: Betr.: kinotaz nord
A
88 - Pilgern auf japanisch Deutschland 2008, R: Gerald Koll
„Ein deutscher Filmemacher begibt sich im Frühjahr 2007 auf einen 1.300 Kilometer langen Pilgerweg, der die japanische Insel Shikoku umkreist und an 88 Tempeln und heiligen Stätten vorbei führt. Da er die Landessprache nicht beherrscht und sich nur schwer zurecht findet, ist er im wahren Pilger-Sinne ein Fremder, der sich auf dem Weg zu sich selbst in der Fremde orientieren muss. Ein sinnlicher, mitunter heiterer Dokumentarfilm, dessen Autor zugleich pointiert die Widersprüchlichkeit seiner Situation benennt, schließen sich das Pilgern und das Dokumentieren des Pilgerns sowie die Reflexion darüber doch eigentlich aus.“ (filmdienst) HB
Alter und Schönheit Deutschland 2008,R: Michael Klier, D: Henry Hübchen, Burghart Klaußner
„Ein an Krebs erkrankter Schauspieler, der im Hospiz dahin siecht, bekommt Besuch von seinen drei besten Freunden, alle wie er jenseits der 50. Gemeinsam gilt es ihnen, sich mit dem nahenden Tod auseinander zu setzen. Filmisch kongenial umgesetzt, ist der Film übers Älterwerden trotz des ernsten Themas von einer gewissen Leichtigkeit durchströmt und gehört zum Eindrucksvollsten und Zärtlichsten, was das aktuelle Kino zu diesem Thema zu bieten hat.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL
Australia Australien/USA 2008, R: Baz Luhrmann, D: Nicole Kidman, Hugh Jackman
„Nach „Moulin Rouge“ hat der australische Regisseur Baz Luhrmann nun ein opernhaftes Epos über die Vergangenheit seiner Heimat gedreht. Es geht um die englische Aristokratin Sarah Ashley (Nicole Kidman), die im Jahr 1939 in Australien den vom Ruin bedrohten Besitz ihres ermordeten Mannes retten muss. Gemeinsam mit einem Viehtreiber (Hugh Jackman) und einem Mischlingsjungen lässt sie 1500 Rinder durch die Wildnis zum Verkauf in die Hafenstadt Darwin treiben, die einem Bombenangriff der Japaner zum Opfer fällt. Western, Melodram und Kriegsfilm vereinen sich hier in drei Akten zu einem bildgewaltigen, aber in die Länge gezogenen Werk.“ (Rheinischer Merkur ) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
B
Bedtime Stories - Gute Nacht GeschichtenUSA 2008, R:Adam Shankman, D: Adam Sandler, Guy Pearce
„Sich für Kinder Gute-Nacht-Geschichten auszudenken, bietet talentierten Erzählern grenzenlose Möglichkeiten fantasievollen Austobens. In „Bedtime Stories“ hockt sich nun Adam Sandler abermals als leicht entrückter Underdog ans Bett von Neffe und Nichte und merkt, dass er mit Hilfe seiner Geschichten die Wirklichkeit beeinflussen kann. Von Fabulierkunst ist das allerdings alles weit entfernt: Während bei den eingesprenkelten Märchenonkeleien die Ideenarmut mit Effekt-Trara übertüncht wird, bietet die Handlung kaum mehr als schematische, familienselige Hollywoodunterhaltung.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Behind the Couch – Casting in Hollywood Deutschland2005 Veit Helmer
„Einblicke in den Kampf mehr oder weniger talentierter Menschen, die in Hollywood Karriere als Schauspieler machen wollen. Ein schonungsloser, zugleich aber stets unterhaltsamer Dokumentarfilm, der einen desillusionierenden Blick hinter die Kulissen des Filmgeschäfts und der Casting-Agenturen gewährt und sich zu einer Beschreibung des Scheiterns verdichtet.“ (Lexikon des internationalen Films) H
Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel
„Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn - alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (,Berlin is in Germany‘, ,One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) HH
Bonjour Sagan Frankreich 2008, R: Diane Kurys, D: Silvie Testud, Pierre Palmade
„Filmische Biografie der französischen Schriftstellerin Françoise Sagan von ihrem ersten Roman „Bonjour Tristesse“ 1954 bis zu ihrem Tod im Jahr 2004. Der Film zeichnet das Bild einer zerrissenen Frau, die zwischen Liebessehnsucht und Einsamkeit gefangen ist. Das konventionell inszenierte, sorgsam ausgestattete „Biopic“ konzentriert sich auf die äußerlich greifbaren Eckdaten eines bewegten Lebens, ohne dabei tiefere Einsichten in den literarischen Schaffensprozess zu vermitteln.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI, OL
Der Brief für den König Niederlande/Deutschland 2008, R: Pieter Verhoeff, D: Yannick van de Velde, Uwe Ochsenknecht
„Spannender, unterhaltsamer und zuweilen auch lehrreicher Ritterfilm nach einem niederländischen Jugendbestseller, der auch ohne vordergründige Spezialeffekte und pausenlose Kampfszenen überzeugen kann. Dank seiner Schauwerte wie spektakuläre Schwertkämpfe, imposante Kastelle und chromblitzende Rüstungen und auch dank der starken Performance von Lars Rudolph als Bösewicht.“ (Blickpunkt:Film) H, HH
Buddenbrooks Deutschland 2008, R: Dr. Heinrich Breloer, D: Armin Mueller-Stahl, Iris Berben
„Über drei Generationen hinweg schildert Thomas Mann in seinem Roman den Aufstieg und Fall einer Lübecker Kaufmannsfamilie im 19. Jahrhundert. Die schnelle Abfolge von Erfolg und Niederlage, von Glück und Tod stürzt die Familie in ein Wechselbad der Gefühle. Allzu oft werden diese Schicksalsschläge von schwerem Unwetter mit Blitz und Donner begleitet. Das ist pures Klischee, und doch gelingt es dem Film mit beeindruckender Souveränität, jeden Anflug von Pathos zu vermeiden. Keine großen Gefühle, sondern verhaltene Trauer - und am Ende ein Gefühl der Wehmut, das die Bilder lange nachwirken lässt.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
C
Christoph Schlingensief - Die Piloten Deutschland 2008, R: Cordula Kablitz-Post
„Die Talkshowsatire „Talk 2000“, ausgestrahlt 1997 auf Kanal 4 und ORF, war einer der Meilensteine im Werk des Aktionskünstlers Christoph Schlingensiefs. Zehn Jahre später köchelt er deren Konzept noch einmal auf und dreht „Die Piloten - eine Talkshow in 6 Folgen, die nie ausgestrahlt wird“ - durchgeknallt und trashig. Zig Stunden Filmmaterial später, komprimiert auf 95 Minuten und angereichert mit Erklärungen zur Entstehung, ist die Essenz der beabsichtigten Show bestenfalls noch zu erahnen. Es ging um Tod, Krankheit, Sex und die Dekonstruktion der beteiligten Prominenten. Nichts Neues im Schlingensief-Universum, aber wild und gnadenlos. Mit dabei: Gottfried Fischer, Jürgen Fliege, Claudia Roth und Sido.“ (tip) H
Crash Großbritannien/Kanada 1996, R: David Cronenberg, D: James Spader, Holly Hunter
„Zugegeben: keine leichte Kinokost, diese bizarre Geschichte über eine Gruppe junger Leute, die nur noch durch Autounfälle in sexuelle Ekstasen geraten und diesen Fetischismus bis zum tödlichen Ende betreiben. Was wie ein Voyeurs-Thema mittäglicher TV-Talkshows klingen mag, ist bei David Cronenberg freilich weit mehr: Die scheinbare Perversität, die für soviel Verstörung sorgt, ist nur Metapher für den Zusammenprall von Technologie und Psyche. Cronenberg schafft mit ,Crash‘ das, was man einmal einen Klassiker nennen wird.“ (Dieter Oswald) HH
D
DM Killer Österreich/Deutschland 1964, R: Rolf Thiele, D: Curd Jürgens, Walter Giller
„Gesellschafts-Satire von Rolf Thiele: Drei Gauner kommen auf Bewährung aus dem Knast und setzen, die Konjunktur im Wirtschaftswunder-Deutschland ausnutzend, ihre Gaunereien diesmal ganz legal fort: Sie ziehen einen Export von Volkswagen nach Amerika auf, und da die Amerikaner wegen ihrer kürzeren Lieferzeiten einen enormen Aufpreis zahlen, werden die Gauner so in kürzester Zeit zu Millionären. Damit geraten sie blitzschnell in die höchsten gesellschaftlichen Kreise, die schon längst moralisch völlig korrumpiert sind. (filmportal) HH
E
East/West - Sex and Politics Deutschland 2008, R: Jochen Hick
„Ambitionierter Dokumentarfilm von Jochen Hick, der Einblicke in die Schwulen-Szene in Moskau gewährt und dabei mit jener extrem homophoben Gewalt konfrontiert, mit der reaktionäre Gruppen auf die Szene und ihre Gay-Pride-Paraden reagieren. Er beschreibt aber ebenso die Grabenkämpfe und unterschiedlichen Interessen innerhalb der Homosexuellen-Bewegung. Der vielschichtige und informative Film zeichnet ein differenziertes Bild der russischen Gesellschaft und ermöglicht eine aufschlussreiche Annäherung an den russischen Alltag.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
1 1/2 Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde Deutschland 2008, R: Til Schweiger, D: Til Schweiger, Rick Kavanian
„1 1/2 Ritter“ ist eine matte Mittelalter-Klamotte von und mit Til Schweiger, die sich im Vergleich zu seiner Komödie „Keinohrhasen“ anfühlt wie zwei Stunden auf der Streckbank. Der Regisseur - mit Eisenherz-Perücke - macht mit stocksteifem Spiel dem Namen seiner Filmfigur alle Ehre: Als linkischer Leibwächter Lanze soll er die entführte Prinzessin Herzelinde (Julia Dietze) aus den Klauen des ominösen Schwarzen Ritters befreien. Von Thomas Gottschalk und Roberto Blanco (nein, nicht der Schwarze Ritter) bis Johannes Heesters (ja, vermutlich der letzte lebende Zeitzeuge der Ritterzeit) kämpft sich ein Heer von Prominenten durch die Klamauk-Belagerung. Diese Ritter rocken nicht: Sie sind nur „Men in Blech“.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Eins, zwei, drei USA 1961, R: Billy Wilder, D: James Cagney, Horst Buchholz, Liselotte Pulver
Als der Film rauskam, fanden es die Deutschen gar nicht lustig, wie Wilder sich da über das geteilte Deutschland lustig machte. In den 80er Jahren wurde er ein großer Erfolg in den Programmkinos, aber da taten die Pointen ja auch nicht mehr weh. (hip) HB
El baño del Papa - Das große Geschäft Uruguay 2007, R: Enrique Fernández & César Charlone, D: César Troncoso, Virginia Méndez / Originalfassung mit Untertiteln
„Die Nachricht, dass der Papst ein uruguayisches Grenzstädtchen besuchen will, versetzt dessen Bewohner nicht nur in religiöse Verzückung, sondern weckt auch geschäftliche Interessen. Ebenso amüsante wie bittere Satire über Menschen in Armut, die gerne auch einmal zu den Nutznießern einer globalisierten Welt gehören möchten. Dabei bringt die humorvolle Geschichte viel Verständnis für die Protagonisten und ihre menschlichen Schwächen auf.“ (filmdienst) HH
F
Fargo USA 1995, R: Joel Coen, D: Frances McDormand, Steve Buscemi
Amerika sieht manchmal aus wie Sibirien. In der pechschwarzen Kriminalkomödie „Fargo“ von den Coen Brothers könnte man fast schneeblind werden - so eisig, weiß und leer ist hier die Winterlandschaft von Minnesota. Wenn sich das Personal aus einem Aki-Kaurismäki-Film in eine makabere Farce von Quentin Tarantino verirrt hätte, wäre dabei etwa so ein Film wie „Fargo“ entstanden. Die Landeier im tiefsten amerikanischen Hinterland werden von den Coens mit dem gleichen boshaften Witz beschrieben wie die texanischen Rednecks in ihrem Debüt „Blood Simple“. An diesen frechen Film über inkompetente Gangster, denen ihre verbrecherischen Pläne schnell über den Kopf wachsen, schließt „Fargo“ direkt an. Ein kurz vor dem Bankrott stehender Autohändler läßt selber seine Frau entführen, aber die beiden dazu angeheuerten Gangster gehen den Auftrag extrem ungeschickt und brutal an. Vom Blutbad wird dann auf Marge geschnitten, eine hochschwangere Polizistin, die mit dicken Fausthandschuhen und Pelzmütze bewaffnet, den Fall so stur und unaufhaltsam löst wie eine mütterliche Version von Columbo.“ (hip) HH
Fightgirl Ayse Dänemark 2008, R: Natasha Arthy, D: Semra Turan, Nima Nabipour
„Die türkischstämmige Aicha (Semra Turan) lebt mit ihren Eltern im Hochhausviertel Kopenhagen-Nord. Ihr Erfolg im gemischten Elite-Kung-Fu-Verein und ihre Freundschaft zum Dänen und Trainingspartner Emil bringen ihr zwar Selbstvertrauen, aber auch das Misstrauen ihrer Familie ein. Das energiegeladene Drama beleuchtet als Mischung aus „Karate Kid“ und „Romeo und Julia“ eine doppelte Identitätsfindung zwischen interkulturellen Missverständnissen und dem universellen Abnabelungsprozess von den Eltern. Dabei wird mit Gespür für Montage ein Aufwachsen in den „Parallelgesellschaften“ nachgezeichnet.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH
Film ist. 7-12 Österreich 2002, R: Gustav Deutsch
„Der österreichische Avantgardefilmer Gustav Deutsch ist ein Sammler und Liebhaber der bewegten Bilder. Ambitioniert nennt er sein Werk »Film ist.« und führt, sorgfältig und folgerichtig vor, was Film ausmacht: Film ist… Komisch (7), Magie (8), Eroberung (9), Schrift und Sprache (10), Gefühl und Leidenschaft (11), Erinnerung und Dokument (12). Diese kurzweilige Kompilation von Aufnahmen aus den ersten drei Dekaden des stummen Kinos bietet dicke Männer im Slapstick sowie sparsam bekleidete Damen in Umkleideräumen. In der Neu-Montage verdichtet Deutsch die Leinwandbilder zu einer historischen Lektion (nicht nur) über das frühe Kino.“ (Kino 46) HB
Fly Me to the Moon 3-D Belgien 2008, R: Ben Stassen
„Der belgische Regisseur Ben Stassen legt mit „Fly Me to the Moon“ jetzt den ersten exklusiv für 3-D-Kinos konzipierten abendfüllenden Animationsfilm vor: eine Familienkomödie um drei abenteuerlustige Fliegen, die sich in die Raumkapsel von Apollo 11 schmuggeln und zum Mond fliegen. Erfreulicherweise enthält sich der Film jeder über den plastischen Eindruck hinausgehenden Effekthascherei, andererseits weiß man aber auch nicht so genau, wo für den Zuschauer eigentlich der Gewinn liegen soll: Hat sich der Neuigkeitsfaktor erst einmal abgenutzt, bleibt ein harmloser Film immer noch ein harmloser Film.“ (tip) HB
Frankensteins Todesrennen (Death Race 2000) USA 1975, R: Paul Bartel, D: David Carradine, Sylvester Stallone / Originalfassung ohne Untertitel
„Bei dieser Vorstellung würde manchem Autofetischisten der Freudenspeichel zusammenlaufen: Da gibt es ein Autorennen, bei dem man Pluspunkte sammeln kann, indem man möglichst viele Menschen überfährt, am besten Kinder und Greise, denn die bringen höchste Punktzahl. Trash-Spezialist Roger Corman setzte diese Vorstellung im Jahre 1974 als Zukunftsvision um, mit David Caradine und Silvester Stallone in den Hauptrollen. Im Original hieß der Film „Death-Race 2000“, der deutsche Verleih entschloß sich aus irgendwelchen Gründen zu dem Titel „Frankensteins Todesrennen“ .“ (taz) HH
G
Die Geschichte vom Brandner Kaspar Deutschland 2008, R: Joseph Vilsmaier, D: Franz Xaver Kroetz, Michael „Bully“ Herbig
„Der Brandner Kaspar haut den Tod beim Kartenspielen übers Ohr und kann ihm ein längeres Leben abluchsen. Dieses wird allerdings ihm zum Fluch, als seine geliebte Enkelin durch ein Unglück lange vor der Zeit stirbt. Verfilmung eines bayerischen Volksstücks, die in allen Belangen auf Nummer sicher geht und teilweise recht krachlederne Unterhaltung bietet.“ (filmdienst) HB , HH
H
Herr Wichmann von der CDU Deutschland 2002, R: Andreas Dresen
„Dokumentarfilm über den Wahlkampf eines Bundestagskandidaten der CDU, der in der brandenburgischen Uckermark auf verlorenem Posten steht und zunehmend verdrossen Werbung in eigener Sache macht. Der hellsichtige und zugleich erhellende Film ist ein Glücksfall für den politischen Dokumentarismus, der über den konkreten Einzelfall hinaus auch die fundamentale Krise der bundesdeutschen Demokratie reflektiert.“ (filmdienst) HH
I
Inland Empire USA/Polen 2006, R: David Lynch, D: Laura Dern, Harry Dean Stanton / Originalfassung mit Untertiteln
„Auch David Lynch hat jetzt die Freiheit von Digital-Video entdeckt und konnte völlig unabhängig experimentieren. Mit Laura Dern in vielen Rollen dringt diese aufregende Tour d‘Angst tief ein in das Bewusstsein einer Schauspielerin aus einem verfluchten Filmprojekt und erzählt in skizzenhaften und labyrinthisch aufgesplitterten Alptraumfetzen von den Schattenseiten Hollywoods, von Ehebruch, Angst und Mord. Einen so ungefilterten und kompromisslosen Lynch gab es seit seinem Debüt „Eraserhead“ nicht mehr zu sehen. Eine unberechenbare Herausforderung.“ (tip) HH
J
Jacquot -Jacquot des Nantes Frankreich 1991, R: Agnès Varda, D: Phillipe Maron, Edouard Joubeaud / Originalfassung mit Untertiteln
„Bereits mit acht Jahren entdeckt Jacquot seine Liebe zum Filmemachen. Erst ist es das Marionettentheater, danach die Welt des Kinos und weder Nazi-Zeit und Nachkriegswirren noch ein wütender Vater können seine Leidenschaft bremsen. Gegen alle Widerstände geht er schließlich an die Pariser Filmhochschule. Agnès Varda hat aus den Erinnerungen ihres verstorbenen Mannes, des Regisseurs Jacques Demy, einen großartigen Film gemacht. Mittels verschiedener Filmebenen, Ausschnitten aus Demys filmischem Werk, Statements und Einblendungen aus der Jetzt-Zeit erfährt der Zuschauer etwas über den Menschen und Regisseur Demy.“ (Kino 46) HB
James Bond 007: Ein Quantum Trost USA/Großbritannien 2008, R: Marc Forster, D: Daniel Craig, Olga Kurylenko
„So viel Flitzen, Blitzen und Nervenkitzel – so viele Verfolgungsjagden in Booten, Kampfszenen, bei denen an Seilen gebaumelt wird, Luftkämpfe mit Propellermaschinen, architektonische Schnörkel und tischgroße Computer-Displays – da bleibt kaum Zeit für Charakterzeichnung, ganz zu schweigen von Geschichte, Spaß, Verführung, Humor oder Geist“ – so die Kritik des als „ein wenig enttäuschend“ bewerteten neuen James-Bond-Films im Londoner Stadtmagazin „Time Out“. Dieses ist für seine vorbildliche Filmredaktion bekannt, und wer kann solch ein ur-englisches Produkt wohl besser beurteilen als die Briten selber? (taz) H, HB, HH, HL, KI, OL
Jerichow Deutschland 2008, R: Christian Petzold, D: Benno Fürmann, Nina Hoss
„Die Wege zweier Männer und einer Frau kreuzen sich im Nordosten Deutschlands. Sie könnten ihr Leben gegenseitig durchaus bereichern, finden jedoch keine tragfähige und loyale Haltung zueinander. Ein vielschichtiger, darstellerisch intensiver Film über Träume, Sehnsüchte und Leidenschaft, dessen Protagonisten ziellos durchs Leben driften und nur an Güter glauben, die mit den Händen greifbar sind. Auf der Grundlage eines Kriminalromans, den Luchino Visconti bereits 1942 verfilmte (“Ossessione“), entstand ein beeindruckender Film, der nicht nur deutsche Befindlichkeiten überzeugend spiegelt.“ (filmdienst) H, HH, OL
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Kinski - Jesus Christus Erlöser Deutschland 2008, R: Peter Geyer, D: Klaus Kinski
„Dokumentation über die legendäre ,Jesus Christus Erlöser‘-Rezitation von Klaus Kinski im November 1970 in Berlin, die durch Zwischenrufe des Publikums zum Debakel wurde. Der klug montierte Film gibt die spannungsgeladene Dramaturgie des Abends nahezu chronologisch wieder. Ein aufregendes und zugleich amüsantes Zeitdokument über das debattiersüchtige Berliner Milieu der frühen 1970er-Jahre, in dem Ernsthaftigkeit und Verbohrtheit oft nahe beieinander lagen.“ (filmdienst) HB
Die Klasse Frankreich 2008, R: Laurent Cantet, D: François Bégaudeau, Vincent Caire
„Laurent Cantets meisterhafter Film macht das Klassenzimmer zur Hauptbühne für eine achte Klasse einer Grundschule im 20. Pariser Arrondissement: Jugendliche im Alter von 14 oder 15 Jahren, von denen die meisten einen Migrationshintergrund haben. Wie alle Jugendlichen dieses Alters haben sie Null Bock auf Schule, beschäftigen sich lieber mit Handys und iPods. Sie verwandeln das Klassenzimmer in einen Dschungel, in dem sie mit schroffen Mitteln um Anerkennung ringen. Langsam kristallisieren sich einzelne Schülerfiguren aus dem Chaos heraus und man wird in die Dramatik ihrer Schicksale hinein gezogen.“ (tip) H, HB, HH, OL
Krabat Deutschland 2008, R: Marco Kreuzpaintner, D: David Kross, Daniel Brühl
„‚Krabat‘ erzählt nach Otfried Preußlers gleichnamigem Jugendbuch-Klassiker von einem Zauberlehrling . Der Film schwelgt in erdenschweren Bildern von Knechtschaft und Tod, lässt einen finsteren Meister der Schwarzen Kunst walten und eine furchtsame Burschenschaft so viel schuften, dass sie kaum zum Zaubern kommt. Leinwand-Magie kann sich bei so viel Trübsinn nicht entfalten – Harry Potter hilf!“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI
Kurzer Prozess – Righteous Kill USA 2008, R: Jon Avnet , D: Robert De Niro, Al Pacino
„Nach „Heat“ (1995) treffen sich in diesem Polizeithriller wieder zwei altverdiente, schauspielerische Schwergewichte. Diesmal sitzen Robert De Niro und Al Pacino als Polizisten im selben Boot, aus dem sich Turk (De Niro) gleich in der ersten Szene herausmanövriert, als er ein Geständnis ablegt, über ein Dutzend Morde begangen zu haben. Turk entwickelte einen eigenen „Gerechtigkeitssinn“, der bald auch Roosters (Pacino) Loyalität auf eine harte Probe stellt, während den beiden zwei ehrgeizige Kollegen im Nacken sitzen. Jon Avnets formal unentschiedener und etwas unambitionierter Film erzählt dies in einer langen Rückblende.“ (Rheinischer Merkur )DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
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Let’s Make Money Österreich 2008, R: Erwin Wagenhofer
„Hochklassiger Report über das Wesen der internationalen Finanzindustrie: Regisseur Erwin Wagenhofer (‚We Feed the World‘) berichtet in eindringlichen Bildern von der unerschöpflichen Gier der Rendite-Söldner und der selbstzerstörerischen Eigen dynamik des Großkapitals. Wenn es einen Film gibt, der eine Revolution auslösen kann, dann ist es dieser!“ (tip) HB, HH
Lyrisches Nitrat (Lyrisch nitraat) Niederlande 1991, R: Peter Delpeut / Originalfassung mit Untertiteln / plus „Forgotten Silver“ von Peter Jackson
„Filmkompilation internationaler Stummfilmfragmente der Jahre 1905 bis 1915. Es sind nicht die Slapstick und Tingeltangel-Bilder, die man mit dieser Epoche verbindet. Stattdessen laden melodramatische, romantische und lyrische Filmszenen zur neuerlichen Betrachtung alten Materials ein. Delpeut hat eine zutiefst emotionale Auswahl rund um das Dreieck Kino-Liebe-Tod aus der Sammlung von Jean Desmet, einem der ersten niederländischen Filmverleiher, getroffen. Unterlegt mit fein abgestimmter Musik wird hier Filmgeschichte als Empfindung lebendig.“ (Kino 46) HB
M
M - Eine Stadt sucht einen Mörder Deutschland 1931, R: Fritz Lang, D: Peter Lorre, Gustav Gründgens
„Peinigender und bewegender zugleich als von Peter Lorre in ,M‘ ist kaum jemals wieder die Qual des Triebtäters gezeigt worden, das Ausgeliefertsein an eine Fehlsteuerung des Hirns. Aber hier gelang Fritz Lang mehr als eine Studie des triebkranken Menschen. ,M‘ ist das Psychogramm einer kranken Gesellschaft, in deren Kellern bereits der Faschismus haust. Fritz Lang muss geahnt haben, dass all die psychischen und politischen Aspekte, die er in ,M‘ hineingepackt hatte, das ganz alltägliche Leben verstellen würden. Geradezu rührend in seiner Banalität wirkt deshalb der Schlusssatz: ,Wir müssen alle viel, viel besser auf unsere Kinder aufpassen‘.“ (Klaus Schneider) HH
Madagascar 2 USA 2008, R: Eric Darnell, Tom McGrath
„Alex der Löwe, Marty das Zebra, die hypochondrische Giraffe Melman und die üppige Nilpferddame Gloria sind zurück: Die vier fidelen New Yorker Zootiere, die in „Madagascar“ das Überleben in der Wildnis meistern mussten, verschlägt es im Sequel in die afrikanische Savanne, wo es an neuen Herausforderungen zu wachsen gilt. So trifft zum Beispiel Alex auf seine Löweneltern, die zunächst gar nicht damit klarkommen, dass ihr großstädtischer Sprössling lieber tanzt als kämpft. Unterhaltsamer Animationsfilm-Spaß für Kinder, der aber nicht ganz überzeugen kann, da er etwas zu schrill versucht, sich an vermeintliche Jugendtrends anzubiedern.“ (Rheinischer Merkur) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Der Mann, der niemals lebte USA 2008, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Leonardo DiCaprio
„Wie ‚Syriana‘ gehört auch ‚Der Mann, der niemals lebte‘ von Regie-Altmeister Ridley Scott zur neuen ‚Schule‘ des Agentenfilms. Weniger auf phantasievolle Spannung oder aufregende Verfolgungsjagden setzend, stehen hier die Legitimität der real eingesetzten Mittel im „Krieg gegen den Terror“ auf dem Prüfstand. Im Zentrum steht CIA-Spion Roger Ferris (Leonardo DiCaprio), der den Auftrag erhält, sich im Nahen Osten in ein Terrornetzwerk einzuschleusen. In den USA sitzt ihm sein Vorgesetzter Ed Hoffman (Russel Crowe) im Nakken, in Jordanien selbst bekommt er es mit Ali Saleem zu tun. In Scotts cleverem Hochspannungsthriller verschwimmen Gut und Böse.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, OL
Man on Wire - Der Drahtseilakt Großbritannien 2008, R: James Marsh
„Einmal ganz oben sein bei den Wolkenkratzern und durch die Luft spazieren - am 7. August 1974 hat sich der Franzose Philippe Petit diesen Lebenstraum erfüllt. Auf einem Drahtseil, dass er in ebenso aufwändiger wie heimlicher Aktion zwischen die „Twin Towers“ des World Trade Centers in New York gespannt hatte, balancierte er in 400 Metern Höhe fast eine Stunde lang zwischen Türmen hin und her. Der Dokumentarfilm „Man on Wire“ erzählt die Geschichte eines unglaublichen Coups, der als das künstlerische Verbrechen des 20. Jahrhunderts gilt. Vor allem den schwierigen und langwierigen Vorbereitungen und der akribischen Planung gibt Regisseur James Marsh viel Raum. Und er zeichnet das Portrait eines Akrobaten und charismatischen Künstlers, der nicht nur als Seil-, sondern auch als Traumtänzer fasziniert.“ (daserste) OL
Max Bill - Das absolute Augenmaß Schweiz 2008, R: Erich Schmid
„Mal distanziert, mal berührend schildert Angela Thomas, Witwe des 1994 verstorbenen Schweizers Max Bill, die Lebensstationen des couragierten Architekten und Designers, der Schönheit durch Reduktion anstrebte.“ (Cinema) HB
Mirrors USA 2008, R: Alexandre Aja, D: Kiefer Sutherland, Paula Patton
„Unter der Regie des französischen Gruselspezis Alexandre Aja nimmt es ‚24‘-Star Kiefer Sutherland mit Dämonenmächten auf, die hinter Spiegeln lauern. Nach dem fiesen Survival-Schocker-Remake ‚The Hills Have Eyes‘ liefert Frankreichs Genrespezialist Alexandre Aja mit seiner zweiten US-Regie einen ebenfalls gelungenen Ausflug ins Übersinnliche ab. Inspiriert vom südkoreanischen Geisterfilm ‚Into the Mirror‘, zaubert Aja speziell in den bravourös inszenierten Kaufhausszenen eine markerschütternde Gruselatmosphäre auf die Leinwand. Da verzeiht man gerne, dass ‚Mirrors‘ in einem befremdlichen Monster-Showdown gipfelt, für den Sutherland doch noch in seine Jack-Bauer-Paraderolle aus ‚24‘ verfällt.“ (Cinema) H, HB
Der Mondbär – Das große Abenteuer Deutschland 2008, R: Mike Maurus, Thomas Bodenstein, Hubert Weiland
„Gabriele Walther und Frank Piscator brachten 2005 und 2006 bereits die beiden „Felix“-Filme ins Kino. Nun nahmen sie sich der Kinderbuchreihe von Rolf Fänger und Ulrike Möltgen an und bringen sie, nachdem der „Monbär“ schon über den Fernsehschirm flimmerte, auf die große Leinwand. Die Regisseure Mike Maurus und Thomas Bodenstein schufen daraus einen lustigen und lehrreichen Kinderfilm vor allem für die Kinofans im Vorschulalter.“ (Blickpunkt:Film) HB, HH, HL
N
Novemberkind Deutschland 2008, R: Christian Schwochow, D: Anna Maria Mühe, Ulrich Matthes
„Die Geschichte einer jungen Frau in einem mecklenburgischen Dorf, die durch die Nachforschungen eines aus dem Westen angereisten Literaturprofessors die Wahrheit über ihre Mutter erfährt. Großartig besetzt und klug erzählt, verdichtet sich die schmerzhafte Suche nach Schuld und Verständnis zu einer Reise in die deutsch-deutsche Befindlichkeit knapp 20 Jahre nach Mauerfall. Anna Maria Mühe brilliert in einer Doppelrolle.“ (tip) HB, HH
O
O‘Horten Norwegen 2008, R: Bent Hamer, D: Björn Floberg, Nils Gaup
„Der Norweger Bent Hamer hat ein Herz für Männer jenseits der Pensionsgrenze. Nach den Eigenbrötlern in „Eggs“ und „Kitchen Stories“ steht auch in „O‘Horten“ wieder ein älterer Mann im Zentrum: Diesmal verpasst Zugführer Odd Horten den letzten Zug vor dem Ruhestand und befindet sich danach auf einer Odyssee, auf der sich Pensionär und Film im gemächlichem Tempo von einer hinreißend absonderlichen Situation zur nächsten treiben lassen. Minimalismus trifft auf lakonischen Humor, Melancholie und menschliche Wärme.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI
P
Palermo Shooting Deutschland 2008, R: Wim Wenders, D: Campino,
Giovanna Mezzogiorno
„Ein Szenefotograf, der ständig auf der Überholspur lebt, begegnet auf der Autobahn dem Tod. Das erschüttert ihn so sehr, dass er sein durchgestyltes Leben hinter sich lässt. In Palermo macht er sich auf die Suche nach seinem verschütteten Ich. Metaphysisches Aussteigermärchen mit exquisitem Soundtrack und vorzüglicher Kameraarbeit, die das existenzialistische Pathos der Hauptfigur unfreiwillig karikiert. Die pseudophilosophischen Dialoge über den Lebens- und Todessinn wirken so angestrengt wie die Reflexionen über Sein und Schein von Fotografie.“ (filmdienst) BHV, HH, HL
Die Perlmutterfarbe Deutschland 2008, R: Marcus H. Rosenmüller, D: Markus Krojer, Dominik Nowak
„Bayern 1931: Vor dem Hintergrund des aufziehenden Nationalsozialismus erlebt der zwölfjährige Alexander spannende Abenteuer mit seinen Freunden, darunter eine Schneeballschlacht gegen die Parallelklasse. Beim Versuch, Mitschülerin Lotte zu beeindrucken, verstrickt er sich in Notlügen. Wie soll er da nur wieder rauskommen? Manchmal allzu belehrend, erinnert der Film in seinen besten Momenten an „Das fliegende Klassenzimmer“.“ (Cinema)H, HB, HH
R
Die Reise des chinesischen Trommlers Hongkong/Taiwan/Deutschland 2007, R: Kenneth Bi , D: Jaycee Chan, Tony Leung
„Als seine Affäre mit der Geliebten eines gefürchteten Unterweltbosses auffliegt, muss Schlagzeuger Sid aus Hongkong fliehen. In Taiwan trifft er auf eine Gruppe chinesischer Zen-Trommler, die sein Wesen von Grund auf verändern. Die Kombination aus Gangsterfilm, Familiendrama und Selbstfindungstrip macht Kenneth Bis Film zu einem der aufregendsten Hongkong-Filme seit Langem.“ (Cinema) H, HB, HH, KI
S
Saw V USA 2008, R: David Hackl, D: Tobin Bell, Costas Mandylor
„Der psychopathische Folterer Jigsaw ist im vierten Teil der erfolgreichen Horrorserie gestorben. Doch dem Gesetzt der Serie gehorchend, belebt man ihn in diesem Fließbandprodukt zumindest in Rückblenden erneut zum Leben. Denn zum Glück hatte der Puzzel-Mörder einen geheimen Folterknecht, der nun munter weiter foltern darf. Wie spannend man die Folterspielchen mit profillosen Darstellern im fünften Aufguss noch finden mag, hängt sicher auch von der Konstitution des Betrachters ab.“ (tip) BHV, H, HB, HH, HL, KI
Schiffe aus Wassermelonen Türkei 2004, R: Ahmet Ulucay, D: Fizuli Caferof, Ismail Taslak Hakki / Originalfassung mit Untertiteln
„Lakonisch, mit verhaltenem Humor und Laiendarstellern erweckt der Türke Ahmed Ulucay Erinnerungen aus seiner Kindheit in der anatolischen Provinz während der 1960er Jahre wieder zum Leben: die Begeisterung für das Kino und frühe, hilflose Versuche, mit einem selbstgebastelten primitiven Projektor Filmbilder zum Laufen zu bringen; die erste, hoffnungslose Liebe zu einem älteren Mädchen. Eine gemütlich-stimmungsvolle, filmtechnisch verspielte, nicht immer stilsichere Milieuschilderung.“ (tip) HB
Serenade zu dritt - Design for Living /USA 1933, R: Ernst Lubitsch, D: Fredric March, Gary Cooper / Originalfasung ohne Untertitel
„Eine Werbezeichnerin, ein Maler und ein angehender Dramatiker gehen eine unkonventionelle Bindung zu dritt ein. Aus den entstehenden Liebeskonflikten flüchtet sich die Frau in einebürgerliche Ehe, aus der sie zu erneutem Glück zu dritt „befreit“wird. Elegant-ironische Komödie, die von der Kunst der Andeutung,Mehrdeutigkeiten und Anspielungen sowie eines permanenten Perspektivenwechsels in Bild und Ton lebt. Geschliffene Dialoge und blendende Schauspieler machen das moralische Spiel mit der Unmoral zu einem Genuß.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
Sieben Leben USA 2008,R: Gabriele Muccino,D: Will Smith, Rosario Dawson
„Will Smith hat in den letzten Monaten als Weltenretter in „I Am Legend“ und „Hancock“ so viele Kraftakte biblischer Größe vollbracht, dass man ihm glatt einen Erlöserkomplex unterstellen könnte. Auch sein neuer Film „Sieben Leben“ (Regie: Gabriele Muccino) erzählt eine reichlich absurde Passionsgeschichte. Darin geht es um Schuld und Sühne, einen tragischen Unfall und sieben Personen, denen Gutes widerfahren soll für all das Unheil, das der von Smith gespielte Held angerichtet hat. Dank seines lässigen Charmes, eines aufwühlenden Soundtracks und der wunderbaren Rosario Dawson an seiner Seite kann Smith zwar bisweilen übertünchen, was für ein messianischer Murks im Drehbuch steht. Dennoch fühlt sich der Zuschauer eher unangenehm berührt, wenn Smith immer wieder aus Leibeskräften auf die Tränendrüsen drückt.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI
So finster die Nacht Schweden 2008, R: Tomas Alfredson, D: Lina Leandersson, Kare Hedebrant
„So finster die Nacht“ , so groß ist die Liebe zwischen dem zwölfjährigen Außenseiter Oskar und der kleinen Vampirin Eli. In den klaren Bildern eines klirrend kalten schwedischen Winters schildert Regisseur Tomas Alfredson die Gewaltexzesse des Blutsaugens - aber auch die Traurigkeit eines Mädchens, das uralt ist und doch nie erwachsen werden kann. Die mit Spezialeffekten angenehm sparsam umgehende Verfilmung einer Erzählung von John Ajvide Lindqvist erinnert daran, wie gruselig die ersten sexuellen Erlebnisse und wie beglückend die Befreiungsschläge aus der Beklommenheit der späten Kindheit waren. Mit seiner naturalistischen Wucht ist dieser Vampirfilm ein Gegenentwurf zu der anämischen Verfilmung von Stephenie Meyers Blutsauger-Bestseller „Biss zum Morgengrauen“, die in den USA allein am Startwochenende 70 Millionen Zuschauer hatte. „So finster die Nacht“ hätte mindestens so viele Fans verdient, wird sie aber wohl nie finden.“ (Der Spiegel) HB, HH, KI
Der Sohn von Rambow Großbritannien/Frankreich/Deutschland 2007, R: Garth Jennings, D: Bill Miner, Will Poulter
„Ein introvertierter Elfjähriger, erzogen nach den Richtlinien einer strenggläubigen Sekte, schlüpft, nachdem er eine Raubkopie des Actionfilms ,Rambo‘ gesehen hat, als Sohn von Rambow in die Heldenrolle und übernimmt die Aufgabe, seinen Vater zu befreien. Dies geschieht als Hauptdarsteller eines Films, den ein Mitschüler drehen will. Ein Film voller überbordender Ideen, der die kindliche Einbildungskraft ebenso feiert wie die Fantasiemaschine Kino. Liebevoll und detailgenau inszeniert und ausgestattet, bietet er vergnügliche, hintersinnig-respektlose (Familien-)Unterhaltung.“ (filmdienst) HB
Die Spur des Falken USA 1941, R: John Huston, D: Humphrey Bogart, Mary Astor
Ein Film wie kein zweiter, denn in seiner Art war er der erste: nämlich der erste „Film noir“ - oder, wie man im Deutschen sagt, der Grundstein der „Schwarzen Serie“ . Regieneuling John Huston brachte ihn 1941 ins Rollen. Im Mittelpunkt steht die Jagd nach dem „Malteser Falken“ , einer wertvollen Statue aus dem 16. Jahrhundert. So wertvoll, daß viele einen Mord (oder mehr) für sie begehen. Die Verfilmung von Dashiell Hammetts Romans schuf einen neuen Typus des Detektivs und machte Humphrey Bogart zum Star.“ (Cinema) HH
Stella und der Stern des Orients Deutschland 2008, R: Erna Schmidt, D: Hanna Schwamborn
„Die zehnjährige Stella wird in ihrer Familiengeschichte um hundert Jahre zurückversetzt. Sie trifft auf ihre damals gleichaltrige Urgroßmutter Clementine und deren jüngeren Bruder Gustav, die einen Schatz finden müssen, um den Familienbesitz zur retten. Doch zwei schurken machen den Kindern das Leben schwer.“ (tip) H, HB, HH, OL
T
Der Tag an dem die Erde stillstand USA 2008, R: Scott Derrickson, D: Keanu Reeves, Jennifer Connelly
„Der Tag, an dem die Erde stillstand“ erzählt vom Versuch einer Zivilisation aus dem All, unseren Planeten zu retten - dummerweise vor den Menschen. Scott Derricksons Endzeitdrama beruht auf einem Science-Fiction-Film von Robert Wise, in dem Hollywood 1951 die Ängste des Atomzeitalters reflektierte. Das Remake aktualisiert den Stoff und dämpft die religiöse Emphase des Originals. Held des Films ist der Botschafter der Außerirdischen, den Keanu Reeves als zaudernden Unterhändler spielt, der damit überfordert scheint, der Erdbevölkerung ihr Todesurteil zu überbringen. Zwar lernt er eine Frau kennen, für die es sich lohnen könnte, die Welt zu retten (gespielt von Jennifer Connelly). Dennoch bleibt am Ende selbst für Menschen etwas unverständlich, warum er die Menschheit davonkommen lässt.“ (Der Spiegel) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL
Tintenherz Deutschland/Großbritannien 2007, R: Iain Softley, D: Brendan Fraser, Paul Bettany
„Die 12-jährige Meggie staunt nicht schlecht, als sie im Haus ihrer exzentrischen Tante Elinor von den Schergen des Finsterlings Capricorn überfallen wird - und erstmals von der magischen Gabe ihres Vaters hört: Durchs Vorlesen kann Buchrestaurator Mo Romanfiguren in die reale Welt zaubern. Einst hatte er so Capricorn aus den Seiten des Fantasyromans „Tintenherz“ befreit. Jetzt will der Schurke Mo zwingen, auch den dunklen Herrscher des Buches Realität werden zu lassen. Dem Mitspracherecht der deutschen Erfolgsautorin ist es zu verdanken, dass auch der „Tintenherz“-Film liebenswert altmodische Märchenpoesie verströmt. Bis zum finalen Showdown wuchert Regisseur Iain Softley nicht mit CGI-Effekten, sondern stimuliert die Fantasie des Publikums lieber mit zauberhaft in Szene gesetzten Originalschauplätzen. Und dass sich die Hollywood-Starriege in lobenswert vielschichtigen Erwachsenenrollen ausleben darf, macht die kindgerechte Hymne auf die Wunderwelt der Literatur auch für Ältere sehenswert - trotz des zu dick aufgetragenen Happy Ends.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Tod in Venedig Italien 1970, R: Luchino Visconti, D: Dirk Bogarde, Silvana Mangano
„Zur Erholung nach Venedig gekommener deutscher Künstler verfällt in platonische Liebe zu einem schönen polnischen Jüngling und erleidet in einer choleraverseuchten Stadt einen moralischen und psychischen Zusammenbruch. Eine in der Beschwörung der Atmosphäre großartige Verfilmung von Thomas Manns 1912 erschienener Novelle.“ (Lexikon des internationalen Films) HB, HH
Transporter 3 Frankreich 2008,R: Olivier Megaton,D: Jason Statham, Robert Knepper
„Der Mann mit dem Bleifuss ist wieder da. Frank Martin, der Mann, der schneller fährt als sein Schatten, prügelt sich zum dritten Mal durch ein Actionabenteuer für Freunde der prallen kinetischen Energie. „Transporter 3“ setzt die Erfolgsserie des französischen Kino-Tycoons Luc Besson (“Das fünfte Element“) fort, die Jason Statham zum Superstar machte. Als Kurierfahrer der besonderen Art prügelte dieser bislang Ganoven durch Nizza oder zerschlug unter der Sonne von Florida ein kolumbianisches Drogenkartell.“Transporter 3“ baut das Konzept der Vorgänger konsequent aus und fügt einen Schuss „Stirb langsam“-Spannung hinzu. Der Film rauscht im wahrsten Wortsinn schnell vorbei und enthält alle Zutaten, die Genrefans erwarten.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI
Twilight - Biss zum Morgengrauen USA 2008 , R: R: Catherine Hardwicke, D: Kristen Stewart, Robert Pattinson
„In einer amerikanischen Kleinstadt verliebt sich die siebzehnjährige Bella in ihren Mitschüler Edward - bei dem es sich, wie sie später herausfindet, um einen Vampir handelt. Nach dem gleichnamigen Erfolgsroman von Stephenie Meyer kombiniert der Film den Vampirmythos mit dem von Romeo und Julia zu einer uneingeschränkt romantischen Liebesgeschichte.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
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Vicky Cristina Barcelona USA 2008, R: Woody Allen, D: Scarlett Johansson, Penélope Cruz
„Es ist ein heiter-melancholisches Sommerstück des Meisters, das auf einem Mollakkord endet; ein von einem leicht mokanten, allwissenden Erzähler dirigiertes Konversationsstück über erotische Attraktionen von hinreissender Eleganz, das beiläufig mit den production values Barcelonas und Oviedos spielt; Nächte in spanischen Gärten, die die beiden jungen Amerikanerinnen des Titels begreiflicherweise um den Verstand bringen. In Woody Allens europäischer Variation auf ‚Husbands and Wives‘ könnte man (der Engländerin) Rebecca Hall und Scarlett Johansson nur immer weiter zusehen, wie sie auf Javier Bardem und Penélope Cruz treffen, die umwerfend das Klischee vom latin lover und der rabiaten dunklen Schönheit verkörpern. Den einzig auf Geld und Sicherheit bedachten Amerikanern hält der Autor in seiner jüngsten Liebeserklärung an die Alte Welt in einer Mischung aus Henry James und Tschechow die Europäer entgegen, die nach dem Sinn des Lebens fragen - und demjenigen der Kunst.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, HL, KI, OL
W
Wächter der Wüste USA/Großbritannien 2008, R: James Honeyborne
„Beeindruckende Aufnahmen von Erdmännchen und anderen wildlebenden Tieren in der Kalahari-Wüste machen diese Dokumentation zu einem sehenswerten, pädagogisch wertvollen Film für Kinder und Jugendliche. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie nah die Kameras den Tieren kamen, ihnen in ihre tiefen und verzweigten Erdlöcher folgten und bei rasanten Jagden und Kletterpartien an ihren Schwanzspitzen kleben blieben. Der Film ist als eine spannende Abenteuergeschichte inszeniert, in der Kolo als ein Held mit sehr menschlichen Eigenschaften dargestellt wird. Diese Wirkung wird noch dadurch verstärkt, dass Rufus Beck nicht nur als der allwissende Erzähler einen lehrreichen Kommentar spricht, sondern auch mit einer kindlich verstellten Stimme Kolo sprechen lässt.“ (Filmbewertungsstelle Wiesbaden) H, HB, HH, KI
Waltz With Bashir Israel, Frankreich, Deutschland 2008, R: Ari FolmaRegisseur
„Ari Folman stellt fest, dass er seine Erlebnisse als israelischer Soldat im Krieg komplett verdrängt hat. Besuche bei Ex-Kampfgefährten setzen das Puzzle eines Albtraums zusammen. All das verarbeitet er zu einem animierten Dokumentarfilm: klug, verstörend und faszinierend.“ (Cinema) H, HH, KI
The Warlords VR China/Hongkong 2007, R: Peter Chan, Wai Man Yip, D: Jet Li, Andy Lau
„Das chinesische Kino tritt auf der Stelle: Wirklich Neues hat das Historienepos über die Rebellion der Taiping, die im späten 19. Jahrhundert die Qing-Dynastie aus den Angeln zu heben droht, nicht zu bieten. Starke Martial-Arts-Einlagen und die asiatischen Superstars Jet Li und Andy Lau entschädigen für das übertriebene Pathos.“ (Cinema) H, HB, HH, KI
Warten auf Angelina Deutschland 2008, R: Hans-Christoph Blumenberg, D: Florian Lukas, Kostja Ullmann
„Paparazzo Maik und Hobby-Knipser Momme liegen in Berlin-Mitte auf der Lauer, um Brad Pitt und Angelina Jolie bei der Wohnungssuche abzulichten. Während das Promipaar auf sich warten lässt, erhalten die beiden Streithähne in einem fort ungebetenen Damenbesuch (u. a. von Barbara Auer und Gudrun Landgrebe). Als rasante Screwball-Parade im Stil der Marx Brothers hätte der Film vielleicht funktioniert, doch Regisseur Blumenberg, der auch für die unbeholfenen Dialoge verantwortlich ist, inszeniert mit angezogener Handbremse.“ (Cinema) HH
Wild Child USA 2008, R: Nick Moore, D: Emma Roberts, Natasha Richardson
„Die 16jährige Poppy (Emma Roberts) wird von ihrem hilflosen Papa in ein britisches Pensionat geschickt, wo die kalifornische Cliquenprinzessin mit Schuluniformen, Handyverbot und anderen Scheußlichkeiten konfrontiert wird. Anfangs mit vielen Streichen und Zickigkeiten um die rasche Heimfahrt bemüht, besteht sie mithilfe neuer Freundinnen und dem hübschen Freddie das Leben in der schrägen Parallelwelt.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Willkommen bei den Sch’tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon
„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch’tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL
The Women USA 2008 R: Diane English, D: Meg Ryan, Annette Bening
„The Women“ ist der zäheste Zickenkrieg der Filmgeschichte. Diane Englishs Remake des Kinoklassikers aus dem Jahre 1939 macht aus Hollywoods schönster Hymne auf weiblichen Selbstbehauptungswillen ein witzloses Beziehungsgeplänkel. Meg Ryan spielt mit fast 50 Jahren ein ewiges Jungmädchen, das vom Ehemann betrogen wird, und zeigt dabei so viel Leidenschaft, als hätte sie mehr Botox als Blut in ihrem Körper. Zum Glück sorgt Eva Mendes in der Rolle der Rivalin ab und zu für eine Reizüberflutung der Leinwand und zeigt dabei, woraus Frauen wirklich gemacht sind: Fleisch, Witz und Scharfsinn.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, OL
Z
Der Zauberer von Oz USA 1939, R: Victor Fleming, D: Judy Garland
Was haben Salman Rushdie, David Lynch, Elton John und Millionen amerikanischer Kinder, die sich alle Jahre wieder zu Weihnachten den gleichen Film auf dem Bildschirm ansehen, gemeinsam ? Sie sind alle in den Bann des „Wizard of Oz“ geschlagen. Rushdie bekennt in seinem liebevollen Essay „a short text about magic“, daß dieser Film seine „very first literary influence“ gewesen sei; Lynch hat „Blue Velvet“ und „Wild at Heart“ reichlich mit Zitaten aus dem Hollywoodklassiker gespickt und Elton Johns „Goodbye, Yellow Brick Road“ ist offensichtlich ein Tribut an Dorothy aus Kansas und ihren Hund Toto. (hip) HB
Zeiten des Aufruhrs USA 2008, R: Sam Mendes, D: Kate Winslet, Leonardo DiCaprio
„Verfilmung von Richard Yates Klassiker „Revolutionary Road“ aus dem Jahre 1961 um ein junges Paar, seinen Traum von einem außergewöhnlichen Leben und den Mühen des Alltags. Formal konventionelles, doch bis in die Nebenrollen großartig besetzte Ehedrama, das die geschichtliche Besonderheit der Vorlage respektiert und das mit Gespür für die Modernität des Themas zu einer berührenden und ehrlichen Studie wird.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL