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Archiv-Artikel

Kleinkrieg am laufenden Band

Zoff in Wuppertaler Akzenta-Lebensmittelmärkten. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wirft der Firmenleitung vor, massiven Druck auf die Angestellten auszuüben. Die Mitarbeiter sind gespalten

VON ALEXANDER BÖER

Über dreihundertfünfzig Mitarbeitern in vier Wuppertaler Akzenta-Lebensmittelmärkten droht die 40-Stunden Woche ohne Lohnausgleich und eine drastische Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Laut Gewerkschaftler Rüdiger Kukereit wird „massiver Druck bis hin zur Kündigungsdrohung“ auf die Angestellten ausgeübt. Ulrich Mazurek, Personalleiter bei Akzenta, weist die Vorwürfe zurück: „Wir kämpfen um das Überleben des Unternehmens, ein Teil des Drucks muss an die Mitarbeiter weitergegeben werden.“ Die Angestellten reagierten nervös auf die Aktionen von Verdi. Bei einer Protestkundgebung am Dienstag traten Gewerkschaftsmitglieder gegen Angestellte an. Unter anderem sollen Sätze wie: „Dich hat man wohl vergessen zu vergasen“ gefallen sein. Auch ein Kunde wurde in die Diskussion verwickelt, bei der es zu Tätlichkeiten kam. Die Polizei ermittelt wegen versuchter Körperverletzung.

Laut Angaben der Gewerkschaft Verdi betreibt die „Hans Lübbert GmbH und Co. KG“ seit 1976 erfolgreich vier Supermärkte unter dem Dach des Akzentaverbandes in Wuppertal. „Obwohl es sich hier um ein gesundes Unternehmen handelt, sollen die Personalkosten verringert werden, um die Gewinnmaximierung zu erhöhen“, teilte Verdi gestern mit. Die Gewerkschaft verurteilt die Art und Weise, mit der die Geschäftsleitung die Gehaltskürzungen durchsetzt. „Einzelne Mitarbeiter werden bis zu vier Stunden weichgekocht, bis sie den Änderungsvertrag endlich unterschreiben“, so Kukereit zur taz. Der Gewerkschaftler hält die Begründung des Unternehmens, dass der Wettbewerb mit den Discountern die Akzenta-Betriebe zu Sparmaßnahmen im Personalbereich zwänge, für unzulässig und macht deutlich, dass gegen die bisher unterschriebenen Änderungsverträge rechtliche Schritte unternommen würden.

Der Personalchef sagt dazu: „Ich wehre mich dagegen, ein Unternehmen nur auf Löhne zu reduzieren.“ Er betonte die Servicebereitschaft der Mitarbeiter und wies darauf hin, dass „bei weitem nicht alle Angestellten gegen die beschlossenen Kürzungsmaßnahmen seien“. Bereits im letzten Jahr sei eine Kürzung des Weihnachtsgeldes erfolgt, ohne dass Verdi reagiert habe.

Der Konkurrenzkampf zwischen den Lebensmitteldiscountern und den Großmärkten mit breitem Warensortiment nehme seit zwei Jahren stetig zu, betont Mazurek. Nicht nur in Wuppertal, sondern bundesweit tobe ein Preiskrieg, der die Unternehmen im Lebensmittelbereich an die Grenzen der Wirtschaftlichkeit treibe, die angespannte Wirtschaftslage tue ein übriges. Für nächste Woche sind Verhandlungen zwischen den beiden Parteien vereinbart. Was dabei herauskommen wird, ist offen. Eine diesbezügliche Anfrage wurde von Gewerkschaftsmitglied Peter Schneider mit den Worten „Ich bin Gewerkschaftler, kein Prophet“, abgetan.