gleichberechtigung : Ein Boys’ Day reicht nicht
Frauen in Männerberufe, das ist eine alte Forderung der Frauenpolitik. Seit vier Jahren soll der Girls’ Day dabei helfen. An dem Aktionstag können sich Mädchen technische und naturwissenschaftliche Berufe anschauen – und sollen so auf den Geschmack kommen, vielleicht Kfz-Mechanikerin zu werden oder Raumfahrttechnik zu studieren. Dass es auch für Jungs sinnvoll ist, das Spektrum ihrer Berufswahl zu erweitern, hat jetzt die FDP erkannt – oder zumindest ihre frauenpolitische Sprecherin. Sie fordert einen Boys’ Day für Berlin. Das hat Sinn. Auch wenn ein Tag am geschlechtsspezifischen Arbeitsmarkt nichts ändern wird.
KOMMENTAR VON SABINE AM ORDE
Bislang interessiert sich nur ein klitzekleiner Teil der Jungs für vermeintlich unmännliche Berufe. Kindertagesstätten und Grundschulen können ein Lied davon singen. Dort werden händeringend Männer gesucht, weil es den Kindern an männlichen Vorbildern fehlt. Wenn sie eine pädagogische Ader haben, werden die Herren der Schöpfung eben lieber Gymnasiallehrer. Da verdient man wenigstens gut. Und überhaupt: Kleine Kinder, das ist doch Frauensache.
Dieses Denken führt auch dazu, dass es Frauen besonders schwer haben, wenn sie sich für einen technischen Beruf entschieden haben: Frauen in diesen Feldern sind überdurchschnittlich häufig arbeitslos. Hier ist die männliche Kultur dominant: Frauen bekommen Kinder und sind unflexibel, so das vorherrschende Denken. Also nimmt man lieber einen Mann.
An dieser Stelle muss die Politik ansetzen. Sie muss die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Männer die Babypause übernehmen. Das könnte Frauen neue Zugänge zum Arbeitsmarkt ermöglichen – und Männer langfristig für soziale Berufe gewinnen.