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Archiv-Artikel

fahd-akademie Schulen dürfen nicht abschotten

Die Entscheidung, die Bonner König-Fahd-Akademie nicht zu schließen, ist ein Fehler. Auch wenn die Schule nur unter strengen Auflagen weiterbetrieben werden darf, wird hier ein falsches Signal gesetzt. Diplomatische Rücksichtnahmen überwogen über das Wohl der dort unterrichteten Kinder. Aber um das haben sich deutsche Politiker ohnehin von Anfang an nicht gekümmert. Denn diese Schule hätte nie eröffnet werden dürfen. Es bleibt ein Skandal, dass in der Bundesrepublik eine Bildungseinrichtung genehmigt worden ist, in der nach saudischen Lehrgrundsätzen Kinder und Jugendliche unterrichtet werden dürfen.

Kommentar von PASCAL BEUCKER

Anstatt sich näher anzuschauen, welche Einrichtung da eigentlich in Bad Godesberg mit den Petrodollars aus dem Hause Saud errichtet wurde, schwadronierten bei der Eröffnung vor acht Jahren Sonntagsredner wie der damalige Ministerpräsident Johannes Rau von einem Symbol für Integration und Dialog – und scherten sich nicht mehr darum, was dort geschieht. Deshalb trägt die nordrhein-westfälische Bildungspolitik ein gehöriges Maß an Mitverantwortung dafür, dass Schülern nicht einmal während ihrer Schulzeit die Chance gegeben wurde, dem religiösen Rigorismus ihrer Eltern zu entfliehen.

Dabei ist es schon schlimm genug, wenn saudische Diplomatenkinder auch in einer Schule in Deutschland indoktriniert werden. Aber für sie, die sich nur zeitweilig hier aufhalten, ist arabischer Unterricht sinnvoll. Doch auch zahlreiche Schüler, die ihren Lebensmittelpunkt und ihre Zukunft hier und nicht in Saudi-Arabien haben, sind Opfer der islamistischen Privatschule. Die Ausnahmegenehmigungen für den Besuch der Akademie dürfen als bequemer Weg gelten, den öffentlichen Schulen die mühselige, gleichwohl dringend notwendige Integrationsarbeit zu ersparen. Auf jeden Fall war diese großzügige Genehmigungspraxis eine offene Einladung an Islamisten: Hier in Bonn könnt ihr eure Kinder trotz Schulpflicht vor den Zumutungen der gottlosen westlichen Welt schützen.

Auch für aus arabischen Ländern stammende und stark religiös geprägte Kinder gilt: Sie brauchen eine Schule, die integriert, nicht abschottet. Die Schließung der König-Fahd-Akademie wäre das unübersehbare Signal dafür gewesen, dass auch die Behörden und Politiker das endlich begriffen haben. Doch diese Chance haben sie nicht genutzt.