: Die Rückkehr der Hässlichen
Da sind sie wieder. Neue Buddy-Bären stehen auf dem Gelände der US-Botschaft im Kreis und für alles Gute dieser Welt. Organisatoren planen, unseren original Berliner Bären durch Buddy zu verdrängen
von NICOLAI KWASNIEWSKI
Bahrein ist ein kleiner Staat. Die Fläche Berlins ist größer, hier leben gut dreimal so viele Menschen. Seine Exzellenz Adel Yousif Sater stört das nicht, er redet ruhig, unaufgeregt, ja, gemessen. Er steht zwischen 123 Buddy-Bären, den „United Buddy Bears“, vor lauter Botschafterkollegen und spricht – über irgendetwas. Man versteht ihn nicht. Für das Arabisch des Botschafters aus Bahrein fehlt der Dolmetscher, dabei geht es den Initiatoren der „United Buddy Bears“ um Völkerverständigung.
Wieder stehen sie im Kreis, neue Buddy-Bären für Berlin, im November sollen sie auf Welttournee gehen. Zur Eröffnung durften gestern vor allem die kleinen, exotischen Länder von Bären, Frieden und Völkerverständigung reden. Die philippinische Botschafterin tut das auf Englisch und lobt die Internationalität Berlins. Da steht Norbert Hujer, Projektmanager der „United Buddy Bears“, bereit, um das in deutsche Gutmensch-Floskeln zu übersetzen. Der Botschafter von Honduras sagt dann: „Die Bären sind die Synthese unseres Strebens nach Frieden.“ Die Übersetzung der kasachischen Botschaft schließt mit „Glückauf, Buddy-Bären“, der Madegasse redet auf Französisch von Freundschaft, Frieden und Frühlingssonne. Hujer übersetzt die „schöne, weiche französische Sprache“ souverän.
Dann darf Unicef-Botschafter Sir Peter Ustinov etwas sagen. Er freut sich, dass die Bären größer und bunter sind als die der ersten Runde – der im letzten Jahr – und darüber, dass die Ländervertreter vielseitiger begabt sind als erwartet. Schließlich habe der eritreische Botschafter das Wappenkamel selber auf den Buddy-Bären-Bauch gepinselt.
Vielleicht liegt es an Ustinov, dass sich noch auf der Eröffnung weitere Bären-Sponsoren finden. Ein Interessent aus der Industrie meldet sich, er wolle „den Niger“ sponsern. Bekommen wird er aber nur eine Plakette mit seinem Firmennamen unter einem turbanbewehrten Bären.
Den Initiatoren und Geldgebern Klaus und Eva Herlitz hilft er damit trotzdem. Zwar bezeichnet Projektmanager Hujer die Aktion als „modernes Mäzenatentum“, aber Geld soll auch verdient werden. Vor zwei Jahren hat Herlitz die Buddy-Bär-Berlin GmbH gegründet, seine Frau hat die Großbären bekannt gemacht. Mit Merchandising verdient die Firma mittlerweile genug Geld, um fünf Mitarbeiter bezahlen zu können. Es gibt: den Miniatur-Buddy-Bär für 49 Euro, den Porzellan-Buddy-Bär aus Meißen für 58 Euro, den Buddy-Bär aus Kunstharz zum Selberbemalen für 45,50 Euro, Plüsch- und Marzipan-Buddy-Bären, Postkarten, Bücher und Kataloge. Die Ziele von Eva Herlitz sind aber idealistisch. Sie würde das „auch machen, wenn man kein Geld damit verdienen könnte“. Es gehe ihr um die fehlende Werte-Vermittlung in der Schule. Da man aber „politisch nichts erreichen“ könne, habe sie jetzt diesen anderen Ansatz gewählt. Die Glasfaser-Teddys sollen durch ihre pure Existenz in der ganzen Welt Toleranz und Verständnis schaffen – und damit wohl auch die weltweite Wertebildung beeinflussen. Über den Bär zum Kind sozusagen. Immerhin sind bei verschiedenen Versteigerungen für Berliner Kinder-Hilfsorganisationen und die Unicef insgesamt schon 450.000 Euro zusammengekommen.
Projektmanager Hujer, außerdem zweiter Chef der Buddy-Bär-Berlin GmbH, hatte ebenfalls Ziele. Er wollte mit den Buddy-Bären erst mal „Spaß in die Stadt bringen“. Letztendlich gebe es sowieso nicht genug Kunden in Berlin, um mit den vielen Klein-Bären richtig Geld zu verdienen.
Genauso geht es Inhaber und Chef Dr. Klaus Herlitz anscheinend nur um den Symbolwert des Tieres. Deshalb ist er von Schreibwaren und Schulheften auf den Bär gekommen – und schwärmt nun vom Bär an sich. Der sei weltweit das beliebteste Tier in Zoos, mit dem Teddy-Bär gingen Kinder in aller Welt zu Bett, jeder könne sich mit ihm identifizieren. Außerdem sei der Bär quasi neutral, auch ein Zoologe könne nicht auf Anhieb feststellen, ob ein Bär männlich oder weiblich sei. „Wahrscheinlich deshalb sei der Bär so menschlich“, so die These des Experten Herlitz.
Die Bären sollen erst 2007 aus aller Welt zurückkehren. Bis dahin könnte man sie vergessen haben, hätte Hujer nicht noch viel vor: „Der Buddy-Bär soll mal den Berliner Bären ersetzen. Dann weht über dem roten Rathaus die Buddy-Bären-Flagge. Jeden Tag eine andere.“