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Das amerikanische Justizministerium will nun gegen den Diebstahl geistigen Eigentums kämpfen. Mit aller Härte

Der gegenwärtige amerikanische Justizminister John Ashcroft muss eigentlich gar keinen Wahlkampf führen. Das freie amerikanische Volk soll ja nächsten Monat nur einen Präsidenten wählen. Ob es danach zu einem Regierungswechsel im Weißen Haus kommt, entscheiden die Maschinen, die die Stimmzettel zählen. Wahrscheinlich bleibt es bei Bush, aber John Ashcroft ist kein großer Freund der modernen Technik, deswegen will er sich darauf nicht verlassen. Er will seinem Präsidenten ein bisschen helfen. Außerdem ist er von Natur aus ein Mann starker Worte. Dafür braucht er keinen Wahlkampf, seine Welt ist immer klar und eindeutig. Es gibt böse Menschen und gute Menschen. Die einen sind Terroristen und Drogenhändler, die anderen wählen Bush und sind gegen die Abtreibung.

John Ashcroft ist fest davon überzeugt, dass am Ende immer die Guten siegen. Sein Ministerium will diese Woche einen Bericht vorlegen, in dem sie, die Guten, nachlesen können, was die Bösen im Internet treiben. Sie klauen wie die Raben, hat Ashcroft letzte Woche vorab verkündet. Sie klauen „geistiges Eigentum“, sagt er, und den Vereinigten Staaten entstehe dadurch jedes Jahr ein Schaden von „250 Milliarden Dollar“.

Man kann daraus schließen, dass John Ashcroft den Wert des Geistes ziemlich hoch einschätzt. Nicht daraus schließen kann man, dass er Geist besitzt. Offenbar denkt er an die Leute, die Musik, Filme und Computerprogramme im Internet tauschen. Was das ist, und wer das sein könnte, weiß er nicht, er kennt nur Leute, die das nicht tun, und ihm sagen, dass es böse ist und er etwas dagegen unternehmen soll. So etwas versteht ein Ashcroft immer. Sein Ministerium will diesem neumodischen Verbrechen eine „Antwort“ erteilen, sagt er, die „so kraftvoll, aggressiv und erfolgreich ist wie unsere Antwort auf den Terrorismus, die Gewaltverbrechen, den Drogenhandel und die Korruption“.

Was das Ministerium im Einzelnen tun will, hat Ashcroft noch nicht verraten. Da ist er ganz wie sein Präsident. Erst einmal losschlagen, der Rest kommt dann von selbst. Seit Bush regiert sehen wir doch, dass es in den USA keinen Terror, keine Gewalt, keine Drogen und keine Korruption mehr gibt. Wenn John Ashcroft im Amt bleibt, wird es bald auch keinen Tausch von urheberrechtlich geschützten Daten im Internet mehr geben. So einfach ist die Welt, wenn man sie nur im rechten Licht sieht.

NIKLAUS HABLÜTZEL