: „Maria im Mediendiskurs“
VORTRAG Über die Aktualität der Maria von Magdala im Mediendiskurs von Internet und Filmkultur
■ 36, hat in Heidelberg Religionswissenschaft studiert und über „Hexen im Internet“ promoviert. Heute ist sie Junior-Professorin an der Uni Bremen.
taz: Wieso interessieren sich Medienwissenschaftler für Maria Magdalena?
Kerstin Radde-Antweiler: Ich bin Religionswissenschaftlern, arbeite aber mit neuen Medien. Neue Medien verarbeiten erstaunlich viele religiöse Motive. Biblische Stoffe werden gern und viel aufgegriffen.
Und Maria Magdalena?
Da spielen drei Narrative eine Rolle. Zunächst die große Diskussion, ob Marie von Magdala die Ehefrau Jesu war.
In der Bibel steht davon nichts. Aber viele glauben daran. Das Problem der Kirche ist: Wenn Jesus eine Frau hatte, wäre das Zölibat infrage gestellt. Eine andere Tradition sieht Maria von Magdala als Hure. Es gibt eine Geschichte im Lukas-Evangelium, die das nahelegen könnte. Im Mittelalter gab es viele erotische Bilder dazu. Was für die katholische Kirche am Spannendsten ist: Sie war die erste Zeugin des leeren Grabes.
Das sind klassische Phantasie-Geschichten – das Internet wäre der moderne Schauplatz der Phantasie?
Die Medien stehen als Wissens-Tool zur Verfügung. Viel mehr Menschen, religiöse Laien, können ihre Glauben-Inhalte einem großen Publikum zur Verfügung stellen. So ist zu beobachten, dass die Maria von Magdala oftmals als Legitimationsfigur im theologisch-feministischen Diskurs zur Autoritätskonstruktionen benutzt wird.
Bezieht sich Ihr Vortrag auf die mittelalterliche Maria oder mehr auf die Internet-Maria?
Mir geht es mehr um die modernen Medien, auch Filme übrigens. Interview: kawe
18 Uhr im Uni-Medieninstitut ZeMKI, Linzer Str. 4 (am Fallturm)