: Nicht von gestern
DDR-FLUCHT Teamworx verfilmt mal wieder deutsche Geschichte – aber ganz zeitgemäß
Das Bild irritiert. Berlin-Wannsee, ein Villenviertel. Man biegt um die Ecke, und da parken ein Lada, ein Wartburg und ein Ifa-Truck. Plötzlich steht man im Belgrad des Jahres 1984.
Eine junge Frau und zwei junge Männer stürmen auf das Tor der Deutschen Botschaft zu. Auf der Flucht in den Westen werden sie von der Stasi gejagt. „Sie müssen uns reinlassen!“, schreit einer in die Sprechanlage. Er wird das noch einige Male wiederholen, bis die Szene im Kasten ist.
„Go West – Freiheit um jeden Preis“ wird hier gedreht, Andreas Linke führt Regie. Die Produktionsfirma Teamworx hat schon mit „Der Tunnel“ oder „Das Wunder von Berlin“ deutsche Geschichte ins Fernsehen gebracht. 2010 soll der Zweiteiler auf ProSieben ausgestrahlt werden.
„Wir werden den Film jung und dynamisch vermarkten und gar nicht so sehr auf die DDR-Vergangenheit eingehen“, sagt Redakteurin Birgit Brandes. Der Film soll eine Freundschaftsgeschichte mit Action und Abenteuer sein. Und nur nebenbei eine kleine Geschichtsstunde.
Das Gespräch findet im Botschaftsgebäude statt, ein Bild des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker hängt an der holzvertäfelten Wand. „Es ist doch bedenklich, wie wenig man über die deutsche Geschichte weiß“, sagt Franz Dinda, 26, der den Chaoten Thomas spielt. Dinda hat selbst eine Flucht aus der DDR erlebt. Kurz vor der Wende reiste seine Mutter mit ihm in die Bundesrepublik aus. „Meine einzige Sorge damals war, dass man im Westen Englisch sprechen würde“, erinnert er sich.
Die Filmodyssee wird nicht an Originalschauplätzen gedreht, sondern an knapp einem Dutzend Orten in ganz Deutschland. Das liege nicht nur an der regionalen Filmförderung, sondern auch an den Motiven, erklärt Produzent Christian Rohde: „Das Prag der Achtziger können Sie dort nicht drehen – das ist alles schon saniert.“ Deshalb wich man dafür nach Dresden aus.
SEBASTIAN ERB