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Goldgräberstimmung am Oberrhein

Im deutschen Südwesten wollen zahlreiche Unternehmen Strom mittels Erdwärme erzeugen. Zwar hat das neue EEG die Einspeisevergütung deutlich verbessert, die Probebohrung birgt aber nach wie vor millionenschweres Risiko

FREIBURG taz ■ Von der Schweizer Grenze bis in die südliche Pfalz werden derzeit fast monatlich neue Pläne für den Bau von Erdwärme-Kraftwerken publik – ein Boom dank besserer Konditionen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Während Erdwärme für Heizzwecke oft kostengünstig verfügbar ist, war Strom aus Geothermie bislang unattraktiv. Denn zur Stromerzeugung sind deutlich höhere Temperaturen nötig, und damit größere Bohrtiefen – zwischen 2.500 und 5.000 Meter.

Seit August gelten nun für Strom aus Geothermie erhöhte Einspeisevergütungen (siehe Kasten). Nicht nur das: Auch die einschlägige Kraftwerkstechnik hat erhebliche Fortschritte gemacht – speziell im Oberrheingraben, der attraktivsten Erdwärme-Region Deutschlands, ist Aufbruchstimmung.

Die Karlsruher FirmaHotRock will bei Landau in der Pfalz Anfang 2006 ein Geothermiekraftwerk in Betrieb nehmen. Die Firma FirstGeotherm will 2006 in Speyer ans Netz zu gehen. Gleichzeitig sind im badischen Bruchsal die örtlichen Stadtwerke am Thema dran. Der Freiburger Energieversorger Badenova will Standorte im Landkreis Lörrach, im Breisgau, am Kaiserstuhl und nahe der Schweizer Grenze erschließen. Selbst die Atomstromer der Energie Baden-Württemberg – kurz EnBW – sind interessiert.

Die elektrische Leistung der Kraftwerke soll in der Regel bei jeweils drei bis fünf Megawatt liegen. Dabei hat jedes Projekt seine besonderen Eigenarten. Während man zum Beispiel in Kehl auf heiße Tiefenwässer hofft, will man in Ettenheim die Hitze trockenen Gesteins mittels der Hot-Dry-Rock-Technik (HDR) empor bringen. Gestein als eine Art Durchlauferhitzer – Wasser wird in tiefe Gesteinsschichten gepumpt und anschließend durch eine zweite Bohrung wieder zu Tage gefördert. Attraktiv an Geothermie-Kraftwerken ist deren stetiger Betrieb: Die Anlagen können rund um die Uhr konstant Strom liefern. So ist jedes Kraftwerk bei fünf Megawatt Leistung imstande, jährlich 40 Millionen Kilowattstunden zu erzeugen – genug für 12.000 Durchschnittshaushalte.

Dennoch bergen die Planungen wirtschaftliches Risiko. Eine Tiefbohrung kostet mehrere Millionen Euro – und kann am Ende trotz bester Vorerkundung scheitern. Wenn etwa die Temperaturen nicht das gewünschte Niveau von mindestens 110 Grad erreichen, sind Millionen buchstäblich in den Sand gesetzt.

Die Bundesregierung hat erkannt, dass Stromerzeugung mittels Geothermie nur dann vorankommen wird, wenn Unternehmen sich gegen das Fündigkeitsrisiko absichern können. Das Umweltministerium hat deshalb die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner beauftragt, Instrumente dafür zu erarbeiten. Noch im Januar soll der Endbericht vorliegen. Ziel seien Sicherungsinstrumente, die nicht allein durch öffentliche Finanzen getragen werden. Laut BMU sei etwa eine Fondslösung denkbar, eine Versicherung oder auch ein Modell auf Basis einer Stiftung. BERNWARD JANZING

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