NEUE FILME : Diese Woche neu im Kino
Identity Kills
D 2003, Regie: Sören Voigt. 81 Min.
Karen (Brigitte Hobmeier) ist aus der psychiatrischen Klinik, wo sie nach einem Selbstmordversuch einige Tage verbracht hat, gerade ins Leben zurückgekehrt. Die Anonymität der Straße, wohin es sie immer verschlägt, wenn ihr das Private keine Zuflucht mehr bietet, wird zum Jagdrevier für fremde Identitäten, in die sie unauffällig schlüpfen kann. Ratlos wandert sie durch Menschenansammlungen ohne tieferen Sinn, ohne Sinnlichkeit. Regisseur Sören Voigt hat ein gutes Auge für diesen Zustand. Wo bloße Repräsentation als Kritik zwangsläufig versagen muss, setzt er auf dokumentarische Unschärfen. Die Sprache ist unfertig und verletzlich, die Kamera lapidar. Immer wieder enden Szenen nach langem Schweigen abrupt, als wäre das Band voll gewesen. In seiner brüchigen Rohheit ist „Identity Kills“ schlicht eine kleine Sensation.
Die Kinder sind tot
D 203, Regie: Aelrun Goette. 80 Min.
Manchmal verweilt die Kamera einfach im schäbigen Treppenhaus. Aus den Wohnungen dringen Stimmen und Geräusche. Plötzlich bekommt man ein Bewusstsein für ein ungeheuerliches Weghören. Vierzehn Tage lang waren zwei kleine Jungen in einer Plattenbauwohnung in Frankfurt (Oder) eingesperrt. Keiner reagierte auf ihre Hilferufe oder griff ein. Die Kinder verdursteten. In ihrem Dokumentarfilm „Die Kinder sind tot“ fährt die Berliner Regisseurin Aelrun Goette zum Ort des Geschehens, in eine Welt der Kälte, Verzweiflung und seelischen Deformationen. Eine junge Frau verschwindet für 14 Tage, ihre Mutter, die sich sonst oft um die Kinder kümmerte, fühlt sich plötzlich nicht mehr verantwortlich. Die Nachbarn schauen weg.