zu blöd zum beten von RALF SOTSCHECK :
Geistig Behinderte haben in der Kirche nichts zu suchen, wenn sie zu blöd zum Beten sind. Das findet jedenfalls Pfarrer Dominic Browne aus der irischen Kleinstadt Kilkenny. Der Pfaffe hat einen 19-jährigen Mann aus der Kirche geworfen, weil er bei der Messe zu laut betete. „Ich hörte plötzlich diesen unglaublichen Lärm, der von einem menschlichen Wesen zu kommen schien“, sagte Browne. „In meinen 40 Jahren als Pfarrer habe ich noch nie solch ein Sperrfeuer erlebt. Ich wusste, dass der Mann geistig ein bisschen zurückgeblieben war und Aufpasser dabei hatte. Die hätten ihn hinausschaffen müssen und nicht darauf warten dürfen, bis ich handelte.“
Der Pfaffe handelte jedoch unbarmherzig. Er unterbrach die Messe und sagte, er werde erst dann wieder seelsorgerisch tätig, wenn der Störenfried entfernt worden sei. Die Betreuer brachten den Bet-Terroristen zurück ins Heim. Geld für die Kollekte hatte er ohnehin nicht bei sich, so musste der Pfaffe wenigstens keine finanzielle Einbuße hinnehmen. Außerdem hat die katholische Kirche ihr finanzielles Schäfchen längst ins Trockene gebracht. Auf ein paar geistig behinderte Schäfchen kann sie gut und gerne verzichten.
Offiziell ist allerdings nach wie vor Moralaposteltum angesagt. Vor anderthalb Jahren schlug die katholische Bischofskonferenz vor, den Schutz des Privateigentums an Immobilien zu streichen, um Spekulanten das Handwerk zu legen. Die exorbitanten Gewinne dieser Leute seien angesichts des Mangels an Behausungen für viele Menschen „moralisch verwerflich“. Dem Staat sollte daher das Recht zugestanden werden, Agrarland, das in Bauland umgewidmet werden sollte, zum Billigpreis zu erstehen. Der Profit aus dem Weiterverkauf an Bauunternehmen sollte dann in Sozialbauwohnungen gesteckt werden, fanden die Bischöfe.
Ein guter Plan. Ende vorigen Jahres wollte der Stadtrat von Dublin ihn umsetzen. Er wollte einige der Ländereien, die die katholische Kirche über Jahrhunderte durch moralische Erpressung der Gläubigen angehäuft hat, für den sozialen Wohnungsbau abkaufen – aber nur den Preis für Agrarland zahlen, da das Gelände noch nicht umgewidmet war. Die Bischöfe schäumten vor Wut. Der Generalsekretär der Konferenz, Michael Drennan, beschuldigte den Stadtrat, der Kirche die Ländereien zu einem Bruchteil des Marktwertes abjagen zu wollen. Nun ja – war das nicht der Vorschlag, den die Bischöfe ein Jahr zuvor gemacht hatten?
Die Bischofskonferenz besteht aus alten Männern, die pausenlos davon reden, dass sich der Staat um die Jugend kümmern müsse. Meinen sie damit die Kinder, die von Pfaffen reihenweise vergewaltigt worden sind? Den Schadenersatz in Millionenhöhe, der ihnen zusteht, soll der Staat bezahlen, meinen die Bischöfe. Das Eigentum der pädophilen Priester sei jedenfalls unantastbar.
Es fragt sich, wer eher von den Grundstücken der katholischen Kirche entfernt gehört: ein geistig Behinderter, der zu laut betet, oder die heuchlerische Vereinigung von Moralpredigern, die schon immer zwei Regelsammlungen bereithielt: eine interne für den Klerus und eine öffentliche für die Schäfchen.