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Archiv-Artikel

LEGEHENNEN: DILETTANTEN IM MINISTERIUM GEFÄHRDEN KÄFIGVERBOT Die Schweine und der Hühnerstall

Noch ist der Streit um die Haltung unserer 50 Millionen Legehennen nicht entschieden. Nach dem Votum des Bundesrat-Agrarausschusses für ein Comeback des Käfigs muss Renate Künast jetzt zeigen, was sie draufhat. Denn die Operation Hühnerstall ist von „großer Politik“ überlagert.

Eigentlich war das Verbot der Batteriehaltung längst in trockenen Tüchern. Doch das Künast-Ministerium machte einen entscheidenden Fehler: Es wollte die gesamte Nutztierhaltungsverordnung in einem großen Paket schnüren. Also nahm man die neue Schweineverordnung mit hinein und stellte das Gesamtpaket – inklusive Legehennen und Pelztiere – erneut zur Abstimmung. Dadurch wurden die Hühner wieder zum Thema, obwohl sie eigentlich längst abgehakt waren. Karin Stoiber, die Frau des Kanzlerkandidaten der Union, soll 2001 dafür gesorgt haben, dass auch die C-regierten Länder das Verbot des Käfigs passieren ließen.

Inzwischen hat aber die Agrarlobby ganze Arbeit geleistet und die Union wieder auf Käfigkurs getrimmt. Vor allem Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, wo die großen Hühnerbarone sitzen, versuchen, die tierquälerische Käfighaltung schönzureden und deren Verbot durch eine Art Hafterleichterung auszuhebeln. Die Henne soll minimal mehr Platz bekommen, das Käfigverbot erst mal auf 2010 verschoben werden.

Doch noch ist nichts verloren. Die neue Marschroute könnte heißen: Die Schweine wieder raus aus dem Gesamtpaket und als Einzelgesetz abstimmen lassen. Nur: Das würde die CDU-Länder verärgern, und deren Wohlwollen braucht Rot-Grün derzeit dringend im Vermittlungsausschuss in Sachen Steuerreform und Sozialpolitik. Also erst mal auf Zeit spielen? Das wäre sicher richtig, nur droht die EU mit Strafe, weil Deutschland die Schweineverordnung noch nicht umgesetzt hat. Künast sitzt ganz schön tief im Hühnermist. Jetzt das eigene Versagen zu kaschieren und vom Verbraucher einen Käfigeier-Boykott zu fordern, ist absurd. Genauso absurd wäre es, wenn die Legehennenverordnung wegen der Steuerreform scheitert.

MANFRED KRIENER