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Tüten kleben wie in Bangkok

Eine entwicklungspolitische Bildungsmesse erklärt Schülern die Strukturen des Welthandels und Alternativen durch fairen Handel – anhand praktischer Arbeit

Verschiedenste Gerüche erfüllen die Halle 7 auf dem Messegelände unterm Funkturm. Zwischen den Ständen der Messe „Import Shop Berlin 2004“ wuseln viele kleine und einige große Menschen hin und her – alles wirkt wie eine Mischung von orientalischem Marktplatz und Kinderspielplatz. Denn hier geht es nicht um die neuesten technischen Errungenschaften aus Japan. Vielmehr versuchen Nichtregierungsorganisationen aus Berlin und Brandenburg bis zum 14. November den Nachwuchs für entwicklungspolitische Probleme zu sensibilisieren. Es geht ihnen um „Das Erbe Marco Polos – Handel(n) um den Globus“.

Dafür lassen die Organisatoren die Schüler zunächst einmal richtig schuften. Die stellen „faire“ Schokoladenkracher her, schleppen Bananen und Kaffeesäcke auf dem Buckel und flechten Rastazöpfe. Davor oder danach backen und essen sie arabisches Brot, trinken marokkanischen Tee und werden mit Informationen gefüttert. Die Schüler und Jugendlichen sollen lernen, globale Zusammenhänge nachzuvollziehen und sich mit der eigenen Rolle im Weltzusammenhang auseinander zu setzen. „Uns ist wichtig, dass schon Kinder ein Bewusstsein für die Ungerechtigkeiten in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Ländern des Nordens und des Südens entwickeln und dass sie Handlungsmöglichkeiten gezeigt bekommen“, erklärt Norma Rivera von der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung (Kate).

Die organisiert die Messe und hat im Vorfeld Fragebögen und Informationsmaterial an die Schulen verschickt. Für ein halbstündiges Programm melden sich die Klassen bei einem Stand, die restliche Zeit dürfen die Schüler nach Belieben Tanz, Theater und Zirkus ansehen oder Konzerte anhören. Die Lehrer stehen derweil in der Lehrerecke. Hier bietet ihnen das Entwicklungspolitische Bildungsinformationszentrum (Epiz) einen Überblick über Unterrichtsmaterialien und Leseproben.

Im Kreis auf dem Boden hockend, hören 10 Grundschüler am Stand von Terre des hommes einen Vortrag über Kinderhandel. „Aber Kinder kann man doch nicht kaufen!“, ruft ein Schüler mit erschrockenen Augen. Bei einer Bastelaktion von „Überleben durch Kleinhandel“ kleben die Schüler im Akkord Tüten aus alten Zeitungen. Erika Eken vom Deutschen Entwicklungsdienst erzählt ihnen von Frau Lam in Bangkok, die täglich 3.000 solcher Tüten klebt und dafür umgerechnet etwa 8 Euro bekommt. Von 135 Euro pro Monat muss sie ihren kranken Mann und zwei Kinder ernähren.

Erstaunt sind die Schüler auch über den Handel mit Wasser, das für einen minimalen Verdienst in Plastiktüten von A nach B, hier vom Hahn zum Messestand getragen wird. ULRIKE LINZER

Informationen und Anmeldung bei Kate unter Telefon (0 30) 44 06 31 10

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