: Mit Brechstange und Bolzenschneider
Ein kleiner Aufkleber sorgt für große Verwirrung: Was bedeutet „VdS anerkannt“ auf dem Fahrradschloss? Sicherheit mit abschreckender Wirkung? Wer solche Schlösser benutzt, erhält von einigen Diebstahlversicherungen Rabatt
Wer Fahrraddiebe ärgern will, sollte zum quasi unknackbaren Schloss greifen. Und damit das Velo an einem festen Gegenstand anschließen. Doch welches Schloss muss es sein? Welches Modell ist in der Lage, selbst schwerem Gerät Widerstand zu leisten? Der ratlose Verbraucher ist auf die Empfehlungen unabhängiger Tester angewiesen – und stößt neuerdings auf ein blaues Logo mit dem Schriftzug „VdS anerkannt“.
Diese Markierung ziert zurzeit drei Bügelschlösser und eine flexible Sechskantkette (siehe unten). Das liegt auf der Linie der Stiftung Warentest, die sich bisher viermal über Fahrradschlösser hergemacht und regelmäßig das Bügelschloss als Typ zum Sieger erklärt hat. Auch das Fazit der aktuellen Prüfung (in test 6/2003) lautet: „Am besten schützen Sie Ihr Rad mit einem Bügelschloss.“ Bei den Warentestern kamen diesmal allerdings auch fünf Panzerkabel sowie sogar ein normales Kabel und zwei Rahmenschlösser mit einem „Gut“ davon. Zumindest in Sachen Fahrradschlösser gilt die Stiftung als kompetent – wer oder was aber ist „VdS“?
Dahinter verbirgt sich eine Tochter des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), der VdS Schadenverhütung GmbH in Köln. Eine Firma, die nach eigener Aussage über große Erfahrungen verfügt im Umgang mit Produkten, die Sicherheit verheißen. Vor allem Produkte der Brandschutz- und Sicherungstechnik werden vom VdS geprüft und zertifiziert. Doch mit Fahrradschlössern beschäftigt man sich erst seit knapp zwei Jahren, wie VdS-Mitarbeiter Paulus Vorderwülbecke bestätigt. „Es ist davon auszugehen“, kündigt er an, „dass wir demnächst noch weitere Fahrradschlösser testen werden.“ Aber nur, wenn sich die Hersteller trauen und die Begutachtung beantragen.
Denn anders als die Stiftung Warentest tritt der VdS nur dann auf den Plan, wenn die Produzenten es wollen. „Allein sie entscheiden, welche ihrer Produkte sie uns zur Verfügung stellen“, so Paulus Vorderwülbecke. Und ob überhaupt. Zahlen muss der Hersteller auch noch – sowohl für das Prüfprocedere als auch für das Recht, mit der VdS-Empfehlung zu werben. Und er habe damit zu rechnen, dass seinem Produkt überaus streng auf den Zahn gefühlt werde. Christian Rothe, Verkaufsleiter beim Schlosshersteller Abus, ist überzeugt, dass der VdS „höchste Anforderungen“ stellt: „Die testen sowohl mit intelligenten als auch mit gewaltsamen Aufbruchmethoden unter realistischen Bedingungen.“ Also mit filigranen Spezialwerkzeugen ebenso wie mit Brechstange oder Bolzenschneider. Dass der VdS sich auf so etwas versteht, weist er durch eigene Anerkennungen und Zertifizierungen nach, unter anderem von der Deutschen Akkreditierungsstelle Technik. Insofern verständlich, wenn einige Fahrradversicherer bei Nachweis eines VdS-anerkannten Fahrradschlosses einen Rabatt gewähren (etwa die Arag, die 10 Prozent vom Jahresbeitrag nachlässt).
Die vier „VdS-anerkannten Produkte für mechanische Sicherungstechnik“ unter den Fahrradschlössern haben die Wertung „A+“ erhalten. An ein „A“-Schloss werden laut Klassifizierungstext „geringere Anforderungen“ gestellt, doch für Fahrräder sei diese Kategorie ausreichend (im Gegensatz zu Motorrädern). Das Pluszeichen sagt: Mit diesem Schloss kann das Bike nicht nur ab-, sondern auch angeschlossen werden.
Zwei der vier VdS-Label-Schlösser waren übrigens auch Teilnehmer der letzten Testserie von Stiftung Warentest – und bekamen auch dort ihr „Gut“ attestiert. HELMUT DACHALE
VdS-getestet: Bügelschloss Abus Granit X-Plus 54 (Stiftung Warentest: „Gut“). Bügelschloss Trelock BS 510 (Stiftung Warentest: „Gut“). Bügelschloss Trelock BS 610. Sechskantkettenschloss Abus City Chain 1010