: Integration durch Kultur
Jugendkunstschule Köln und Lebenshilfe bieten erstmals Kreativprogramm für Behinderte und Nicht-Behinderte an
Köln taz ■ Einrichtungen, in denen behinderte und nicht-behinderte Menschen zusammen kommen können, sind in Köln Mangelware. Einen Anfang, das zu ändern, macht jetzt die Jugendkunstschule Köln (JKS): Ab 17. Mai bietet sie Kindern und Jugendlichen von 3 bis 27 Jahren rund 50 Kurse an – von Malen über Fotografieren und Tanz bis zu Musik. In Nordrhein-Westfalen ist dieses Angebot einmalig.
In integrativen Einrichtungen können beide Seiten voneinander lernen. Die Nicht-Behinderten etwa Geduld, Spontaneität und langsames Arbeiten, sagt JKS-Leiterin Petra Gräff. Und sie betont: „Wir machen hier keine therapeutische Arbeit, es geht uns darum, das gestalterische Potenzial als wichtiges Ausdrucksmittel zu wecken – in jedem Menschen.“
Das alles findet in neuen Räumen statt. Die Gold-Kraemer-Stiftung hat der Lebenshilfe Köln im Kalker Gold-Kraemer-Haus in der Rolshover Straße 450 Quadratmeter für drei Ateliers, einen Tanzsaal und ein Foto- und ein Musikstudio dauerhaft und kostenfrei zur Verfügung gestellt. Bedingung: Dort soll ein Kulturprogramm für Behinderte stattfinden. In der JKS fand die Lebenshilfe den „kompetenten Partner“, so Geschäftsführer Benedikt Kirfel. Die JKS wurde 1983 als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt. Als die Aktion Mensch einen Tag vor Heiligabend 2003 eine Anschubfinanzierung von 250.000 Euro über drei Jahre zusicherte, konnte das Integrationsprojekt in kürzester Zeit starten.
Preiswert sind die Kurse auf den ersten Blick nicht, doch für Inhaber des Mobilitätspasses gibt es 40 Prozent Ermäßigung. „Die Differenz tragen wir“, erklärt Gräff, „Zuschüsse dafür gibt es nicht.“ Die Teilnahmegebühren seien äußerst knapp kalkuliert. Sie beziehen sich auf eine Zeitstunde, das Material ist inbegriffen. Neben der Kunstdozentin kümmert sich auch eine heilpädagogische Kraft um die Kinder. Anmeldungen liegen schon viele vor, vor allem für Behinderte. Angestrebt ist ein Verhältnis Behinderte–Nicht-Behinderte von 20:80. „Kein nicht-behindertes Kind muss befürchten, zu kurz zu kommen“, zerstreut Gräff mögliche Eltern-Bedenken.
Jürgen SCHÖN
Jugendkunstschule Köln, Hamburger Str. 17, 50668 Köln, Tel. 0221/13 24 41 www.jugendkunstschule-koeln.de