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Archiv-Artikel

Domstadt kann von der Türkei lernen

Kölns Regierungspräsident Roters will den bilingualen deutsch-türkischen Unterricht ausbauen. Pilot-Projekt „Koala“ wird auch vom türkischen Generalkonsul unterstützt

KÖLN taz ■ Der Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters (SPD) hat sich für die Einrichtung einer deutsch-türkischen bilingualen Schule in der Domstadt ausgesprochen. „Wir sollten so ein Projekt einmal wagen“, sagte Roters am Dienstag Abend bei einem Empfang des türkischen Generalkonsuls in Köln-Lindenthal. Gerade die Bildungsstudie Pisa habe eindringlich darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund besonders zu fördern, so Roters. Köln solle sich zur „Sprachhauptstadt“ entwickeln. Bislang gibt es solche bilingualen Schulprojekte nur an zwei Hamburger Grundschulen.

Ausdrücklich begrüßte Roters das Projekt „koordinierte Alphabetisierung im Anfangsunterricht“, kurz „Koala“, das derzeit an zwölf Schulen im Regierungsbezirk stattfindet. „Koala“ bedeutet, dass die Lehrkräfte für den Deutsch- und den Sachunterricht ihre Arbeit mit ihren für den muttersprachlichen Unterricht zuständigen Kollegen abstimmen. Roters betonte, die Sprache sei entscheidend für die Integration der hier lebenden Migranten.

Zuvor hatte auch Sertaç Sönmezay, der Generalkonsul der Türkei in Köln, betont, dass er „Koala“ nachdrücklich unterstütze. „Die Beherrschung der deutschen und der Muttersprache sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich gegenseitig“, sagte Sönmezay. „Es ist uns bewusst, dass die Schulerfolge unserer Kinder und Jugendlichen in Zusammenarbeit mit den Zuständigen verbessert und noch weiterentwickelt werden müssen.“

Im Widerspruch zu solchen sinnvollen Projekten stünde es allerdings, dass gleichzeitig die Stellen für den muttersprachlichen Unterricht in Nordrhein-Westfalen abgebaut würden: „Diese Maßnahmen haben die Eltern sehr beunruhigt“, so Sönmezay. Ansonsten empfahl der Generalkonsul, von der Türkei zu lernen: „In Deutschland ist es kaum bekannt, dass es in jeder größeren Stadt in der Türkei drei oder vier bilinguale deutsch-türkische Grundschulen und Gymnasien gibt.“ PASCAL BEUCKER