohne Vorbelastungen. Damit stieg die Zahl der registrierten SARS-Todesfälle in Hongkong auf 56.

Auch nach Entschlüsselung des genetischen Codes des mutmaßlichen SARS-Virus ist noch kein wirksames Medikament in Sicht. Mit Hilfe der Gendaten könnten zwar neue Diagnoseverfahren entwickelt werden, bis Arzneimittel oder Impfstoffe zur Verfügung stünden, könnten aber Wochen oder Monate vergehen, erklärte die Leiterin des US-Zentrums für Seuchenkontrolle, Julie Gerberding. Auch Hinweise auf den Ursprung der gefährlichen Lungenkrankheit werden die neuen Erkenntnisse nach ihrer Ansicht noch nicht liefern.

Die Hamburger Biotech-Firma Artus hat erstmals Tests zur SARS-Schnelldiagnose ausgeliefert. Sie seien mit dem Bernhard-Nocht-Institut erarbeitet worden und würden wegen des dringenden Bedarfs weltweit kostenlos zur Verfügung gestellt, bestätigte eine Artus-Sprecherin. Der Test soll binnen zwei Stunden ein Ergebnis liefern. BLUME/CA