: Sorge auf der Frauenstation
Reine Frauenstationen in Psychiatrien sind selten – die in Neumünster schien bedroht. Die Klinikleitung beschwichtigt
In einem offenen Brief hatten die Patientinnen der psychiatrischen Abteilung im neumünsterschen Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) ihre Ängste publik gemacht: Ein „hartnäckiges Gerücht“ besage, dass die heutige reine Frauenstation – die einzige Akut-Station für psychisch kranke Frauen in Schleswig-Holstein – zu einer gemischtgeschlechtlichen werden solle. „Das wäre für uns fatal“, sagt Manuela Hillebrandt, Sprecherin der Patientinnen. Viele der Frauen hätten Gewalt erlebt, durch männliche Verwandte, Ehegatten, Freunde. Die Vorstellung, im Krankenhaus Tür an Tür mit Männern zu leben, sei für sie schwer erträglich.
Das Gerücht sei nur eines, sagt FEK-Geschäftsführer Alfred von Dollen auf taz-Anfrage: „Die Station bleibt, wie sie ist, auch nach dem Umzug in den Neubau.“ Das Angebot sei ein Alleinstellungsmerkmal der Klinik, das nicht nur Frauen aus der nahen Umgebung annähmen.
Eigentlich gilt Geschlechtertrennung, die früher in der Psychiatrie üblich war, als unzeitgemäß. In der Fachklinik Neustadt/Holstein wurde die Frauenstation vor einigen Jahren aufgelöst, andere Einrichtungen taten das schon früher. „Bisher sind wir bei Kongressen schon mal belächelt worden, wenn es hieß, wir hätten eine reine Frauenstation“, erinnert sich FEK-Sprecherin Maren Scheer. Nach der jetzigen Aktion der Patientinnen könnte sich das ändern.
Einig sind sich Klinikleitung und Patientinnen in einem Punkt: Schön wäre mehr Personal. Der Personalschlüssel – auf der Station sind vier Pflegekräfte für 29 Patientinnen zuständig – sei aber üblich, sagt von Dollen. Ein Problem sei, dass bei Lücken nicht einfach Schwestern von anderen Stationen einspringen könnten – daher waren in jüngerer Zeit einige therapeutische Angebote ausgefallen. Grundsätzlich gebe es aber „eine ganze bunte Palette“.
Der offene Brief der Frauen von Station 63, der an Medien und die Klinikleitung adressiert war, hat im Krankenhaus einigen Wirbel ausgelöst. Die Leitung des Hauses bewertet die Aktion aber positiv: Diese zeige, sagt Maren Scheer, „die Sozialkompetenz der Frauen“. EST