: Selbstkritik nötig
Nicht sich selbst hochjubeln: Wer an der Börse teilhaben will, sollte seine Erfolge und auch sich selbst kontrollieren
Gute Unternehmensnachrichten von Werten, die man im Depot hat, werden intensiv aufgenommen, und man klopft sich selbst auf die Schulter. Das stärkt dann auch den Optimismus hinsichtlich der weiteren Kursentwicklung dieser Titel. Umgekehrt liegt der Fall, wenn Anleger auf Liquidität setzen und noch einsteigen wollen. Dann äußern sie sich zur Situation an den Börsen negativ, denn schließlich wollen sie ja möglichst niedrig einsteigen. Oder was ist davon zu halten, wenn wir uns als Anleger über den Verkauf von vielen kleinen Gewinnpositionen Erfolgserlebnisse verschaffen, während wir die Verlustpositionen laufen lassen, um keine Fehler eingestehen zu müssen? Jeder an der Börse Engagierte tendiert dazu, nach seinem „Buch“, also seinen Depotbeständen, zu reden und zu denken. Er ist eher positiv gestimmt, wenn er bereits eingestiegen ist, und eher pessimistisch, wenn er noch nicht gekauft hat. Eben weil er noch niedrigere Kurse beim Einstieg realisieren will. Was ist also davon zu halten, wenn für die weitere Entwicklung an den Börsen die negativen Meldungen und Schlagzeilen überwiegen? Unter den genannten Aspekten würde dies bedeuten, dass die so Urteilenden ihre Bestände schon längst verkauft haben und sich nun die Kurse – zum späteren Einstieg – noch etwas herunterreden möchten. Doch sie haben ja überhaupt keine Aktien mehr im Depot, von denen sie sich noch trennen könnten. Sie sind also gar nicht in der Lage, über weitere Verkäufe das Niveau noch zu drücken. Das könnte damit den nahen Wendepunkt zum Besseren signalisieren. Das ist ähnlich dem umgekehrten Fall, wenn alle Marktteilnehmer mit prall gefüllten Depots die Kurse nur noch steigen sehen. Doch da sie schon in Aktien engagiert sind, kauft keiner mehr. Hier sollte also die obere Wende ebenfalls bald erreicht sein. Börse ist Psychologie und Selbstkontrolle, wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) formuliert: Stets einen kühlen Kopf behalten, keine Panikverkäufe oder Panikkäufe tätigen – und regelmäßig den Erfolg kontrollieren. B. HIDDING