: Löhrmanns Ambitionen
Die grüne Fraktionschefin will nicht Ministerin werden
Sylvia Löhrmann sorgt für Aufregung. Die Vorsitzende der grünen Landtagsfraktion träume von einer Zukunft als Bildungsministerin, berichtet ihre Heimatzeitung, das Solinger Tageblatt. „Ich würde intensiv darüber nachdenken, wenn das Angebot käme“, wird Löhrmann zitiert.
In Partei und Fraktion werden die Köpfe geschüttelt. Zwar galt Löhrmann noch nie als große Strategin, doch eine derartige „Instinktlosigkeit“ wurde der Vorsitzenden dann doch nicht zugetraut. „Eine solche Debatte ist absurd“, ärgert sich die grüne Landesvorsitzende Britta Haßelmann – schließlich werde „um jede Wählerstimme“ gekämpft. „Es geht um mehr Grün für NRW, nicht um Postengeschacher“, rügt Haßelmann die Fraktionschefin. „Erst nach der Wahl wird entschieden, mit welcher Strategie wir in etwaige Koalitionsverhandlungen gehen.“ Deutlicher kann vor Realitätsverlust kaum gewarnt werden.
Groß auch der Ärger der Fraktion: „So ein Scheiß“, erregt sich ein erfahrener Grüner. Löhrmanns Vorstoß sei „das Dümmste, was man machen kann“, die Frontfrau wohl „schlecht beraten“. „Wir führen überhaupt keine Diskussion darüber, was wann wäre“, sagt eine Abgeordnete. „Das ist kein Thema.“ Schadensbegrenzung.
Darin übt sich jetzt auch Löhrmann selbst. Sie habe sich auf „die gemütlichen Spielregeln vor Ort“ eingelassen, keines ihrer Zitate gegengelesen. Im Gespräch mit dem „netten Herrn“ vom Solinger Tageblatt habe sie noch in „vorweihnachtlicher Stimmung“ geplaudert. „Das sollte ein Portrait werden“, sagt Löhrmann. „Hier in der Provinz ist das eine große Sache.“ Das Dementi der großen Sache dagegen muss wohl zu schwach ausgefallen sein. Jetzt klingt Löhrmann, die auf Platz drei der grünen Landesliste kandidiert, ganz anders. „Ich bin gern Fraktionsvorsitzende“, sagt sie. „Ich habe andere Sorgen.“ Schlechtes Timing.
Die Fraktionschefin hätte es besser wissen müssen, die Spielregeln sind klar – keine öffentlichen Spekulationen vor dem Wahlsieg. Gedankenspiele gibt es trotzdem: Auch bei einem guten Ergebnis könne auf ein drittes Ministerium verzichtet, stattdessen die vorhandenen Ressorts gestärkt werden, heißt es aus Parteikreisen. Vorbild müsse die Bundespartei sein – durch den Verzicht seien Fischer, Trittin & Künast doch auch aufgewertet worden. Und überhaupt: Löhrmanns Fachgebiet Bildung müsse es doch wirklich nicht sein. „Das ist ein Fass ohne Boden – die Unzufriedenheit von Lehrern, Eltern und Schülern wird nicht geringer, obwohl wir massig Geld in die Bildung stecken.“ Und noch viel schöner sei doch das Verkehrsressort, ist aus der Fraktion zu hören: „Es gibt kein uninteressantes Ministerium. Wirtschaft, Arbeit, Finanzen – das könnte doch alles sehr schön sein.“ WYP