: Faschistenfan rockt Stuttgart
RECHTSEXTREMISMUS Die kroatische Band Thompson spielt immer wieder in Deutschland. Die Gruppe ist bekannt für ihre Texte mit Anspielungen auf die Ustascha-Miliz, doch die Anhänger wollen das nicht wahrhaben
AUS STUTTGART INGO ARZT
Schwarz-weiße Originalaufnahmen des Konzentrationslagers Jasenovac in Kroatien, später sind Leichen in einem Fluss zu sehen: „Viele Serben hat der Fluss Neretva getragen“, heißt es im Text. Das Video auf Youtube zeigt einen Dokumentarfilm über die kroatische Ustascha, das Pendant zur SS, die Ustascha betrieb im Zweiten Weltkrieg selbst KZs. Hinzu kommen im Video Konzertausschnitte der kroatischen Band „Thompson“ und das Lied „Jasenovac i Gradiska Stara“. Sänger Marko Perkovic sitzt dabei auf einem Podest, das einem rauchenden KZ-Schlot ähnlich sieht. Das alte Ustascha-Lied verherrlicht und besingt den Völkermord der schwarz gekleideten Ustascha.
Thompson und ihr Sänger Marko Perkovic haben viele Fans. Sie spielen am 26. Juni in Stuttgart, im Mai waren sie in München, weitere Konzerte sind geplant. Die kroatische Nationalmannschaft hört die Lieder bisweilen in der Kabine. Seine Fans halten Thompson für einen, der schön über ihre Heimat singt, über Religion, den Papst und die Liebe. Auf dem Blog newsblog.kroistra.de von Kroaten in Deutschland echauffieren sie sich hitzig darüber, als Ustascha-Anhänger stigmatisiert zu werden. Kritischen Bloggern wird vorgehalten, sie würden die Texte nicht verstehen. Das KZ-Lied, so liest man oft, habe Perkovic nie gesungen.
Perkovic gibt sich geläutert und erklärt immer wieder öffentlich, er sei kein Nazi, und ruft zur Völkerverständigung auf. Einzig: Er hat das Lied gesungen, auf einem Konzert im kroatischen Osijek im Jahr 2004. Das behauptete die kroatische Politik-Talk-Sendung „Latinica“ im Jahr 2004 und widmete dem Skandal eine ganze Sendung. Im Internet gibt es das Machwerk auf einer als Thompson-Live-Mitschnitt angepriesenen CD zu bestellen. Auch in den restlichen Songs von Perkovic gibt es immer wieder Anspielungen. In seinem Song „Lijepa li si“ („Schön bist du“), rechnet er einen Teil von Bosnien und Herzegowina zu Kroatien dazu. Er verwendet in dem Soldatenlied „Bojna Cavoglave (Bataillon Cavoglave), den Gruß „Za dom spremni, eigentlich „Bereit fürs Vaterland“, im Zweiten Weltkrieg von der Ustascha statt „Heil Hitler“ verwendet. Auf seiner offiziellen Homepage waren Bilder von Fans zu sehen, wie sie voller Inbrunst auf Thompson-Konzerten den Hitlergruß zeigen. Heute sind sie gelöscht, sagt derjenige, der für die taz Thompson-Lieder übersetzte und anonym bleiben möchte.
In den Niederlanden, in Bochum, selbst in der kroatischen Stadt Pula wurden bereits Konzerte von Thompson verboten. In Stuttgart findet Hermann Karpf, der Referent von Ordnungsbürgermeister Martin Schairer, auch vieles an Thompson „unerträglich“. Rein rechtlich könne man aber nichts gegen das Konzert machen: In Deutschland habe sich Perkovic nie etwas zuschulden kommen lassen. Die Band hat Auflagen, bestimmte Lieder nicht zu spielen und keine Ustascha-Symbole zu verwenden. Außerdem habe „In Stuttgart“, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Stuttgart, die Schleyerhalle an den Veranstalter, einen kroatischen Kulturverein, vermietet. Ein Sprecher von „In Stuttgart“ verweist wiederum auf das Okay vom Ordnungsamt und an die vielen Fans, die sich auf das Konzert freuten. Vielleicht hätte es die Stadt wie der kroatische Staatspräsident Stjepan Mesi halten sollen, der zum Thema Perkovic in der WAZ sagte: „Ich widersetze mich allen Tendenzen, die nur ansatzweise auf eine Rehabilitierung der Ustascha-Bewegung hinauslaufen oder irgendwelche Elemente faschistischer Ideologie in sich bergen.“