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Archiv-Artikel

Geldspritze aus Brüssel

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG 90 Millionen Euro erhält Hamburg bis 2013 aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Das Geld soll Unternehmen und Arbeitskräfte klüger machen

Die Unternehmen seien dankbare Partner des Projekts, denn den technischen Berufen fehlt es an Nachwuchs

VON GERNOT KNÖDLER

Der Senat will bis 2013 rund 90 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds verteilen. Dazu kommen weitere 90 Millionen Kofinanzierung aus den Töpfen des Stadtstaats. Mit dem Geld soll die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und der Arbeitskräfte verbessert werden. Voraussichtlich im Juni wird die nächste Ausschreibung für Projektträger gestartet.

Der ESF gehört zu der großen Umverteilungsmaschine, mit der die EU ähnliche Lebensverhältnisse in ihrem Großraum herzustellen versucht und die in der jetzigen Wirtschaftskrise zur Konjunkturförderung beiträgt. Wie der Europäische Strukturfonds (EFRE) gehört der ESF zu den Fördertöpfen, mit denen die EU die regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung zu verbessern versucht. Während der ESF dazu dient, die Menschen und Unternehmer kompetenter zu machen, kann mit dem EFRE die Infrastruktur verbessert werden. Aus dem EFRE-Fonds erhält die Stadt bis 2013 rund 35 Millionen Euro. Dazu kommen weitere 25 Millionen Euro aus dem Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

Der ESF zeige, „dass die EU den Menschen hilft“, sagt CDU-Wirtschaftssenator Axel Gedaschko. Seit Anfang 2008 hätten 15.000 HamburgerInnen an ESF-Projekten teilgenommen. Wie das aussehen kann, stellte der Senator am Beispiel von Viktoria Hoyer, einer Abiturientin, vor. Hoyer nimmt an dem Technik-Mentoring-Projekt „Technik-Duo“ des Hamburger Instituts für Personalentwicklung teil, das mit Hilfe des EFS finanziert wird. Dabei sollen Schülerinnen mit Hilfe weiblicher Vorbilder für Männerberufe interessiert werden.

Mentorinnen zeigten Hoyer ihre Arbeitsplätze in den Firmen und an den Hochschulen. Das Institut für Personalentwicklung ließ ihr auch eine Schulung im Konfliktmanagement angedeihen – wegen der speziellen Umgangsformen an von Männern dominierten Arbeitsplätzen, wie Andrea Pfennigstorf vom Institut sagt. Die Unternehmen seien dankbare Partner, denn den technischen Berufen fehlt es an Nachwuchs. Die fleißigen Frauen sind hoch willkommen.

Technik-Duo wird mehreren Zielen gerecht, die der Senat mit dem ESF-Geld erreichen möchte. Es fördert den Übergang von der Schule in den Beruf und verbessert die Berufschancen von Frauen. Allgemein soll der ESF dazu beitragen, die wirtschaftlichen Chancen Benachteiligter zu verbessern: der Migranten, Alten, Strafgefangenen, Obdachlosen, Homosexuellen.

Unternehmer unterstützt die Handwerkskammer mit ihrem ESF-Projekt „Innovationsagentur“. Ihre Berater analysieren Firmen und machen Vorschläge, wie der Betriebsablauf verbessert werden könnte. Jürgen Tandetzki, der in Lokstedt edle Kekse backt, freut es, dass die Kammer auf ihn zugekommen sei. Außerdem habe sie es nicht bei der Analyse belassen. „Das ging gleich mit Kursen zur Aufarbeitung der Defizite weiter“, sagt er.

Der Bund der Steuerzahler lobt, dass der ESF strengen Vorschriften bei der Vergabe des Geldes und der Erfolgskontrolle unterworfen sei. Das Verfahren sei schärfer als beim Zuwendungsrecht der Stadt.