Kölner retten ihren Bücherbus

10.000 Euro fehlen dem Förderverein StadtBibliothek noch, damit der Bücherbus wieder durch die Stadt rollen kann. Zwei Spendenaktionen sollen das nötige Geld einbringen

KÖLN taz ■ Ab Juli wird der Bücherbus wieder rollen – aber nur, wenn die Kölner vorher noch einmal tief in ihre Taschen greifen. Knapp 10.000 Euro fehlen dem Förderverein StadtBibliothek e.V., damit er den Bus zunächst für ein Jahr betreiben kann. Das Geld soll nun mit zwei Spendenaktionen – morgen auf der Mittelstraße und am Dienstag bei einer Gala im Schauspielhaus – eingetrieben werden.

„Wir haben das Ziel noch nicht erreicht, sind aber guter Hoffnung, weil die Kölner BürgerInnen eine große Spendenbereitschaft zeigen“, erklärt der Vorsitzende des Fördervereins, Anton Bausinger. Bislang habe der Verein mehr als 40.000 Euro gesammelt. „Diese Spendenbereitschaft zeigt das große Interesse der Bevölkerung an dem Bücherbus“, so Bausinger.

Der Förderverein kämpft seit seiner Gründung im Juni 2004 für die Wiederbelebung der Ende 2003 stillgelegten Busbibliothek. Den Sparmaßnahmen der damaligen schwarz-grünen Ratsmehrheit fielen fünf Busse zum Opfer, die wöchentlich 71 Haltestellen in ganz Köln angefahren hatten. Rund 8.000 Menschen – vor allem Jugendliche und Senioren – waren so mit Lesestoff und anderen Medien versorgt worden. „Als wir das einstellen mussten, gab es Proteste, wie ich sie noch nie erlebt habe“, erinnert sich der Direktor der Kölner StadtBibliothek, Horst Neißer.

Für die Wiedereröffnung des Bücherbusses unter eigener Regie rechnet der Förderverein mit jährlichen Kosten von rund 80.000 Euro. Dafür könnten wöchentlich 15 Haltestellen angefahren und die Bibliotheksassistentin, der Busfahrer sowie der technische Unterhalt des Busses bezahlt werden, erklärt Vereinsvorsitzender Bausinger. Von diesen Kosten will der Verein rund 30.000 Euro durch „feste Einnahmen“ wie Werbung am Bus und Vereinsbeiträge erwirtschaften. Für Privatpersonen kostet die Mitgliedschaft im Förderverein pro Jahr 30 Euro, Firmenmitglieder zahlen 500 Euro. Die restlichen 50.000 Euro müssten dann jährlich durch Spenden und Sonderaktionen bei den Bürgern eingesammelt werden, so Bausinger. Der Vereinschef hofft allerdings, „dass die Zahl unserer Vereinsmitglieder stark ansteigt, sobald der Bus wieder rollt“ – und die Zukunft des Busses langfristig darüber gesichert werde.

Dass die Bürger die „wichtige Aufgabe der Bildung, Erziehung und Wissensvermittlung“ in Köln selbst in die Hand nehmen müssen, findet Bausinger zwar bedauerlich. Aber bei der derzeitigen Kassenlage könne man von der Stadt, „nicht verlangen, dass sie mehr macht“. Immerhin stelle sie dem Verein den Bus für eine symbolische Miete von einem Euro pro Jahr zur Verfügung. „Sie hätte ihn ja auch verkaufen können“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Dabei dürfte der Spareffekt durch die Einstellung der Bücherbusse für die Stadt ohnehin ziemlich gering sein. Denn die Stadt hatte erst 2003 einen vierten Bücherbus für rund 300.000 Euro angeschafft. Als die rollende Bibliothek wenige Monate später eingestellt wurde, war für das fast neue Mobil kein annähernd angemessener Preis zu erzielen. Dazu kamen 130.000 Euro Abfindungskosten für die vorzeitige Auflösung des Mietvertrags für die Busstellplätze. Und die Bibliotheksfachkräfte werden als städtische Angestellte ohnehin weiter bezahlt.

SUSANNE GANNOTT

Morgen gibt der Förderverein auf der Mittelstraße neben St. Aposteln von 11 bis 15 Uhr Buchstabensuppe aus; am Dienstag erzählen Kölner KünstlerInnen, darunter Heinrich Pachl, Gerd Köster und die Cöllner Canzonisten, bei einer Gala im Schauspielhaus „Wie ich unter die Bücherfreunde fiel“ (18/12 Euro, Tel.: 0221/221-284 00)