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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

■ betr.: „Kuhimpfung mit Polizeihilfe“, taz vom 10. 7. 09

Fragwürdiger Impfstoff

Wahrheitsgemäß müsste es heißen: „Kuhimpfung mit Polizeigewalt“, denn der Staat wendet jetzt Gewalt an, wenn ein Bauer nicht willig ist, sein Vieh gegen die Blauzungenkrankheit mit einem fragwürdigen Impfstoff impfen zu lassen. Die Blauzunge ist keine Seuche im klassischen Sinne, das heißt, sie ist nicht ansteckend von Tier zu Tier, und sie ist auch nicht zwingend schädlich bzw. tödlich. Meine eigene Kuhherde ist der lebende Beweis dafür! Die Tiere haben die „Krankheit“ bekommen und still eine natürliche Immunität ausgebildet, die im Gegensatz zur Impfung nicht nur ein halbes Jahr Schutz gibt, sondern lebenslang anhält und den Steuerzahler keinen Cent kostet. Das Virus muss auf das geeignete Milieu treffen, um bedrohlich zu werden. Je art- und wesensgerechter wir die Tiere halten, umso mehr kräftigen wir sie für die gesunde Immunreaktion. Das ist die beste Prävention und eine echte Herausforderung für alle Bauern. Das sollte uns mehr am Herzen liegen als staatlich verordnete Impfpflicht. GERDO GARBERS, Kuhlrade

■ betr.: „Die Quellen des Hubertus Knabe“, sonntaz vom 18. 7. 09

SDS-Humor

Eine kleine Ergänzung zu dem Text von Urs Müller-Plantenberg: Es muss Anfang der 60er gewesen sein, anlässlich der letzten Adenauer-Wahl, dass der Berliner SDS diesen Wahlslogan erfunden hat: Mit Kennedy und Chruschtschow / gegen Ulbricht und Adenauer. Was will uns der Dichter damit sagen? 1. Die Jungs vom SDS waren keinesfalls humorlose, verbohrte Typen. 2. Mit dem DDR-Staatssozialismus hatten sie nix am Hut. Manchmal erhellt sich die historische Wahrheit auch aus Kalauern. HAJO SEIDEL, Frankfurt am Main

■ betr.: „Mittelschicht finanziert Reiche“, taz vom 23. 7. 09

Steuerpolitik

Deutschland, deine Steuerpolitik – ein Armutszeugnis. Attac und andere weisen schon seit Jahren darauf hin, dass eine Umverteilung von unten nach oben herrscht. Bisher wurden sie milde belächelt. Nun stellt sich heraus, dass es tatsächlich so ist.

Wer auch immer gewählt wird am 27. 9. 2009, wird nicht zugeben können und wollen, dass nicht nur die Steuerpolitik Murks ist, sondern auch die Arbeitsmarktpolitik.

MARION MANNECK, Essen

■ betr.: „Wiedeking ist gegangen worden“ u. a., taz vom 24. 7. 09

Brauchen wir Porsche?

Brauchen wir Porsche, diese bedrohlichen, spritfressenden Ungetüme, von denen ein befreundeter Psychologe meint, sie seien Ausdruck eines Charakterfehlers? Porsche: Fantasie von vermeintlicher Freiheit, Machismo, Kraft, freilich auch ökologischer Dummheit, Verschwendung, Angebertum. Wir brauchen Porsche nicht. Wir sind vernünftig, umwelt- und klimabewusst, zukunftsorientiert. Wir denken an: Porsche zu Windrädern, Wärmepumpen, Blockheizkraftwerken. Vielleicht sollte man diesen Konzern vom Bauch über den Kopf auf den Boden bringen und endlich was Ordentliches produzieren lassen.

FRITZ PHILIPP MATHES, Pforzheim

■ betr.: „Der plumpe Taktierer“, taz vom 23. 7. 09

Wähler verdrossen

Der Kommentar bringt es gut auf den Punkt. Trotz positiver Umfrageergebnisse dürfte es Peter-Harry Carstensen sehr schwer haben, die nächsten Landtagswahlen zu gewinnen. Denn die fragwürdige Rettung der HSH Nordbank wirft gerade wegen der Verheimlichung ihrer Details einen zu großen Schatten auf die Politik. Wer nämlich etwas zu verbergen hat, suggeriert seiner Umwelt, dass die Situation in Wahrheit noch viel schlechter als angenommen ist.

Ein Krisenmanagement, das insbesondere treue CDU-Stammwähler verdrießen dürfte, die bislang davon ausgegangen sind, dass ihre Partei mit Geld umgehen kann!

RASMUS PH. HELT, Hamburg

■ betr.: „Zukunft, nicht Herkunft“, taz vom 24. 7. 09

Ellenlange Diskussionen

Was Sebastian Edathy aufwirft, ist berechtigte Kritik. Wie man Menschen bezeichnen soll, die in einem Land leben, aber Angehörige aus anderen Ländern haben oder hatten: das ist eine heikle Problematik. Was Herr Edathy leider gar nicht erwähnt: Es gibt ellenlange Diskussionen darüber, wie man hier sprachlich verfahren soll. Das Problem ist: Wie macht man deutlich, dass Menschen im Prinzip (zum Beispiel) Deutsche sind, ohne ihnen andere kulturelle Identitäten zu nehmen? Oder außer Acht zu lassen, dass es einen Integrationsbedarf gibt? Eine Möglichkeit ist die viel belächelte Formulierung „Menschen mit Migrationshintergrund“.

Edathy unterstützt im Falle Obamas ohne Einwände die Formulierung „afroamerikanisch“. Gegenfrage: Ist es denn berechtigt, von „Afroamerikanern“ zu sprechen, wo viele so Bezeichnete schon über Generationen in Amerika leben – und sich als Amerikaner verstehen? Die sich teilweise wahrscheinlich als überhaupt nicht „afrikanisch“ erleben? Ist das nicht auch eine unberechtigte Zu- und Festschreibung? Also, Herr Edathy: Kritisieren gut und schön – ich freue mich auf konstruktive Gegenvorschläge!

ULRICH LÜCKE, Ludwigsburg