Weniger Castor-Demonstranten erwartet

Initiative rechnet mit 3.000 Teilnehmern – 500 weniger als letztes Jahr. Dafür sind mehr Seelsorger vor Ort

BERLIN taz/dpa/epd ■ Zum Auftakt der Demonstrationen gegen den achten Castor-Transport rechnet die Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) Lüchow-Dannenberg mit etwas weniger Demonstranten als im Vorjahr. Nach Angaben der BI von gestern werden bei der Kundgebung am Samstag in Dannenberg rund 3.000 Demonstranten erwartet.

Im vorigen Jahr hatten sich 3.500 Menschen an der Demonstration beteiligt. BI-Sprecher Francis Althoff verwies darauf, dass am selben Samstag in Karlsruhe auch eine Großkundgebung gegen Sozialabbau stattfindet, sodass deshalb möglicherweise weniger Menschen als in den letzten Jahren üblich nach Dannenberg kommen, um gegen den Transport zu demonstrieren.

Gleichzeitig teilte die Einsatzleitung mit, dass in diesem Jahr auch weniger Beamte von Bundesgrenzschutz und Polizei zur Sicherung des Transports radioaktiven Mülls eingesetzt würden. Genaue Zahlen nannte Einsatzleiter Friedrich Niehörster jedoch nicht. Mit Ausnahme von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und des Saarlandes würden alle Bundesländer Einsatzkräfte bereitstellen, erklärte Niehörster. „Wir wollen mit den Demonstranten vernünftig umgehen, aber wir werden unseren Auftrag ausführen.“ Er hoffe, dass die zu erwartenden Aktionen von Castor-Gegnern überwiegend friedlich verliefen, fügte Niehörster hinzu.

Wie schon im Vorjahr setzt die Polizei auf die Arbeit von 70 bis 80 Konfliktmanagern, um gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Atomgegnern und Sicherheitskräften von vornherein zu vermeiden.

Der Transport mit zwölf Castor-Behältern nach Gorleben wird voraussichtlich kommenden Samstagabend in Frankreich starten. Demonstrationen an der Bahnstrecke sind auch in diesem Jahr verboten.

„Wir haben keinen Konflikt mit der Polizei“, sagte Althoff. Probleme gebe es allein mit der Politik und der Atomindustrie. „Wir haben kein sicheres Endlager, und trotzdem wird weiter Atommüll produziert“, kritisierte die Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen, Renate Backhaus. Carsten Niemann von der Bäuerlichen Notgemeinschaft kündigte an, dass sich Landwirte mit rund 200 Traktoren an der Auftaktkundgebung beteiligen werden.

Mehr Präsenz als bislang will hingegen die Kirche demonstrieren. Mehr als 50 Seelsorger und Seelsorgerinnen wollten bei Konflikten zwischen Polizei und Demonstranten vermitteln, sagte gestern der Dannenberger Superintendent Peter Kritzokat. „Das sind so viele wie noch nie.“ Die Vermittler trügen eine weiße Weste mit der Aufschrift „Seelsorger“, um jederzeit erkennbar zu sein. Weitere Seelsorger aus der Region wollten speziell für Demonstranten da sein, sagte Lüchows Propst Hans-Jürgen Wolters.

Zugleich begleiten nach Angaben des zuständigen Pastors der hannoverschen Landeskirche, Jobst-Heinrich Ubbelohde, etwa zehn evangelische und katholische Seelsorger die Polizisten aus Niedersachsen. Weitere reisten mit den Einsatzkräften anderer Bundesländer an.

Viele Kirchengemeinden an der Transportstrecke wollen laut Kritzokat ihre Gemeindehäuser als Nachtquartier für Demonstranten öffnen. Während des Castor-Transports und der Proteste gebe es an vielen Orten Gottesdienste. Daran hätten in der Vergangenheit trotz der Konflikte Polizisten und Demonstranten teilgenommen. STEP