: Ein Blick ins Internet hilft, nasse Füße zu vermeiden
Bis Ende 2009 soll das Kölner Hochwasserschutzkonzept umgesetzt sein, verspricht Stadtentwässerungschef Oelmann. Es kostet weniger als geplant. Schon heute kann im Internet abgelesen werden, welche Häuser im gesamten Stadtgebiet bei welchem Pegelstand von Hochwasser bedroht sind
KÖLN taz ■ Bei einem Hochwasserstand des Rheins von 10,70 Meter kriegt die halbe Neusser Straße in Nippes nasse Füße. Auch wer im Rechtsrheinischen südlich der Mülheimer Brücke wohnt, muss sich bei diesem Pegelstand ernsthaft Sorgen machen. Wird allerdings das Hochwasserschutzkonzept wie geplant umgesetzt sein, werden die Folgen nicht ganz so dramatisch sein. Ab heute kann jeder Kölner im Internet ablesen, ob und wie er von Hochwasser bedroht ist.
„Das ist vorbeugender Hochwasserschutz und zudem ein Vorgriff auf das künftige Bundeshochwasserschutzgesetz“, ist Hubertus Oelmann, Chef der Stadtentwässerungsbetriebe, stolz auf das Kölner Angebot. Aufwändige Rechenarbeiten waren für diesen Service nötig. So weisen die üblichen Karten nur Höhendifferenzen von einem Meter aus, erklärt Reinhard Vogt, Leiter der Kölner Hochwasserschutzzentrale. Die Internetangaben sind erheblich genauer, jedes Grundstück kann im Maßstab 1:2.000 herangezoomt werden. Doch nicht nur mögliche Überflutungsgebiete bei unterschiedlichen Wasserständen und die aktuellen Pegelstände werden angezeigt, auch Schutzmaßnahmen sind unter www.hochwasser.de aufgelistet.
Ein weiteres Informationsangebot bieten die „Kölner Hochwassertage“ im Schokoladenmuseum. Heute findet dort von 10 bis 15 Uhr ein öffentlicher Workshop mit internationalen Referenten statt. Morgen zeigen vor dem Museum THW, Feuerwehr, Malteser und Bundeswehr, wie sie bei Hochwasser helfen. Bürgerinitiativen informieren ebenso wie einzelne Firmen. Für Kinder gibt es unter anderem einen Sandsackfüllwettbewerb und eine Bootsfahrt auf dem Rhein.
Geht alles nach Plan, ist das Hochwasserschutzkonzept für Köln bis Ende 2009 umgesetzt. Dann ist die Kölner Altstadt bis zu einem Pegelstand von 11,90 Meter sicher – wobei Vogt einschränkt: „Absolute Sicherheit gibt es nicht.“ Beim „Jahrhunderthochwasser“ Silvester 1993 war der Rhein auf 10,89 Meter gestiegen. Demnächst wird der Auftrag über 10 Kilometer mobile Schutzwände vergeben. Von 21 Bauvorhaben, insbesondere Deichbau und unterirdische Kanalabsicherungen, sind sieben bereits in Arbeit, etwa in Worringen, an der Uferstraße in Rodenkirchen und in Westhoven. „Durch die Zusammenlegung von ober- und unterirdischen Arbeiten konnten wir die Kosten senken und mehr Zuschüsse erreichen“, bilanziert Stadtentwässerungschef Oelmann. Die Zuschüsse des Landes seien von 125 auf 131 Millionen gestiegen, die Eigenkosten von 73 auf 56 Millionen Euro gesunken. Es lägen allerdings zahlreiche Einsprüche und Verwaltungsklagen von Anwohnern gegen die weiteren Projekte vor, so Oelmann. „Da geht es um Lärm bei den Bauarbeiten und die Sichtversperrung durch höhere Deiche“, beklagt Vogt die „Verzögerung des Hochwasserschutzes“. Politisch umstritten sind weiter das Wohnprojekt „Wohnen am Strom“ in Mülheim und der Ausbau des Godorfer Hafens.
Hochwasserschutz ist allerdings kein lokales Problem. So sind die Kölner auf die Hilfe der „Oberlieger“ angewiesen. Mit Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gebe es da keine Probleme, berichtet Oelmann. Rheinland-Pfalz etwa stelle Rückhaltebecken für 50 Millionen Kubikmeter Wasser bereit, für Köln bedeute dies bei Hochwasser 5 Zentimeter weniger. „Gleich um Dezimeter“ könne der Pegel sinken, öffnete Hessen endlich die geforderten Flächen. Gelöst werden könnte das Problem, wenn endlich das Bundeshochwassergesetz verabschiedet sei. Köln leistet Nachbarschaftshilfe für die „Unterlieger“ etwa in Neuss oder den Niederlanden durch Retentionsbecken bei Langel und Worringen.
JÜRGEN SCHÖN