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Archiv-Artikel

ein korb voll fauler eier von RALF SOTSCHECK

Der „Admiral“ ist einer der mächtigsten Unterweltbosse Londons, gibt sich aber einen seriösen Anstrich. Seinen Spitznamen trägt er, weil er seine Feinde gerne in der Themse ablegt. Neulich hat er seine Leute zu einem Kleinkriminellen geschickt. Sie verwüsteten die Wohnung und nahmen ihm seine Pistole weg. Er habe verhindern wollen, dass der Gauner ihm irgendwann einmal gefährlich werden könne, rechtfertigte sich der „Admiral“.

Vorige Woche aber ging einer aus der Bande des „Admirals“ an die Öffentlichkeit. Man habe dem kleinen Gauner nicht nur die Wohnung in Schutt und Asche gelegt, sondern danach auch seinen beiden Leibwächtern die Finger gebrochen. Es gab Fotos, die diese Gemeinheit dokumentierten. Seitdem steht der „Admiral“ im Kreuzfeuer der Kritik. Er habe davon gar nichts gewusst, schwor er, und im Übrigen könne man nicht von einem faulen Apfel auf seine untadelige Bande schließen.

Das findet der britische General Michael Jackson auch. „Solch ein Verhalten ist zwar gesetzeswidrig“, sagte er, „und widerspricht darüber hinaus den hohen Verhaltensstandards unserer Institution“, sagte er. Jackson, der im Namen des Verteidigungsministers Geoff Hoon sprach, meinte freilich nicht die Admiralsbande, sondern die britische Armee: „Sie darf keinesfalls aufgrund der bedauernswerten Disziplinlosigkeit einiger weniger Soldaten beurteilt werden, die durch ihr schlechtes Verhalten die zehntausenden Soldaten in Verruf gebracht haben, die unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen ihren Dienst auf lobenswerte Weise versehen.“ Da ist es also, das folternde Ei im britischen Fair-Play-Eierkorb. In einem Punkt hat Jackson Recht: Die ganze Aufregung um die Foltervorwürfe ist fehl am Platz. Die britischen Soldaten haben Gefangene gefoltert? Du meine Güte. Der Bär hat in den Wald geschissen? Herrje. Von den Foltervorwürfen kann nur überrascht sein, wer im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst hat. Wie war das denn Anfang der Siebzigerjahre in Nordirland, als britische Soldaten ihren Gefangenen die Augen verbanden und sie aus Hubschraubern warfen? Wie war das später mit „Shoot to kill“, dem Schießen, um zu töten? Und die Misshandlung von Gefangenen war bei der britischen Armee schon immer an der Tagesordnung. Deshalb ist die Truppe vom Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte mehrmals wegen Folter verurteilt worden.

In einem Landgasthof im Südwesten Englands traf ich einmal zwei Männer, die früher dem Special Air Service, der Sondereinheit der britischen Armee, angehört hatten. Sie waren angetrunken und erzählten stolz, wie sie im nordirischen Strabane einmal eine Kneipe terrorisierten, indem sie mehrmals in die Decke feuerten. Dann schimpften sie über die „verdammten Nigger“ in London und meinten neidisch, dass „ihr Deutschen ja euren Spaß“ hattet. Nun seien sie, die Engländer, an der Reihe. „Aber ihr könnt ja das Gas bezahlen“, meinten die beiden sabbernden Soldaten.

Was kann man denn erwarten, wenn man Leute dieser Art als Auftragsmörder in den Krieg schickt? Vor allem, wenn der Auftraggeber ein Premierminister ist, der Fakten so lange massiert, bis sie ihm passen.