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Archiv-Artikel

Auf tönernen Pumps

Die Keramikerin Maren Koll zeigt bissfeste Tortenstücke, Damenaccessoires und Torsos mit Hängepimmeln im Pavillon des Gerhard-Marcks-Hauses

Von Bes

Sie jedenfalls verstehe sich als Plastikerin, sagt Maren Koll. Laut Kustos Arie Hartog ist sie zumindest „die erste Keramikerin seit sicher sieben Jahren“, deren Arbeiten das Gerhard-Marcks Haus ausstellt. „Bissfest“ heißt die Schau im Pavillon. Und sie ist dem Raum gleichsam auf den Leib geschnitten: Halb Jagdtrophäen, halb Denkmal für den treuen Waldi, zieren zwei schlappbeohrte Hundeköpfe das Portal. Drinnen reizt ein an die Wand geschraubtes Ananas-Tontörtchen die Augen. Und, die Assoziationskette zum Mundrachenraum leicht störend, ein Paar gebrannter Stöckelschuhe.

„Mir ist es ganz wichtig“, sagt Koll, „sich auf den Ort zu beziehen, wo die Arbeiten zu sehen sind.“ Ein Ansatz, der sich mit der Tradition des kleinen Showrooms neben dem Skulpturenmuseum deckt: „Die Künstler erfahren den Ausstellungstermin jeweils etwa ein Jahr zuvor“, erklärt Hartog. Gezeigt werden hier junge Bildhauer aus der Region. Koll hat zumindest in Bremen studiert, auch wenn sie nun in Kiel lebt.

Dass Keramiker den Raum so lange nicht bespielt haben, hat Gründe. Denn die werden seit alters her nicht für voll genommen: Marmor steht ganz oben in der Wertschätzung, Bronze ist auch edel, Holz hat seine Qualitäten – aber Keramik? Das historische ranking bildhauerischer Werkstoffe führt den gebrannten Ton ganz am Ende. Ist halt Modelliermasse, Fehler können korrigiert werden. Und eignet sich prima für nettes Geschirr – Kunsthandwerk eben. Dafür aber „fühlt es sich gut an“, schwärmt Koll von dem Material ihrer Wahl. „Und die Farben…!“ Nicht nur die Pumps, auch eine an der Wand hängende Damenhandtasche ist in einem grellglänzendem Rot gehalten, Ein perfekter Faltenwurf simuliert das Material Lackleder. Aufs Täuschendste. Schuhe und Tasche formen, nicht zuletzt durch die Kolorierung verbunden, eine quasi-architektonische Einheit. „Mein Mann ist nicht zu Hause“, heißt die Mini-Installation. Ob sie sich vom Kaffeegedeck rechts des Eingangs abzugrenzen vermag? Auch hier klebt ein Tortenstück an der Wand, diesmal ungefärbt. Macht nichts, das bleibt auch in Beige eine Schwarzwälderkirsch, haargenau, wie sie Tante Augusta zum Schrecken aller Familienfeiern stets bissfest kreierte. Wichtig: Die Sahne sitzt ganz akkurat. Besonders verblüffend aber die drei Torsos. Sie prangen, fleischfarben, mit kaum stilisierten Hängepimmeln in der linken Nische. Zumindest Befremden lösen sie aus. Zum Bisstest allerdings verführen sie nicht. Bes

„Bissfest“, Gerhard-Marcks-Haus, Pavillon, bis 7. September