Ein gar nicht vorbildliches Modell

Die „FR“ schließt zwei Lokalredaktionen – und lässt sich von der Konkurrenz beliefern

Uwe Vorkötter verdient sein Geld mit gut klingenden Worten für schlechte Nachrichten, schließlich ist er Chefredakteur. Deshalb redet er gerne vom „Darmstädter Modell“, während die von dort berichtenden Lokalredakteure seiner Frankfurter Rundschau gerade hoffen, dass ihre Situation nicht zum Vorbild für andere Städte wird: Denn ab Juli werden die Lokalredaktionen in Darmstadt und Groß-Gerau geschlossen – danach sollen die Inhalte ausgerechnet vom lokalen Marktführer und Konkurrenten Darmstädter Echo kommen.

Die vier bis sechs zugekauften Seiten für die 15.000 Exemplare im südlichen Rundschau-Gebiet sind für den Verlag nur halb so teuer wie selbst produzierte. Gespart wird dabei auf Kosten der Meinungsvielfalt: „Wieder wird ein Teil des Lokaljournalismus monopolisiert. Gerade für Hessen, wo die Konzentration eh zugenommen hat, ist das ein schwerer Schlag“, klagt Zeitungsexperte Horst Röper.

Der Betriebsrat und die sieben betroffenen Redakteure wurden am Montag vor vollendete Tatsachen gestellt. Nach Angaben der Rundschau sollen sie intern umgesetzt werden. Der Betriebsrat kritisiert einen „Eingriff in die publizistische Vielfalt der Region“.

Aus der Chefetage der Rundschau heißt es, man habe nichts gegen Pressevielfalt in Darmstadt, man könne sie sich nur nicht leisten. Leser werde man durch die Umstellung schon nicht verlieren. In der Lokalredaktion zweifelt man dies hingegen an, denn gerade in Südhessen verdanke man viele Stammleser erst den alternativen Meinungen der Rundschau.

Nach Angaben der Chefredaktion sollen keine weiteren Lokalteile geschlossen werden, die Journalisten sind dennoch besorgt, dass das „Darmstädter Modell“ Schule macht.

MAREN KELLER