: Die Streber aus dem Osten
Begabung fördern, Intelligenz schulen, Persönlichkeit entwickeln – das 20 Jahre alte Konzept der BIP-Schulen greift genau das auf, was ostdeutsche Mittelschichtseltern heute an Regelschulen vermissen. Es war eben nicht alles schlecht am DDR-Bildungssystem
Die Idee: In Ostdeutschland und Berlin arbeiten seit 1997 mehrere Krippen, Kindergärten und Schulen nach dem BIP-Konzept. BIP meint Begabung, Intelligenz und Persönlichkeit. Alle Schulen sind Ganztagsschulen und verzahnen Spiel und Lernen miteinander. Der Pflichtunterricht umfasst ab der Grundschule drei Sprachen, fünf Künste sowie Schach und Computer. Alle Lehrer absolvieren eine einjährige Fortbildung zum Kreativitätspädagogen.
Das Konzept: „Jedes Kind ist von Natur aus begabt“, postulieren die Begabungsforscher Gerlinde und Hans-Georg Mehlhorn. Die Leipziger Professoren forschten und lehrten schon in der DDR über Hochbegabung und Kreativität. Kern der Begabung ist die Kreativität, so eine Erkenntnis. Eine weitere: Begabungen lassen sich entwickeln, wenn Kinder von klein auf gefördert und gefordert werden. Das Konzept umfasst mathematisch-naturwissenschaftliche, sprachlische, musisch-ästhetische, motorische und soziale Komponenten. 1997 gründeten die Wissenschaftler in Leipzig die erste BIP-Schule. Heute gibt es zwei Dutzend solcher Einrichtungen.
Die Kosten: Die Höhe des Schulgeldes bestimmt der Träger. So kostet die Grundschule in Berlin-Friedrichshain pro Monat 250 Euro. Hinzu kommt ein nach Einkommen gestaffelter Hortbeitrag zwischen 9 Euro und 130 Euro. Das BIP-Gymnasium kostet monatlich 350 Euro. Vor allem ostdeutsch sozialisierte Mittelstandseltern melden ihre Kinder in BIP-Einrichtungen an, weil das Konzept aus Fördern und Fordern den Erfahrungen entspricht, die sie selbst gemacht haben.
Das Vorbild: In der DDR gingen alle Kinder gemeinsam bis zum Abschluss der 10. Klasse. Leistungsschwächere konnten in Ausnahmefällen nach der 8. Klasse abgehen. Besonders begabte Schüler besuchten ab der 3. Klasse Spezialschulen mit naturwissenschaftlichem, sportlichem, künstlerischem oder sprachlichem Profil, sogenannte Spezialschulen. Diese sind das Vorbild für die BIP-Schulen. ALE
Von Anna LehmannMan merkt, ob jemand aus dem Osten oder dem Westen kommt. Meint Nadja Wienholz. Westler neigten dazu, Unangenehmes wegzulassen, Ossis würden eher ihre Meinung sagen, die seien direkter. So wie Nadja Wienholz, die fragt: „Darf ich fragen, wo Sie geboren sind?“, kaum hat man auf dem Sofa der lichten Wohnung im Berliner Norden Platz genommen.
Alles an Nadja Wienholz ist gerade: die Art zu sprechen, die sehr kurzen Haare, das Gesicht und die Haltung. Letztere das Ergebnis einer klassischen Ballettausbildung und ihres früheren Berufs als Tänzerin.
Ihre Frage ist berechtigt. Denn schließlich geht es bei dem Gespräch auch um den Osten. Vor allem aber geht es um Bildung und um Kinder, ihre Kinder. Nadja Wienholz hat sofort zugesagt, über die Schule ihrer Töchter zu sprechen, die Berliner BIP-Kreativitätsschule. Und darüber, warum diese freien Schulen und Kindergärten ostdeutscher Prägung bei ehemaligen DDR-Bürgern so gut ankommen. Bei erfolgreichen Mittelschichtseltern, die heute als Angestellte, Anwälte oder Selbständige arbeiten.
Es sind Eltern wie Nadja Wienholz oder Ivo Karrasch – geboren in den 60er-Jahren in der DDR –, die im Osten Krippen, Kindergärten und Schulen besucht haben. Heute, zwanzig Jahre nach dem Mauerfall, haben sie selbst Kinder. Und die schicken sie in BIP-Kreativitätsschulen und -kindergärten, die nach einem Konzept arbeiten, das ebenfalls aus der DDR stammt.
Die Geschichte der BIP-Einrichtungen beginnt vor dreißig Jahren. In Leipzig forschen Gerlinde und Hans-Georg Mehlhorn zu Hochbegabung und Kreativität. Die DDR braucht Eliten, um im Sport zu glänzen und ihre Wirtschaft in Schwung zu bringen. Das Professorenpaar entwickelt ein Konzept zur Begabungsentwicklung für die breite Masse, dessen Ziele sich in den drei Buchstaben BIP zusammenfassen lassen: Begabung fördern, Intelligenz schulen, Persönlichkeit entwickeln. 1988 starten sie den ersten Modellversuch mit Leipziger Vorschulkindern.
Ein Jahr später, im Oktober 1989, feiert die DDR ihren 40. Jahrestag, ihren letzten. Nadja Wienholz ist damals 22 Jahre alt. Seit fünf Jahren tanzt sie im glamourösen Fernsehballett. Der Staat hat ihr die Tanzausbildung am Elitekonservatorium in Berlin finanziert. Nadjas Mutter, die in Rostock als Erzieherin arbeitet und für sich und drei Kinder 300 Mark im Monat verdient, hätte es nicht gekonnt. „Ich war gut“, sagt Nadja, „ich hätte auch im Hamburger Ballett von John Neumeier tanzen können.“ Sie sagt das sachlich, nicht bedauernd.
Auch Ivo Karrasch wohnt 1989 in Ostberlin. Er ist 28 Jahre alt damals. Tagsüber arbeitet der Ingenieur im „Werkzeugmaschinenkombinat 7. Oktober“, abends besucht er Sprachkurse an der Volkshochschule, lernt Englisch, Französisch, Spanisch. Er reist in Gedanken, die Chancen für einen DDR-Bürger, seine Sprachkenntnisse praktisch anzuwenden, sind gering. Als Kind hat er mit seinen Eltern fünf Jahre in China gelebt, im Osten war „die Enge der größte Frustfaktor“, sagt Karrasch.
Schon einen Monat nach der Geburtstagsparade fällt im November 1989 die Mauer. Plötzlich ist die Welt riesengroß. Nadja Wienholz tanzt noch drei Jahre, „dann sagte mir der Arzt, wie lange ich so noch weitermachen könnte, bis ich im Rollstuhl sitze.“ Das Fernsehballett ist – wie das ganze Land – sowieso gerade ins Straucheln geraten. Im Oktober 1992 gibt sie ihren Beruf als Tänzerin auf, macht eine kaufmännische Ausbildung und sich später selbstständig. Nur in der Gästetoilette ihrer Pankower Wohnung erinnert noch ein Plakat an ihre Ballettkarriere.
Die Mehlhorns haben auch nach der Wende ihr Projekt weiterbetrieben. Schließlich braucht jedes politische System schlaue Kinder. Bis 1993 begleiten sie Leipziger Kinder wissenschaftlich durch ihr letztes Kindergartenjahr und die ersten Schuljahre. Die haben am Ende der vierten Klasse nicht nur bessere Noten, sondern sind auch toleranter und begabten als ungeförderte Mitschüler aus Parallelklassen. Doch erst Ende der 90er-Jahre gelingt den Mehlhorns der Durchbruch. 1997 eröffnen sie die erste freie Schule in Leipzig. Heute gibt es zwei Dutzend Einrichtungen, die nach dem BIP-Prinzip arbeiten. Alle liegen in den neuen Bundesländern und in Ostberlin.
Nadja Wienholz’ Töchter besuchen die Friedrichshainer BIP-Schule. Sie stellt ein Foto der Zwillinge auf den Couchtisch. „Emma kommt charakterlich eher nach dem Vater“, sagt sie. Sie beobachte sehr genau und habe seine charmant-gelassene Art geerbt. Und Lilly sei wie sie: geradeaus und ohne Scheu, das zu sagen, was sie gerade denkt und fühlt. Äußerlich sind die beiden Mädchen leicht auseinanderzuhalten. Aus praktischen Gründen legt Nadja Wienholz ihnen aber abends die gleichen Kleider raus, „damit ich sie auf dem Spielplatz und auf dem Schulhof schneller finde“.
Ein Jahr vor der Einschulung schauten sich Fred und Nadja Wienholz Schulen in der Nähe an. Die bevorzugte Grundschule lag nicht im Einzugsgebiet, die Mädchen hätten dort nur mit viel Glück einen Platz bekommen. „Ich habe dann wie irre im Internet recherchiert“, erzählt Nadja Wienholz. Die Angebote waren vielfältig.
Klax-Schule des lebendigen Lernens? – „Nicht überzeugend genug.“
Waldorf-Schule? – „Nee, kein Heidschibumbeidschi, gelenkt werden muss schon.“
Bilinguale Phorms-Schule? – „Für uns zu teuer und zu elitär.“
Das BIP-Konzept faszinierte sie schließlich. Vor allem wegen des vielfältigen Angebots und des Anspruchs, alle Begabungen der Kinder hervorzukitzeln. Das Mehlhorn-Konzept sieht nämlich vor, mehrere Fähigkeiten gleichwertig zu schulen: mathematische, motorische, soziale, künstlerische und kommunikative. Aus den Kindern sollen keine Fachidioten werden, sondern Entscheider und Erfinder, die sich tolle Sachen ausdenken und diese gut rüberbringen können. „Je mehr Fähigkeiten ich entwickle, desto besser kann ich mich später in die Gesellschaft einbringen“, formuliert es Nadja Wienholz. Fred Wienholz, der sich dazu gesetzt hat, setzt trocken nach: „Und da meine Frau eh das Sagen hat, waren wir uns relativ schnell einig.“
Für Ivo Karrasch, den sprachbegeisterten Ingenieur, war früh klar, dass sein Sohn mal studieren wird. Leander kommt äußerlich nach dem Vater, hochaufgeschossen und dunkelhaarig, nur die randlose Brille fehlt. Als Ivo Karrasch mit ihm zum ersten Mal einen Tag der offenen Tür besuchte, war er gerade drei Jahre alt. „Die Wahl der richtigen Schule hat mir schlaflose Nächte bereitet“, seufzt Karrasch. Die örtliche Otto-Normal-Schule kam nicht infrage, „ich habe mich in der Schule immer gelangweilt, und das wollte ich Leander ersparen“. Eine staatliche Montessori-Schule war lange Zeit sein Favorit. Am Ende überzeugte ihn aber das BIP-Konzept, weil es den Blick nicht von vornherein auf das Mittelmaß, sondern auf die obere Leistungsgrenze lenkt. „Leander soll all seine Potenziale ausschöpfen“, sagt Ivo Karrasch.
Leander, Lilly und Emma gehen zusammen in die 2a der BIP-Kreativitätsschule in Berlin-Friedrichshain. Auf ihrem Stundenplan steht neben üblichen Fächern wie Mathe und Deutsch auch Informatik, Schach, Chinesisch und Französisch. Außerdem Tanz, Schauspiel, Musik und kreatives Schreiben. Kein schmales Pensum, dass die Schüler ab der ersten Klasse absolvieren. Und damit das gleich klar wird, ist der Begriff „Leistungsschule“ auf der Homepage gefettet.
Wenn Fred oder Nadja Wienholz ihre Töchter nachmittags gegen fünf Uhr aus der Schule abholen, sind die Mädchen manchmal so geschafft, dass sie schon im Auto einschlafen. „Aber sie sind zufrieden“, sagt ihre Mutter. Beim Tanzen hat Nadja Disziplin und Durchhaltevermögen gelernt, Tugenden, die sie an die Töchter weitergibt. „Ich finde es gut, in einer leistungsorientierten Gesellschaft zu leben“, sagt sie und streckt den Rücken. Gleichzeitig sind ihr Solidarität und Gerechtigkeit wichtig. Aber nicht gratis. „Für Gerechtigkeit muss man kämpfen.“
Fünfhundert Euro Schulgeld zahlen sie für Emma und Lilly, plus Betreuungskosten. Nadja Wienholz findet, man müsse bereit sein, in Bildung zu investieren, sie verzichtet lieber auf Urlaubsreisen. Unterdessen erhebt sich Fred Wienholz und verabschiedet sich: „Ich muss los, das Schulgeld verdienen.“ Er ist selbständig, wie seine Frau, das Einkommen der Familie schwankt je nach Auftragslage.
Logisch, dass die BIP-Einrichtungen damit eine – wenn auch ungewollte – Auslese an der Schulpforte betreiben. Der elitäre Anspruch im Inneren ist allerdings gewünscht. Die Bildung von Leistungseliten gehört zu den Traditionen, die die BIP-Schulen aus dem sozialistischen Schulsystem übernommen haben. Auch sonst enthält das Konzept vieles von dem, was ostdeutsche Eltern aus ihrer eigenen Schulzeit kennen: Ganztagsbetreuung, Zensuren ab Klasse eins und Kopfnoten in Betragen, Mitarbeit, Fleiß und Ordnung.
Den Eltern gefällt es, dass ihre Kinder über viele Jahre zusammenbleiben. So kennen sie es aus ihrer eigenen Schulzeit, so wollen sie es für Emma, Lilly und Leander. Wenn es nach den Mehlhorns ginge, würden die Kinder ihre Bildungslaufbahn gemeinsam in der BIP-Krippe beginnen und dann über den Kindergarten und die Vorschule in die Schule wechseln. Bis zum Abitur. Bildung nach Plan eben.
Im Villenvorort Karlshorst gibt es zwei Schulen, ein Gymnasium und einen Kindergärten, die nach dem BIP-Konzept arbeiten. In der Kita absolvieren die Vorschulkinder jeden Vormittag ein Kreativprogramm, heute sind sie Marionetten. Einer ist der Puppenspieler, der andere die Puppe – führen und sich führen lassen. „Sie macht immer alles selbst“, beklagt sich ein Junge über seine Marionetten-Partnerin. Die Erzieherin schaut zu, dann nimmt sie die Wollfäden in die Hand. „Jetzt versuch mal den Arm zur Nase zu führen, so“, sagt sie energisch. Später erklärt sie: „Die Kinder sollen sich natürlich ausprobieren. Aber irgendwann muss man sie auch anleiten, damit sie an sich arbeiten.“ Ohne Arbeit kein Erfolg.
Ostig!, denkt man unwillkürlich beim Anblick des Schulgebäudes im Berliner Stadtteil Friedrichshain: graubeiger Putz, spätstalinistische Architektur. Doch das ist nur Fassade. Innen sind die Wände weiß getüncht, die Dielen abgezogen. Vor einem halben Jahr hat die Kreativitätsschule hier die ersten Kinder aufgenommen. Gerade haben Emma, Lilly und Leander Mathe. Drei Bankreihen sind zur Tafel ausgerichtet, doch der Platz da vorn ist leer. Nur rote und grüne Kreidepunkte signalisieren den Schülern, was sie zu tun haben. Grün bedeutet Mathespiele, rot heißt Arbeit mit Lehrplanaufgaben. Gerade zeigen die Pfeile auf rot.
Es herrscht geschäftiges Gemurmel. Lilly und ihre Freundin Theresa beugen sich über ein Aufgabenblatt und setzen gemeinsam Zahlenreihen fort. Hinter ihnen versucht sich Leander mit seinem Banknachbarn an Plusaufgaben bis 100. Eine Lehrerin beugt sich über sie: „Schwierig, aber ihr schafft das schon.“ Sie geht zum nächsten Tisch. Bei der Methodik bedienen sich die Kreativitätsschulen großzügig aus dem reformpädagogischen Instrumentenkasten: Freiarbeit und Projekte statt Frontalunterrichts.
Carsten Melwig, der zweite Lehrer im Raum, schaut auf die Uhr. Zeit für die grüne Phase. Er gongt einmal. Die 22 Kinder verteilen sich in den beiden aneinandergrenzenden Räumen mit Tangria, Kniffel und Rechencomputern auf Boden und Bänke. Keiner schubst, keiner schreit, sie reden höflich miteinander, auch beim Spielen sind sie konzentriert.
Sie kommen wie Lilly, Emma und Leander aus Familien, in denen Wert auf ein gemeinsames Frühstück und die Gutenachtgeschichte gelegt wird. Die Eltern haben Arbeit, meist sind beide berufstätig, nur zwei haben Eltern, die zugewandert sind. „Wir haben niemanden an der Schule, der kaum Deutsch spricht, das macht die Sache natürlich einfacher“, sagt Melwig. Er ist der Schulleiter und kann nur eine Handvoll Schüler als Sorgenkinder ausmachen – auf sehr hohem Niveau, weit entfernt von einer Lernschwäche.
Auch seine Tochter geht in eine zweite Klasse – an einer staatlichen Schule in Kreuzberg. Dort kommen fast 60 Prozent der knapp 400 Schüler aus Familien mit Migrationshintergrund. Die Schule, die Melwigs Tochter besucht, hat einen guten Ruf, viele Eltern versuchen ihre Kinder dort anzumelden. Aber als ihr Vater ihr die Matheaufgaben seiner BIP-Schüler vorlegte, konnte sie keine einzige davon lösen. Ist der Lehrer geschmeichelt oder der Vater besorgt? Melwig wiegt den Kopf. Er hat sie auf die Warteliste für seine Klasse gesetzt.
Melwig ist keiner, der Entscheidungen scheut. Von sich sagt er: „Ich bin ein besserer Eventmanager als Pädagoge.“ In Bayern,wo er herkommt, hat er Kamera studiert. Dann zog er nach Berlin, machte, um Zeit zu überbrücken, Scheine bei Lehramtsveranstaltungen und merkte irgendwann, dass ihn Kinder mehr interessieren als die Filmindustrie. Als sein Referendariat zu Ende ist, hat Berlin gerade wieder Einstellungsstopp verhängt. Der Lichtenberger Verein „Die Kappe“ suchte Pädagogen, also heuerte Melwig an und baute in Karlshorst die erste Berliner Kreativitätsschule mit auf.
Eine Rückkehr in den staatlichen Schuldienst kommt für ihn nicht mehr infrage, obwohl Berlin gerade wieder einstellt, und zwar zu weitaus besseren Konditionen als die freien Schulen. Dafür kann er hier etwas Neues aufbauen, alle Kollegen ziehen an einem Strang, und man kann Probleme vor Ort lösen statt mit der Schulverwaltung zu erörtern.
Im nächsten Jahr wird die Schule drei erste Klassen aufnehmen. Das Interesse der Eltern ist riesig. Die Gesellschaft wünsche sich offenbar so ein eher ostiges Konzept, das stringent ist und unmittelbare Erfolge garantiert, sagt der Westler Melwig. Auch er findet es überzeugend. Die westdeutsche Strategie, Bildung auf keinen Fall staatlich zu normieren und allein den Ländern zu überlassen, sei gescheitert.
Das meint auch Nadja Wienholz. „Eltern ist es doch völlig egal ist, woher dieses Schulkonzept kommt“, sagt sie. Die Eltern, die sich dafür entscheiden, wollen einfach nur das Beste für ihre Kinder. Lilly und Emma, ihre Mädchen, sollen gewappnet sein für die Zukunft: keine Angst vor Herausforderungen haben, offen ihre Meinung sagen, auch lernen, sich mal zurückzunehmen. Spaß an Leistung sollen sie haben. Ob sie einmal Erfinderinnen oder Managerinnen werden, ist Nadja Wienholz gleich. Bloß eines würde sie ihnen nie antun: eine klassische Ballettausbildung auf Hochleistungsniveau.
Anna Lehmann, 33, ist taz-Bildungsredakteurin. Sie ist in Ostberlin aufgewachsen. Ihre Tochter, 6, besucht in Berlin eine stinknormale staatliche Grundschule
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