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Archiv-Artikel

DIE REGIERUNG BLOCKIERT DIE UNISEX-TARIFE VON VERSICHERUNGEN Schröders Männer-Solidarität

Der Chef versenkt die Chefsache. Mehr Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen hatte der Kanzler persönlich versprochen und den SPD-Frauen schon damals nur ein schiefes Lächeln entlockt – sie kennen ihren Gerd halt. Sie haben Recht behalten. Die winzige Änderung der Riester-Tarife, nach der Frauen und Männer für die gleiche Einlage auch gleich viel herausbekommen sollen, wird blockiert.

Das Argument, Frauen lebten länger und seien deshalb teurer, sticht nicht. Mit demselben Argument müssten Professoren in einen Sondertarif aufsteigen, die leben nämlich besonders lange. Wenn also der kurzlebige Bauarbeiter mit dem langlebigen Professor solidarisch sein und denselben Tarif zahlen kann, können Männer und Frauen ebenso solidarisch sein. Zudem darf der Staat nicht diskriminieren, auch mit seinen Fördergeldern nicht. Die historische Situation, diese Diskriminierung abzustellen, ist günstig. Die SPD will sie, der Koalitionspartner, sogar die Opposition. Aber der Kanzler will nicht – weil die Versicherungswirtschaft nicht will. Sie befürchtet, die lukrativeren Verträge der Männer, die in der Regel mehr verdienen als Frauen, zu verlieren, wenn sie diese nicht mehr mit billigen Tarifen ködern kann.

Diese angebliche Bedrohung aber hat die Branche selbst geschaffen. Denn in andere Versicherungen würden Männer nur abwandern, wenn diese weiterhin Männer begünstigten – und zwar so kräftig, dass sie damit den Nachteil der fehlenden staatlichen Förderung aufwöge. Dass dies geschieht, ist ohnehin zweifelhaft. Vor allem aber sollen ungleiche Tarife für Männer und Frauen durch eine neue EU-Richtlinie verboten werden, und dann gäbe es diese Konkurrenz nicht mehr. Gegen die Richtlinie lief die Versicherungswirtschaft Sturm.

Und der Hauptblockierer auf EU-Ebene heißt: Deutschland. Die Regierung argumentiert also mit einer Konkurrenzsituation, die sie abstellen könnte, wenn sie wollte. Stattdessen diskriminiert sie lieber weiter. Da kann man nur klagen. Aber so, dass es sich lohnt: vor Gericht. HEIDE OESTREICH